Aus seinen Projekten lässt sich viel lernen – durchaus auch mal, dass man Prozesse in den Kliniken der Sana IT doch anders als ursprünglich gedacht digitalisiert. Was ihn dafür motiviert, was die IT-Projekte in der Sana IT von der Allgemeinheit unterscheidet und auf welche technologischen Herausforderungen er sich besonders freut, erläutert Nick Seidel, Healthcare IT-Spezialist.
Herr Seidel, als Healthcare IT-Spezialist steht Ihre Karriere im Zeichen der Technik. Zeitgleich geht es bei der Gesundheits-IT aber um Prozesse, die im Idealfall sogar die Genesung eines Patienten unterstützen. Inwiefern motiviert Sie das bei Ihrer Arbeit?
De facto bin ich derzeit Projektleiter in der Krankenhaus-IT. Als solcher habe ich kaum direkten Kontakt mit Patienten, dennoch sind behandelnde Ärzte und Pflegekräfte meine direkten Stakeholder in den Projekten. Der Gedanke, digitale Werkzeuge und damit bessere Prozessabläufe für sie in den Kliniken zur Verfügung zu stellen, ist sehr motivierend für mich. In einem meiner ersten Healthcare-IT-Projekten wurde ich zum Abschluss von einer Stationsleitung umarmt und mit einem „vielen Dank für die enorme Verbesserung“ der IT-gestützten Behandlungsprozesse „bei uns“ verabschiedet. Wenn man bedenkt, dass noch ein Jahr zuvor die IT speziell in dieser Fachabteilung als Arbeitsbehinderung eingeschätzt wurde, ist dies eine enorme Bestätigung meiner Tätigkeiten. Situationen wie diese sind immer eine Art Belohnung für monatelange, stressige Projektarbeiten. Am Ende des Arbeitstages weiß ich, dass ich wieder etwas für die Verbesserung des Gesundheitswesens und damit für das Wohlbefinden von Patienten getan habe.
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Mit Technik etwas Menschliches bewegen – ist das Ihrer Meinung nach ein Alleinstellungsmerkmal für die Gesundheits-IT?
Nein, aber in der Branche wird durch kleinste digitale Veränderungen sehr viel sichtbar und kann unmittelbare Auswirkungen auf das Wohlbefinden von Menschen haben. Ein gutes Beispiel sind hier moderne Wearables, die mithilfe von Apps vor gewissen, meist schmerzhaften Symptomen warnen können, beispielsweise in Form einer Diabetesüberwachung oder eines Migränetagebuch. Dazu kommt, dass kein Projekt in der Gesundheits-IT anonym durchgeführt wird. Es gibt immer einen direkten Austausch und schnelles Feedback mit den Kolleg:innen oder Patient:innen, die einen direkten Nutzen von der Einführung des IT-Systems haben sollen. In anderen Branchen werden Produkte entwickelt, um dann durch einen anonymen Markt entscheiden zu lassen, wie es der Anwender finden könnte. Dies ist bei der Krankenhaus-IT definitiv nicht der Fall und das ist gut so. Leider wurde in den letzten Dekaden in Deutschland viel zu wenig im Gesundheitswesen investiert, um durch Digitalisierung gravierende Veränderungen zu erreichen. In der Beziehung stehen wir in Deutschland noch eher am Anfang, trotz aller Neuerungen in den letzten Monaten.
Praxisbeispiel: Projekte der Healthcare IT
Sie widmen sich Hochinnovationsprojekten, die eher experimentell ausgerichtet sind. Welches Know-how hat sich daraus ergeben?
In meiner Verantwortung als Projektleitung obliegt es, konkrete Anforderungen von reinen Wünschen zu trennen und dazu bestehende Prozesse zu analysieren. Anschließend können in geplanten Projekten diese verschiedenen Aspekte in entsprechenden IT-Systemen abgebildet und als digitale Unterstützung für die Anwender nutzbar gemacht werden. Beispiel: Der Patient und von ihm beauftragte Leistungserbringer müssen schneller an bereits erhobene Behandlungsdaten kommen. Dazu ist es zwingend erforderlich, endlich weg vom Fax hin zu strukturierten Daten im Gesundheitswesen zu kommen. Diesen Zustand können wir aber nicht ohne umfassende digitalisierte Behandlungsprozesse erreichen. Zu dieser Erkenntnis kommen die Erfahrungen aus einem meiner Kernprojekte hinzu – thematisch geht es dabei um die eindeutige digitale Patientenidentifikation und den Einflüssen des Datenschutzes darauf. Ich musste feststellen, dass die Themen Datenschutz und Datensicherheit von der Allgemeinheit völlig falsch verstanden werden. Leider sind die verschiedenen gesetzlichen Anforderungen für das Gesundheitswesen in Deutschland aber auch keine einfache Ausgangslage zur Digitalisierung im Gesundheitswesen.
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Was sollten Interessenten unbedingt wissen oder bedenken, was so nicht auf der eigenen Website der Sana IT steht? Womit kann eine Karriere bei der Sana IT Ihrer Meinung nach besonders punkten?
Interessenten sollten wissen, dass ein breites Betätigungsfeld bei der Sana IT mit vielen spannenden Aufgabenfeldern existiert. Dies entsteht zwangläufig durch die Tatsache, dass wir als IT-Dienstleiter für all unsere Behandlungseinrichtungen – Krankenhäuser, Ambulanzen, Vorsorgeeinrichtungen – und Schwestergesellschaften wie Managementgesellschaften, Einkaufs- und Logistikgesellschaften oder auch Medizintechnikdienstleister der Sana Kliniken AG sind. Die Sana IT fungiert dabei als ein Bindeglied für die gesamte Konzernstruktur und stellt die zentralen Infrastruktur-, Software- und Prozessdienste für alle Gesellschaften zur Verfügung.
Ein vielfältiges Aufgabenspektrum, getrieben durch die stetigen Innovationen auf dem IT-Sektor, stellen sicher, dass es in den kommenden Jahrzehnten nicht langweilig wird. Alleinstellungsmerkmal des Sektors Gesundheits-IT ist im Gegenzug zu normalen Wirtschaftsunternehmen, wo Kosten- und Nutzen-Verhältnisse im Vordergrund steht, dass hier andere Aspekte wie Förderungen durch Bund und Ländern oder die Erfüllung von neuen gesetzlichen Anforderungen in den einzelnen Behandlungseinrichtungen eine zentrale Rolle spielen. Diese komplexen Zusammenhänge sind nicht immer leicht und schnell von Neueinsteigern und Außenstehenden zu verstehen.
Spannende Herausforderungen in der Healthcare IT
Woran haben Sie zuletzt gearbeitet und auf welche spannende Herausforderung freuen Sie sich in den nächsten Monaten am meisten?
Die aktuelle Fördersituation der Krankenhäuser durch das Krankenhauszukunftsgesetz mit mehreren Milliarden Euro bring sehr viel Dynamik in den Markt für die kommenden Jahre. Ich hoffe, damit auch an einigen Projekten zum Ausbau von IT-gestützten Behandlungsprozessen beteiligt zu werden. Innerhalb meines Kernprojektes erwarte ich einen Ausbau der Systemlandschaft zur Förderung der Interoperabilität von haus- und sektorenübergreifenden Datenströmen. Auch wenn es banal klingt, so ist es leider kein etablierter Standard, dass Daten von einer Klinik in eine andere Klinik übermittelt und wiederverwendet werden können. Hierbei werden wohl noch viele organisatorische und datenschutzrechtliche Herausforderungen zu meistern sein.
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Sie waren beruflich zuvor in ganz anderen Branchen unterwegs, etwa der Industrie und dem Handel. Wie sind Sie zur Gesundheits-IT gekommen und warum würden Sie sich dafür wieder entscheiden?
In meiner nun schon mehr als 20-jährigen beruflichen Laufbahn war ich in diversen Unternehmens- und Fachbereichen von kleinen und mittelständischen Unternehmen bis hin zu großen internationalen Konzernen tätig. In die Gesundheits-IT bin ich eher zufällig durch eine Weiterbildung im Bereich SAP gekommen. In einer ersten Anstellung bei einem Klinikverbund habe ich Finanzbuchhaltungs- sowie Lohn- und Gehaltssysteme optimiert. Eher nebenher habe ich dann die ersten Projekte im Bereich eHealth und Healthcare IT übernommen. Zur Sana IT bin ich auf der Suche nach einer beruflichen Weiterentwicklung gekommen, indem ich von einem Headhunter angesprochen wurde. Die enge Zusammenarbeit mit den Sana-Gesellschaften bietet mir ein breites Spektrum an Kommunikationsmöglichkeiten, welches mir immer sehr viel Spaß bereitet. Auf diese Art und Weise kommt man mit vielen Berufsgruppen und Lieferanten in Kontakt. Bei meinen Tätigkeiten im Gesundheitswesen kann ich besonders meine Leidenschaft, die Verknüpfung von Prozessverständnis mit technischem Know-how und gleichzeitigem Aufbau von Beziehungen in der Branche umsetzen. Der Gesundheitssektor interessiert mich sogar so sehr, dass ich 2021 einen vertiefenden Master-Abschluss (M.Sc) in „Information Technologies in Healthcare“ nebenberuflich absolviert habe. Also ja, ich würde mich definitiv wieder für die Healthcare IT entscheiden.
Nick Seidel, geboren 1979, war bereits in kleinen und mittelständischen Unternehmen bis hin zu großen internationalen Konzernen tätig. Bei der Sana IT stieg er 2017 ein, wo er als Projektmanager und -leiter für Prozessverbesserungen und Systemintegrationen im Gesundheitswesen verantwortlich ist. Persönliche Weiterbildung sowie das Testen technischer Innovationen sind essenziell für Nick Seidel.
Nick Seidel (M.Sc), IHE Projektleiter HealthCare IT
Sana IT Services GmbH
Oskar-Messter-Straße 24
85737 Ismaning
nick.seidel@sana.de