Thomas Schwachenwalde ist erfolgreicher Gründer, realisierte schon im Mittelstand IT-Projekte und arbeitet heute bei der REWE-Group. Für das Baumarktunternehmen toom setzt er mit seinem Team die neue Digitalstrategie um. Als Unternehmer sieht sich der 32-Jährige (Stand 2018) immer noch. Derzeit sucht er Informatikabsolventen, die Interesse an spannenden digitalen Transformationsthemen haben und IT-Jobs im Baumarkt suchen.
Herr Schwachenwalde, Sie sind heute Abteilungsleiter bei toom und arbeiten mit 70 Kollegen im Team an der neuen Digitalstrategie. Wie sind Sie an den Job gekommen?
Dazu muss ich etwas ausholen. Ich habe schon während der Schulzeit mit sechzehn Jahren als Powerseller bei eBay mit Funkmeldeempfängern, sogenannten Piepern gehandelt, die man aus dem Rettungswesen oder von Ärzten kennt. Zusammen mit einem Freund habe ich diese in den USA bestellt, weil sie dort viel billiger waren und dann hier in Deutschland an Krankenhäuser und Behörden vertrieben. Da haben wir pro Monat ein paar hundert Stück verkauft, bis der Boom in dem Bereich sich gelegt hatte. Das hat wirklich Spaß gemacht und gut verdient haben wir auch.
Und als der Boom zu Ende war?
Mussten wir ohnehin zum Zivildienst. Aber wir waren von dem Handelsthema schon ziemlich angefixt und wollten unbedingt einen eigenen richtigen Online-Shop haben. Wir wussten zwar noch nicht so genau, womit wir handeln wollten, haben aber vorsorglich schon mal einen Shop zusammengebaut und dann geprüft, was man denn sonst noch so aus den USA importieren könnte. Damals schwappte just eine Fitnesswelle durch Deutschland. Daher hatten wir die Idee, Sportlernahrung und Nahrungsergänzungsmittel aus Amerika zu importieren, um diese an Fitnessstudios und Sportler zu vertreiben. Das hat auch richtig gut funktioniert. Am Ende hatten wir fünftausend unterschiedliche Artikel im Shop.
„In Zukunft entscheidet nicht der Preis, sondern das Gesamtpaket“
Hat sich das finanziell gerechnet?
Ja, sofort. Aber wir brauchten das Geld auch, um unser Studium zu finanzieren. Ich habe Betriebswirtschaftslehre an der Uni Duisburg mit Schwerpunkt E-Commerce und E-Business studiert. Den Shop gibt es übrigens immer noch. Ich bin aber nicht mehr beteiligt, denn ich bekam ein lukratives Angebot aus dem Mittelstand, das E-Commerce für einen Haushaltswarenhändler mit dreihundert Filialen zu organisieren. Das habe ich dann angenommen, meinen eigenen Shop verkauft und das neue Projekt umgesetzt, bis mich Headhunter angesprochen haben, ob ich das nicht auch für Baumärkte machen könnte.
toom hat 15.100 Mitarbeiter, 330 Filialen und ist Tochterunternehmen der REWE-Group. Wie „konzernig“ fühlt es sich an, dort zu arbeiten?
Das habe ich mich auch erst gefragt und hatte davor wirklich Respekt. Aber es war sehr schnell klar, dass es hier um einen „Unternehmer im Unternehmen-Job“ geht. Meine Kollegen und ich haben sehr viele Freiheiten. Wir arbeiten bei toom als eine ziemlich familiäre Abteilung, in der man einerseits als Team aktiv ist und andererseits auch das Baumarkt-Gen „Selber machen!“ im Job ausleben kann. Das merkt man sehr schnell, wenn man Teil unseres Teams ist.
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Können Sie uns da ein gutes Beispiel nennen?
Gerne. Uns war bei der Digitalisierung von Anfang an klar, dass es nicht darum geht, einfach einen Online-Shop an die toom-Filialen anzubinden. Wir wussten sehr schnell, dass wir eine Cross Channel-Strategie umsetzen möchten, die dazu führt, dass unsere Kunden noch mehr Dienstleitungen und Services zu Verfügung gestellt bekommen. Wir haben uns gesagt: „Lasst uns doch einfach mal mit fünf Testfilialen beginnen, um die Digitalisierung zu starten.“ Wir haben dann alle Artikel, die wir im Baumarkt verkaufen, digital erfasst und einen ganz einfachen Service angeboten: Wenn der Kunde auf unserer Online-Seite oder durch eine andere Werbemaßnahme erfahren hat, dass wir gerade einen guten Akkuschrauber günstig anbieten, dann kann er diesen auf der Website reservieren und in einer Stunde oder nächste Woche, wann es ihm eben am besten passt, in der Filiale abholen.
War das leicht umzusetzen?
Am Anfang ja, weil es nur so aussah, als stünde ein umfangreiches System dahinter. Tat es anfangs aber nicht, weil wir ja nur schauen wollten, ob unsere Kunden das annehmen. Dennoch stellte sich dann sehr schnell heraus, dass der Service „Click and Reserve“ von unseren Kunden sehr gut angenommen wird. Deshalb haben wir ein sehr stabiles System im Hintergrund aufgesetzt, das mittlerweile in fast allen unserer Filialen läuft. Wir sind das ganze agil angegangen und waren erfolgreich. Das hat auch mit der „einfach machen-Mentalität“ bei toom als Baumarkt zu tun. Diese haben sowohl unsere Kunden als auch unser Team: Zusammensetzen, aus Ideen konkretere Pläne erarbeiten, testen und dann präzise und effiziente Systeme implementieren.
Sie setzten also von Anfang an darauf, mittels Digitalisierung möglichst viele Kanäle zum Kunden zu nutzen?
Das ist unsere Definition von Cross-Channel. Wir vernetzen die Filialen mit dem Shop, die Kunden mit unserem Internetauftritt oder Apps und dann auch wieder mit unserer Filiale. Wir wollen niemandem Grenzen setzen. Sie dürfen nicht vergessen, dass das Baumarktgeschäft ein Beratungsgeschäft ist. Es geht um Dienstleistungen und Services. Da bieten wir jetzt schon Einiges, haben aber auch in Zukunft noch viel vor.
Lassen Sie uns gerne teilhaben.
Wir überlegen uns gerade, wie wir unseren Kunden noch besser bei ihren Projekten helfen können. Ich fände eine App spannend, die konkrete und direkte Hilfestellung bei handwerklichen Herausforderungen bietet. Was viele Konsumenten gar nicht wissen: toom vermittelt auch Handwerker, dafür haben wir einen speziellen Service. Der Kunde könnte bei uns die Fliesen für sein Badezimmer kaufen und das ganze Projekt oder Teile davon über einen Handwerker ausführen lassen. Im Idealfall kann der Kunde das Ganze vielleicht sogar zu null Prozent finanzieren. Wir denken über viele Innovationen nach. Und genau diese werden wir auch benötigen, um Wettbewerbern entgegenhalten zu können. In Zukunft entscheidet nicht der günstigste Preis, sondern das Produkt, der Preis und die gesamte Dienstleistung. Das macht das Projekt auch so strategisch.
Wenn Sie Informatiker treffen und denen von Ihrem Projekt erzählen, finden die das spannend?
Und wie! Die meisten Informatiker vermuten gar nicht, mit was wir uns alles so beschäftigen. Wir suchen derzeit Entwickler, Systemarchitekten, Webdesigner, App-Entwickler, gerne auch Informatiker und Wirtschaftsinformatiker mit SAP-Kenntnissen, die sie bei uns weiter vertiefen können. Wir haben derzeit allein 25 Informatiker im Team und darüber hinaus Wirtschaftswissenschaftler und Geisteswissenschaftler, die sich für IT interessieren. Das ist auch gut so. Gemischte Teams sind in der Regel erfolgreicher und machen in der täglichen Zusammenarbeit vor allem einfach mehr Spaß.
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