In diesem Jahr wurden die internationalen Ig Nobel-Preise bereits zum 29. Mal verliehen – für Forschungsprojekte, die auf den ersten Blick vollkommen hanebüchen wirken, aber irgendwo dennoch ihre Existenzberechtigung haben. Wir haben einige Beispiele herausgesucht, um angehenden Forschern unter unseren Lesern eine Inspiration für unterhaltsame Projekte und Studien an die Hand zu geben.
Biologie
Wohin?
Der Preis geht nach Singapur, China, Australien, Polen, in die USA, Bulgarien – und Deutschland.
Die Forschung
Mithilfe eines Quantum-Sensors kann Magnetrelaxometrie bei biologischen Proben verwendet werden. So können mit dieser nicht-invasiven Methode die physikalischen Eigenschaften magnetischer Materialien festgestellt werden. Forschungsobjekt: Kakerlaken.
Die Feststellung
Tote amerikanische Kakerlaken verhalten sich aus magnetischer Sicht anders als lebende amerikanische Kakerlaken.
Der Nutzen
Die Ergebnisse aus bisherigen Verhaltensexperimenten mit Insekten in magnetischen Feldern könnten eventuell möglicherweise vielleicht durch diese Forschung miteinander verknüpft werden. Vor allem, da in den Insektenleichen andere magnetische Materialien „vorhanden zu sein“ scheinen. Oder haben Insekten etwa eine Seele?
Schlagworte
Biomagnetismus, Insekten(sterben), Magnetfelderfassung, Quantenkohärenz-Verhalten
Chemie
Wohin?
Japan
Die Forschung
Wie viel Spucke produziert ein durchschnittliches, 5-jähriges Kind pro Tag?
Die Feststellung
500 Milliliter. Im Übrigen durften die Söhne eines Forschers, ehemalige Testsubjekte, bei der Verleihung ebenfalls die Bühne stürmen.
Der Nutzen
Klar: Spucke ist ein Indikator, um die Gesamtgesundheit eines Individuums zu beurteilen – ohne Speichel macht Essen keinen Spaß, der Mund wird weniger gereinigt und die Verdauung bekommt Schwierigkeiten.
Im Übrigen braucht es durchaus ein gewisses mathematisches Verständnis für dieses Projekt: Faktoren wie der mittlere Speichelfluss wurden definiert und sein Umfang pro Minute heruntergebrochen, um die Gesamtmenge zu berechnen – während gegessen, gesnackt oder getrunken wurde. Möglicher Ansatz für die weitere Forschung: Für die Schlafenszeit wurde angenommen, dass kein Speichel produziert wird. Ist dem so und wenn nein, wie viel produziert ein fünfjähriges Kind, wie viel ein sechsjähriges?
Schlagworte
Saliva, Gesundheit, Kinder, Zahngesundheit
Frieden
Der Preis geht nach Saudi Arabien, Singapur, in die USA und UK.
Die Forschung
Die Menge des Vergnügens oder der Erleichterung, wenn man eine juckende Stelle endlich kratzen kann. Dazu wurden Juckbohnen eingesetzt, die den armen Probanden mittels Nadeln aufgetragen wurden und ihnen sicherlich den einen oder anderen Nerv gekostet haben.
Die Feststellung
Wenn wir uns endlich am Rücken oder am Knöchel kratzen dürfen, löst das deutlich mehr Erleichterung aus, als am Unterarm. Außerdem: Je stärker das Jucken, desto größer der Genussmoment. Aber auch die Psyche spielt eine Rolle: Die empfundene und die tatsächliche Erleichterung unterscheiden sich bisweilen, zudem ist Kratzen nicht in jeder Körperregion gleich effektiv.
Der Nutzen
Ob jemand Trump schon mal gefragt hat, ob sein Rücken juckt?
Physik Really?
Wohin?
Der Preis geht nach Taiwan, Australien, Neuseeland, Schweden und die USA
Die Forschung
In Australien leben Wombats, pflanzenfressende Beuteltiere, die in der Erde nach Nahrung buddeln. Flauschig, wirken sehr nett – und sind in der Lage, würfelförmigen Kot zu produzieren. Warum und wie? Eine Leistung, auf die jemand neidisch zu sein scheint. Für das Experiment wurden keine lebenden Wombats genutzt, sondern zwei Tiere, die nach unglücklichen Autounfällen leider eingeschläfert werden mussten. Deren Darm wurde mit Hilfe eines Ballons aufgebläht. Yay.
Die Feststellung
Würfel sind in der freien Natur ganz grundsätzlich eine Anomalie. Also wie stellen die kleinen Flauschnasen ihr Kunstwerk auf die Beine? Die Lösung: Die Veränderung der Form rührt daher, dass die Darmwand der Wombats variierende und elastische Eigenschaften besitzt. Die scheitelwinklige, oder einfacher horizontale, Verformung führt zu einer würfelartigen Form. Die lokale Dehnung beträgt zwischen 20 und 75 Prozent.
Der Nutzen
Die können was, was wir nicht können – ein Mysterium, welcher technologischen Maßnahmen sich die Wombats da so bedienen, das ist mit Sicherheit eine bewusste Entscheidung. Mit den Würfeln lassen sich tolle Reviermarkierungen erstellen (und wir Menschen bauen simple Steintürmchen, Neid!) Aber es hat niemand die Absicht, eine Mauer zu bauen, ganz bestimmt. Der Nutzen der Forschung erschließt sich damit leider trotzdem nicht.
Unnützes Wissen für das nächste Date
Es gab in Australien mal Riesenwombats (Diprotodons), die einfach mal genauso groß wie ein Nashorn waren – die größten Beuteltiere jemals. Was das für Würfel gewesen sein müssen …
Schlagworte
Wombats, Würfel, territoriales Verhalten
Mehr rund um die Naturwissenschaft auf dieser Übersichtsseite!
Noch ein kleiner Zusatz zum Thema Chemie vom 1.Oktober 2019.
Die Hochschule Wismar hat offiziell mit ihrem Verbundvorhaben „ALBINA“ begonnen, bei dem es um algenbasierte Schmierstoffzusätze geht. Warum denn das? Ganz einfach: Es geht darum die Chemie durch nachwachsende Rohstoffe zu ersetzen. Der Gebrauch von Algen könnte den Einsatz vom eher umweltschädlichen Mineralöl in der Schmierstoffherstellung ersetzten.
Das Projekt befindet sich seit Dienstag, den 1. Oktober 2019, in der dritten Phase, welche zur Untersuchung der vorherigen Laborversuche dient. Prof. Dr.-Ing. Roland Larek, der Projektleiter an der Hochschule Wismar begründet die ersten beiden Phasen als Grundlage der wissenschaftlichen Arbeit von ALBINA.
Gefördert wird das Ganz vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aus dem Förderprogramm „Nachwachsende Rohstoffe“.
Nachdem erst einmal geeignete Algenstämme und deren Aufbereitung untersucht wurden, wird es in den nächsten 30 Monaten um die Erprobung und Quantifizierung der entwickelten Schmierstoffe gehen.
Aber warum ausgerechnet Algen?
Algen sind besonders gut um innovative Rohstoffe zu gewinnen. Der Anbau ist leicht, schnell und vor allem nicht sehr Platzbedürftig, da keine Ackerflächen benötigt werden. Das beste an der Pflanzen ist jedoch ihr Klimanutzen. Algen brauchen zum wachsen eine hohe Menge an Kohlendioxid, welches sie aus der Atmosphäre ziehen können.
Win-Win für alle also!
Mehr Infos zur Hochschule Wismar und dem Algen Projekt auf dieser Seite!