Das erste Arbeitsjahr ist wahrscheinlich eines DER aufregendsten und prägendsten im Leben. Am Anfang fühlst du dich, als würdest du ins kalte Wasser gestoßen, vieles ist zunächst einfach unbekannt. Es braucht meist aber nur eine kurze Zeit, bis du dich in deinem neuen Umfeld zurechtfindest. Im Laufe des ersten Jahres verstehst du dann, was es bedeutet eine (eigene) Arbeitsstruktur zu haben und dass jeder Job so viel mehr beinhaltet, als du dir ursprünglich denken konntest. Nicht nur fachlich können Absolvent:innen vor allem im ersten Arbeitsjahr enorm viel dazulernen, sondern auch in sozialen und persönlichen Bereichen über sich selbst hinauswachsen.
(Text: Marketing-Expertin Miriam Ernst)
Aus meiner persönlichen Erfahrung möchte ich ein paar Punkte mit euch teilen, die ich am liebsten schon vor meinem ersten Arbeitstag gewusst hätte!
Aufmerksam zuhören
Jetzt denkt ihr sicher „ist doch klar“, aber zuhören ist nicht gleich zuhören. Aktives Zuhören kann euch in jedem Bereich Vorteile verschaffen. Damit ist natürlich nicht gemeint, dass ihr ungeladen an einem Besprechungsraum lauschen solltet – sondern, dass ihr aufmerksam durch euren Arbeitstag geht. Besonders in den ersten Wochen ist es wichtig, sich Wissen in jeglicher Form anzueignen, um in kurzer Zeit so viel wie möglich zu lernen.
Ihr solltet versuchen zu verstehen, wie die Aufgaben im Unternehmen erledigt werden, wie die Struktur bezüglich Freigaben sowie Arbeitsfelder ist, und wer welche Dinge gut kann und was dem Chef oder der Chefin beispielsweise nicht so gut gefällt. Ihr solltet auf jeden Fall auch dann genau hinhören, wenn Kollegen versuchen, Lösungen für Probleme zu finden. Dadurch bekommt ihr schnell ein gutes Gespür dafür, wie eure Kollegen untereinander interagieren und handeln. Das Wissen über solche, teilweise scheinbar unwichtigen Details wird euch von den anderen abheben.
Steht für eure eigene Arbeit ein!
Ein weiterer sehr wichtiger Punkt: Ich erinnere mich noch sehr gut daran, als ich meine erste Präsentation in einer Marketing-Agentur erstellte und der Tag kam, an dem die Präsentation vorgestellt wurde. Ich, als Praktikantin, wurde nicht explizit zu diesem Meeting eingeladen und dementsprechend habe ich nicht teilgenommen. Aus der Retroperspektive gesehen, eigentlich eine großartige Gelegenheit, seine fleißig erarbeiteten Lorbeeren einzusammeln und auch wenn man nur als stiller Zuschauer dabei ist, durch Reaktionen dazuzulernen! So hatte jemand anderes die Präsentation vorgestellt und ich konnte mich nicht weiter einbringen und auch nicht dazulernen. Schade, ist mir aber so aber nie mehr passiert!
Wie ihr solche Situationen vermeiden könnt? Ganz einfach: Kommuniziert eure Bereitschaft an Meetings teilzunehmen und integriert euch von Anfang an. Es wird viele Momente geben, in denen das nicht immer möglich sein wird, vor allem am Anfang. Dennoch wird es auch Situationen geben, in denen sich die zuständigen Personen daran zurückerinnern und euch zukünftig einladen. Natürlich gilt dieser Tipp nicht nur für die Teilnahme an Meetings, sondern auch für jede andere Situation, in der man gerne dabei wäre oder Verantwortung übernehmen möchte.
Seid präsent!
Zu Beginn kann es euch schnell passieren, dass ihr in eine Situation geratet, in der noch nicht ganz klar ist, welche Rolle ihr im Unternehmen spielt, an welchen Projekten ihr arbeitet und für welchen expliziten Bereich ihr verantwortlich seid.
Mein Tipp: Zeigt Engagement und bietet euch für Aufgaben an, die erledigt werden müssen. Wenn ihr diese Aufgaben gut erledigt, könnt ihr schnell das Vertrauen eures Teams gewinnen. Nach und nach wird euch auch dadurch stückweise immer mehr Verantwortung übertragen. Bietet also eure Unterstützung an, wo es nur geht, und macht somit eure Bereitschaft klar, euch einbringen zu wollen. Präsenz im Arbeitsleben zu zeigen ist enorm wichtig, andererseits lauft ihr Gefahr, unsichtbar zu bleiben. Vor allem, wenn ihr in einem großen Unternehmen eure Karriere starten möchtet.
Vorbereitung ist das A und O!
Es gibt Situationen im Berufsalltag, in denen viel Kreativität gefragt ist, wie zum Beispiel, wenn es darum geht, Probleme zu lösen. Viele Projekte werden in Teams bearbeitet und jeder wird eine andere Meinung zur Lösung haben und diese auch kommunizieren.
Ich erinnere mich an einen Moment, in dem wir versuchten, 50 Kleider auf die billigste und schnellste Weise zu kürzen. Es gab viele Ideen, aber ich wusste, da ich schon als Hobby viel genäht hatte, dass keine von den Ideen umsetzbar war. Unüberlegt habe ich somit immer nur die Ideen abgewehrt und begründet, warum sie nicht umsetzbar seien. Was ich allerdings nicht wusste: Das kommt nicht gut an, auch wenn es die Wahrheit ist. Besser wäre es gewesen sich, einen Moment länger Zeit zu nehmen und eine eigene Lösung dazu finden. Nachdem ich drei Ideen abgeschmettert hatte, wurde ich unfreundlich darauf hingewiesen, dass dies wenig produktiv sei. Durch die harsche Bemerkung hatte ich schlussendlich keinen klaren Kopf mehr, um eine eigene Lösung zu entwickeln.
Mein Tipp daher an euch: Seid gedanklich immer einen Schritt voraus und sprecht nicht direkt alles aus, was ihr denkt, sondern bereitet eine Lösung vor.
Nicht alles zu persönlich nehmen
Jeder erlebt früher oder später Momente, in denen nicht alle so glatt läuft, wie es soll. Das kann eine Situation mit einem Kollegen sein, der einem eine unschöne Antwort gibt, ein unzufriedener Chef, der dazu einen schlechten Tag hat, oder ein Kunde, der sich eine unmögliche Lösung wünscht. Manchmal kann es sogar vorkommen, dass man euch für etwas kritisiert, wofür ihr nichts könnt, oder dass die Arbeit, auf die ihr so stolz wart, einfach im Papierkorb landet.
Erinnert euch daran, dass die Reaktionen in den meisten Fällen gar nicht gegen euch persönlich gerichtet sind, sondern meistens andere Hintergründe haben. Wahrt in solchen Situationen die Ruhe. Am besten sprecht ihr mit etwas zeitlichem Abstand offen über die Situation, oftmals klärt es sich dann nach wenigen Sätzen.
Es wird nicht immer fair sein
Um auf meinen letzten Punkt anzuknüpfen: Es wird Momente geben, in denen ihr eine unfaire Behandlung ansprecht und die Reaktion nicht die ist, die ihr euch erhofft hattet. Momente, in denen ihr hart arbeitet und keine Dankesworte dafür erhaltet. Manchmal werden Personen befördert, die es nicht verdient haben. Vielleicht wird sogar jemand eure Idee als die eigene ausgeben.
Alle diese Dinge können passieren und daher solltet ihr gerade in solchen Situationen einen kühlen Kopf bewahren. Versucht stattdessen auch hier lösungsorientiert an die Probleme heranzugehen, um diese schnellstmöglich aus dem Weg zu schaffen. Auch hier ist der Schlüssel zum Erfolg eine ehrliche und direkte Kommunikation, egal ob es um eine Gehaltserhöhung geht, oder darum zu signalisieren, dass man sich von einem Kollegen oder Chef unfair behandelt fühlt.
Wenn all dies aber nichts nützt und ihr kein konstruktives Feedback bekommt, dann ist vielleicht der Moment gekommen, euch einzugestehen, dass es nicht das richtige Unternehmen für euch ist. In diesem Falle rate ich euch ganz klar, euch nach einer anderen Stelle umzusehen. Respekt und Zufriedenheit bei der Arbeit sind extrem wichtige Faktoren für euren inneren Seelenfrieden J
Seid möglichst präzise!
Die Wichtigkeit von Präzision und Genauigkeit ist etwas, das ihr nur in einer Arbeitsstruktur lernen könnt. Dabei geht es nicht nur um fachliche Inhalte, sondern auch um Genauigkeit im organisatorischen Kontext wie beispielsweise die Art und Weise, wie und wo ihr eure Arbeit ablegt, wann ihr euren Urlaub wählt, wie ihr eine Aufgabenliste verfasst oder wie ihr euren Arbeitsalltag strukturiert. Alle im Unternehmen werden es sicherlich begrüßen, wenn ihr euch der vorhandenen Organisationskultur anpasst.
Hier mein Tipp an euch: Prescht nicht direkt voraus, sondern lebt euch erstmal ein. Wägt dann ab, wie ihr eurem Team am wenigsten „auf die Füße tretet“ und trefft erst dann eure Entscheidungen. So bleibt ihr ein Teamplayer!
Fragt nach!
Nicht unbedingt in eurem ersten Kundenmeeting, aber dafür umso mehr bei internen Meetings: Wenn ihr etwas nicht versteht, fragt nach! Je mehr Klarheit ihr über eure Aufgaben und die Firma habt, umso besser könnt ihr euch einbringen und Aufgaben präzise lösen. Habt keine Angst vor dem Wort „warum“ oder allgemeinen Rückfragen. Ihr kostet in diesem Moment vielleicht etwas mehr Zeit, jedoch umso mehr Hintergrund Informationen ihr habt, umso besser wird euer Ergebnis! Und ein gutes Arbeitsergebnis kostet eure Kollegen und Vorgesetzten am Ende deutlich weniger Zeit.
Eins nicht vergessen: Fehler zu machen, gehört dazu!
Ihr solltet immer im Hinterkopf behalten, dass es keine Schande ist, Fehler zu machen. Vor allem im ersten Berufsjahr wird niemand von euch verlangen, dass ihr alles in Perfektion meistert. Zwar macht keiner gerne Fehler, aber sie gehören einfach dazu und im besten Fall lernt ihr aus jedem einzelnen. Seid einfach ehrlich zu euch selbst und gesteht euch ein, wenn ihr mal etwas falsch gemacht habt.
Höchstwahrscheinlich werdet ihr in eurem ersten im Berufsjahr mit einigen der aufgeführten Situationen konfrontiert werden oder erkennt euch schon jetzt in gewissen Punkten wieder. Behaltet meine Tipps im Hinterkopf und ihr werdet sehen, dass euch das erste Jahr als Berufseinsteiger leichter fallen wird, als gedacht!
Über die Autorin
Miriam Ernst ist Marketing- und Kommunikationsexpertin mit Fokus auf Strategie, Digital Solutions, Social Media, PR & Event. Seit mehr als fünf Jahren ist sie für namenhafte Unternehmen vor allem in der Tourismus-, Mode-, Lifestyle-, Medizin-, Finanz- und Automobil Branche tätig.
Sie findet Wege zu einzigartigen und persönlichen Geschichten, Kampagnen und Erlebnissen – B2B sowie B2C. Neben ihrer Strategischen Marketing Beratung Miriam Ernst Consulting ist Miriam zudem Gründerin vom Travel & Fashion Blog Be Sparkling.