
Strategie trifft Substanz
Die Healthcare & Life-Sciences Practice steht an der Schnittstelle zwischen medizinischem Fortschritt, regulatorischer Expertise und strategischem Marktzugang. Doch wie sieht die Arbeit in diesem hochspezialisierten Umfeld konkret aus? Und was bringt junge Talente dazu, sich genau für diesen Weg zu entscheiden? Diese und andere Fragen beantworten Mia und Clara von Simon-Kucher – zwei Beraterinnen, die ihren Einstieg in die Branche ganz unterschiedlich erlebt haben und doch eines gemeinsam teilen: die Begeisterung für evidenzbasierte Strategien und sinnstiftende Projektarbeit.
Wie verlief euer Einstieg bei Simon-Kucher – und was hat euch an der Healthcare & Life-Sciences Practice besonders gereizt?
Clara: Ich hatte schon während meines Studiums ein klares Interesse an der Beratungswelt, gleichzeitig aber auch eine starke fachliche Affinität zu Life-Science-Themen. Die Spezialisierung auf die Healthcare & Life-Sciences Practice war für mich der perfekte Mittelweg – analytisch, aber auch inhaltlich tief. Der Einstieg bei Simon-Kucher hat es mir ermöglicht, genau das zu kombinieren. Trotz des Einstiegs mitten in der Coronapandemie habe ich den Start als sehr gelungen empfunden – nicht zuletzt durch den starken Teamgeist und die hohe Motivation. Meine Spezialisierung ist AMNOG (Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz), P&MA (Pricing und Market Access)-Strategie-Implementierung für pharmazeutische Kunden in Deutschland.
Mia: Bei mir war der Weg etwas praktischer geprägt. Ich habe während meines Masters in Gesundheitsökonomie zunächst ein Praktikum bei Simon-Kucher in München gemacht. Das war ideal, um das Unternehmen, die Teams und die Themen kennenzulernen. Danach bin ich direkt fest eingestiegen – mit einem tollen Start im Berliner Büro, in dem ich mich sofort willkommen gefühlt habe. Der besondere Reiz an der Healthcare & Life-Sciences Practice liegt in der Möglichkeit, sich fachlich zu spezialisieren und gleichzeitig an der Markteinführung hochinnovativer Therapien wie Gentherapien oder Breakthrough-Innovationen aktiv mitzuwirken. Mein Fokus liegt auf Commercial & Brand Strategy für Pharmakunden.
Die Vielfalt erzeugt echte Synergien in der Projektarbeit
Dr. Clara Brieke // Simon-Kucher
Wie erlebt ihr die Zusammenarbeit im Team, insbesondere zwischen den Bereichen AMNOG/P&MA und Commercial Strategy?
Mia: Die Zusammenarbeit zwischen Commercial Strategy und P&MA ist bei uns sehr eng und gut abgestimmt. Oft arbeiten wir projektübergreifend und tauschen uns regelmäßig aus – insbesondere dann, wenn es um länderspezifische Fragestellungen geht. Kolleg:innen aus dem AMNOG-Team bringen ihr spezifisches Know-how beispielsweise als „Country Experts“ für Deutschland in internationale Projekte ein. Gerade bei strategischen Fragestellungen zur Positionierung, Preissetzung oder Launch-Strategien greifen Commercial-, Pricing- und Access-Aspekte eng ineinander – das macht unseren Beratungsansatz so ganzheitlich und praxisnah.
Clara: Ich erlebe den Teamspirit bei Simon-Kucher als sehr beständig – auch wenn das Unternehmen gewachsen ist und sich die Healthcare & Life-Sciences Practice inhaltlich weiter diversifiziert hat. Der kollegiale Austausch funktioniert nach wie vor hervorragend. Besonders schätze ich die unterschiedlichen Perspektiven und fachlichen Expertisen, die die Kolleg:innen aus anderen Teams mitbringen. Diese Vielfalt erzeugt echte Synergien in der Projektarbeit. Und letztlich geht es uns allen darum, für den Kunden die bestmögliche Lösung zu entwickeln – wenn dafür zusätzliche Commercial-Erfahrung gefragt ist, lassen sich Kolleg:innen jederzeit kurzfristig einbinden. Diese Flexibilität ist ein großer Vorteil.
Die Life-Sciences-Industrie ist faszinierend und vielfältig: international, hochinnovativ und mit einem echten Impact für Patient:innen
Dr. Clara Brieke // Simon-Kucher
Welche Fähigkeiten und Vorerfahrungen helfen beim Einstieg in die Life-Sciences-Beratung?
Mia: Fachliche Vorkenntnisse im Life-Science-Bereich, etwa aus dem Studium oder aus vorherigen Praktika, können den Einstieg erleichtern – sind aber kein Muss. Wir haben zwar einige Kolleg:innen aus den Bereichen Medizin oder Gesundheitsökonomie, die meisten unserer Kolleg:innen im Life-Sciences-Bereich haben aber unterschiedliche akademische Hintergründe. Viel wichtiger sind echtes Interesse am Gesundheitssektor, Lernbereitschaft und die Fähigkeit, sich schnell in neue Themen einzuarbeiten.
Für mich persönlich waren Kurse in Gesundheitsökonomie, Pharmamarketing und Technologiebewertung während meines Studiums besonders hilfreich. Auch meine praktische Erfahrung als Werkstudentin in einem Telemedizin-Startup hat mir ein gutes Gefühl für den Markt und die Dynamik im digitalen Gesundheitswesen vermittelt.
Was die persönlichen Fähigkeiten angeht, zählen vor allem Eigeninitiative, Teamfähigkeit und eine strukturierte, präzise Arbeitsweise. Wer offen ist, sich aktiv einbringt und mitdenkt, findet bei uns schnell seinen Platz im Team.
Clara: Natürlich gehören gewisse Basics dazu – eine solide Beherrschung von MS Office, gute Englischkenntnisse, ein sicheres Auftreten und eine gewisse Zahlenaffinität. Aber das allein reicht nicht. Für mich ist eine offene Haltung noch viel wichtiger: Wer neugierig ist, keine Scheu hat, Fragen zu stellen, und sich auf neue Themen einlässt, hat die besten Karten. Gerade in der Healthcare & Life-Sciences Practice ist der Einstieg eine Herausforderung – man wird mit einer Flut an Fachbegriffen, Abkürzungen und Wirkstoffnamen konfrontiert, die einem anfangs noch völlig fremd sind. Aber das gehört dazu – und man wächst da sehr schnell hinein. Und das lohnt sich. Denn wenn man einmal drin ist, merkt man schnell, wie faszinierend und vielfältig die Life-Sciences-Industrie ist: international, hochinnovativ und mit einem echten Impact für Patient:innen. Es ist ein Bereich, der nicht nur intellektuell fordert, sondern auch inhaltlich Sinn stiftet.

Wie wichtig ist fachliche Spezialisierung – und wie viel Raum gibt es bei Simon-Kucher für interdisziplinären Austausch?
Mia: Die fachliche Spezialisierung gewinnt mit zunehmender Erfahrung an Bedeutung – zum Beispiel in Richtung Pharma, MedTech oder Digital Health. In den ersten Jahren ist der Einstieg jedoch bewusst breit angelegt. Wer Eigeninitiative zeigt, kann verschiedene Themenfelder innerhalb der Healthcare & Life-Sciences Practice kennenlernen und sich orientieren. Diese Vielfalt ist nicht nur bereichernd, sondern auch hilfreich, um ein gutes Verständnis für die Zusammenhänge zwischen verschiedenen Projekttypen und Kundensegmenten zu entwickeln. Der interdisziplinäre Austausch wird bei uns aktiv gefördert – etwa durch Formate wie die Life Sciences University, projektübergreifende Teamvorstellungen oder die Biweekly Office Meetings, in denen Kolleg:innen Einblicke in aktuelle Themen und Best Practices geben. Unser Team setzt sich aus Menschen mit sehr unterschiedlichen akademischen Hintergründen zusammen – das sorgt für vielfältige Perspektiven und ein inspirierendes Miteinander.
Clara: Unsere Kunden nehmen uns ganz klar als Fachexpert:innen wahr – und diese Expertise wird auch erwartet. Da die Life-Sciences-Industrie vielfältig ist, macht es mit der Zeit absolut Sinn, sich zu spezialisieren. Das passiert aber meist erst ab dem Manager-Level. Bis dahin gibt es viel Raum, unterschiedliche Bereiche auszuprobieren – und das empfehle ich auch ausdrücklich. Diese frühen Einblicke helfen nicht nur, den eigenen Fokus zu finden, sondern auch, das große Ganze besser zu verstehen: Wer macht was, bei welchen Problemstellungen? Wer bringt welches Know-how mit? So entsteht ein belastbares Netzwerk innerhalb des Unternehmens, auf das man später jederzeit zurückgreifen kann.
Wir würden gerne noch etwas mehr in die Tiefe gehen und über eure fachspezifischen Themen sprechen. Mia, wie entwickelt man eine erfolgreiche Markenstrategie für ein neues Medikament?
Mia: Im Gegensatz zum klassischen B2C-Marketing richtet sich die Markenstrategie im Pharmabereich primär an medizinisches Fachpersonal und Kostenträger wie beispielsweise Krankenversicherungen – nicht an Endverbraucher. Der Schlüssel liegt in einem strukturierten, mehrstufigen Vorgehen – von der frühen Marktanalyse bis zur Optimierung nach dem Launch.
Zunächst steht das Verständnis für den medizinischen Bedarf und das Wettbewerbsumfeld im Fokus. Dazu gehören Analysen zu Behandlungspfaden, Patienten- und HCP (Health Care Provider)-Perspektiven, zentrale Entscheidungspunkte wie Diagnose oder Therapiebeginn sowie die Analyse der Krankheitslast und bestehender Therapiealternativen. Auf dieser Basis lassen sich mögliche Differenzierungsmerkmale ableiten. In der Markenentwicklung definieren wir eine klare Markenvision, eine präzise Positionierung und zentrale Value Propositions. Ein konsistenter Kommunikationsplan mit zielgerichteter Ansprache – gestützt durch Stakeholder-Mapping und Profiling von HCPs, KOLs (Key Opinion Leader) und Patientenorganisationen – ist essenziell.
Auch die geografische Launch-Strategie ist entscheidend: Mithilfe von Szenarioanalysen priorisieren wir Länder nach Marktpotenzial und Markteintrittsfähigkeit. Und selbst nach dem Markteintritt geht die Arbeit weiter – etwa durch Markenanalysen, Lifecycle-Management, Strategien zur Indikationserweiterung oder Maßnahmen im Vorfeld des Patentverlusts.
In welchen Produktphasen bist du typischerweise involviert – von der frühen Pipeline bis zum Markteintritt?
Mia: Die Bandbreite ist tatsächlich groß – und genau das macht die Arbeit besonders spannend. Je nach Kundenanfrage und Projektauftrag begleiten wir Produkte in ganz unterschiedlichen Phasen. Das kann eine frühe Investitionsentscheidung in der Forschung & Entwicklung betreffen, genauso wie die Entwicklung einer Launch-Strategie oder die Optimierung eines bereits am Markt befindlichen Produkts.
Typische Fragen sind: Wann und wo erfolgt der beste Launch? Wie positionieren wir das Produkt ideal im Markt? Und welches Preis- und Erstattungspotenzial ist realistisch? Jedes Projekt folgt einer eigenen Dynamik – und genau das macht unseren Alltag so abwechslungsreich.
Die persönliche und fachliche Weiterentwicklung steht bei uns ganz klar im Fokus
Mia Hofmann // Simon-Kucher
Wie fördert ihr die Weiterentwicklung jüngerer Kolleg:innen im Team?
Mia: Die persönliche und fachliche Weiterentwicklung steht bei uns ganz klar im Fokus. Jede:r Berater:in hat eine:n persönliche:n Career Advisor, der idealerweise auch in Projekten eng zusammenarbeitet. Gemeinsam reflektieren wir Ziele und definieren Entwicklungsschritte. Auch die Projektlandschaft selbst trägt viel zur Weiterentwicklung bei: wechselnde Inhalte, wachsendes Verantwortungsniveau und vielfältige interne Lernformate sorgen für kontinuierliches Lernen on the job. Dazu kommt ein strukturierter Feedbackprozess, der regelmäßig stattfindet und die Grundlage für einen individuell zugeschnittenen Entwicklungsplan bildet.
Auch unsere Praktikant:innen werden von Anfang an aktiv ins Team integriert – mit einem festen Ansprechpartner, dem sogenannten „Intern Agent“, der sie im Onboarding und während des Praktikums begleitet.
Für Frauen gibt es zusätzlich die Women’s Initiative „NOW“ – mit Workshops zu karriererelevanten Themen, inspirierenden Vorträgen und einem starken Netzwerk zum kollegialen Austausch. Diese Formate bieten wertvolle Impulse – gerade in der frühen Karrierephase.
Clara, du arbeitest vor allem im deutschen Markt – was sind AMNOG-Verfahren und welche besonderen Herausforderungen gibt es dabei?
Clara: In Deutschland übernehmen die Krankenkassen die Kosten für Medikamente. Seit 2011 gibt es für neu auf den Markt kommende innovative Medikamente, also keine Generika, einen speziellen Preisregulierungsprozess, das sogenannte AMNOG-Verfahren. Wir begleiten pharmazeutische Unternehmen durch diesen komplexen Prozess. Das Verfahren ist zweistufig: Zunächst bewertet der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) die klinischen Zulassungsdaten im Hinblick auf den Zusatznutzen gegenüber dem aktuellen Therapiestandard. Diese Bewertung ist entscheidend für die nächste Phase – die Erstattungsbetragsverhandlungen mit dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV-SV). Um beide Schritte erfolgreich zu meistern, braucht man ein tiefes Verständnis der Prinzipien des deutschen Gesundheitssystems sowie der hohen methodischen Anforderungen an die klinischen Daten.
Darüber hinaus ist es sehr wichtig, den Prozess vom Ende her zu denken – also, was möchte der Kunde am Schluss in den Erstattungsbetragsverhandlungen mit dem GKV-SV erreichen. Und gerade hierfür sind wir als Pricing-Berater die zentralen Experten.
Wie sieht die strategische Begleitung eines pharmazeutischen Produktes aus, das in die frühe Nutzenbewertung geht?
Clara: Unsere Projekte im AMNOG-Prozess sind meist langfristig angelegt – deutlich länger als klassische Beratungsprojekte von drei Monaten. Häufig erstrecken sie sich über sechs Monate oder länger, allerdings mit unterschiedlichen Intensitätsphasen. Wichtig ist es, die regulatorischen Fallstricke und auch die Sichtweise der Gegenseite genau zu kennen und sich darauf sorgfältig vorzubereiten. Es ist eine Mischung aus strategischer und taktischer Vorbereitung, was die Arbeit besonders reizvoll macht. Da es sich um einen Verhandlungsprozess handelt, entwickelt man mit der Zeit eine echte Verhandlungsprofi-Kompetenz, die auch im Alltag sehr hilfreich ist.
Welche Rolle spielen gesundheitspolitische Entwicklungen in deiner Arbeit?
Clara: Eine sehr große Rolle! Der deutsche Gesundheitsmarkt ist hochkomplex und steht unter erheblichem Kostendruck. Es gibt immer wieder Forderungen nach verschärften Marktzugangsbedingungen für innovative Medikamente. Unter der letzten Regierung kam es zu einigen Änderungen am AMNOG-Prozess. Diese Veränderungen beobachten wir genau, um ihre Auswirkungen auf unsere Kunden zu verstehen und sie weiterhin optimal beraten zu können.
Wie eng arbeitest du mit den Kund:innen in der Umsetzung zusammen?
Clara: Das ist sehr unterschiedlich und hängt stark vom Auftraggeber ab. Manche sehen uns als Sparringspartner, der kritische Perspektiven einbringt und bestehende Strategien hinterfragt. Andere möchten, dass wir sie Schritt für Schritt durch den Prozess begleiten – dann ist die Zusammenarbeit sehr eng. In einigen Fällen begleiten wir unsere Partnerunternehmen sogar bei den Verhandlungen selbst, sitzen im Verhandlungsteam oder übernehmen die Verhandlungsführung. So sind wir nicht nur Berater, sondern Teil des Teams und arbeiten auf Augenhöhe mit unseren Ansprechpersonen zusammen. Das macht die Arbeit besonders spannend und partnerschaftlich.
Mia Hofmann // Simon-Kucher
Mia Hofmann ist Senior Consultant bei Simon-Kucher in Berlin mit dem inhaltlichen Schwerpunkt auf Commercial & Brand Strategy für Pharmakunden. Mia absolvierte den Bachelor in Betriebswirtschaftslehre an der Universität Mannheim und den Master an der LMU München. Bevor sie 2022 ihr Praktikum bei Simon-Kucher begann, sammelte sie Erfahrungen als Werkstudentin und Praktikantin – unter anderem bei McKinsey und Teleclinic. 2023 stieg Mia als Consultant bei Simon-Kucher in Berlin ein. Im Urlaub geht Mia gerne wandern oder fährt Ski. Ihre Freizeit verbringt sie gerne mit Laufen, Cycling und Rennradfahren.
Dr. Clara Brieke // Simon-Kucher
Dr. Clara Brieke ist Director bei Simon-Kucher in Frankfurt mit dem inhaltlichen Fokus auf AMNOG und P&MA-Strategie-Implementierung für pharmazeutische Kunden in Deutschland. Clara hat Biomedizinische Chemie an der Johannes-Gutenberg Universität Mainz studiert. Nach ihrer Promotion an der Universität Frankfurt arbeitete sie zunächst als Postdoc und anschließend als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Max-Planck-Institut für medizinische Forschung in Heidelberg. Dort bearbeitete sie eigene Forschungsthemen an der Schnittstelle von Chemie und Biologie, bevor sie sich entschloss in die Beratung zu wechseln. 2021 stieg Clara bei Simon-Kucher in Frankfurt im Bereich Life Science ein. In ihrer Freizeit ist sie gerne draußen in der Natur aktiv oder genießt ein gutes Glas Wein.

