Städtische IT-Abteilungen tragen zur Lebensqualität bei? Jan Tschemernjak, Abteilungsleiter der städtischen IT in Ulm, erklärt uns welche aktuellen Herausforderungen sein Team beschäftigen und welche Aufgaben eine Karriere bei öffentlichen Arbeitgebern wie der Stadt Ulm besonders lohnenswert machen.
Als Abteilungsleiter IT bist du an der Zentralen Steuerung der Stadt Ulm unter der Leitung des Ersten Bürgermeisters beteiligt. Wie dürfen wir uns deine Aufgaben vorstellen?
Als IT der Stadt Ulm verstehen wir uns als das digitale Nervensystem der Stadt und bilden somit die Grundlage für die Digitalisierung auf dem Weg zu einem smarten Ulm. Wir sehen wir uns zudem als treibende Kraft hinter der Modernisierung der Stadtverwaltung und tragen maßgeblich dazu bei, Ulm zu einem digitalen Vorreiter in Deutschland zu machen. Durch den hohen Stellenwert der IT hierorts ist es eine meiner Hauptaufgaben, den stetigen Wandel zu begleiten und zu steuern. Zudem bedingt das starke Wachstum, dass wir unsere Organisation stetig weiterentwickeln, optimieren und zukünftige Entwicklungen schon früh erkennen.
Welchen Stellenwert hat die Informatik aktuell bei öffentlichen Arbeitgebern, speziell den Kommunen und Stadtverwaltungen, deiner Einschätzung nach?
Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels, feudaler Strukturen, steigender Bevölkerungszahlen und stetig zunehmenden Aufgaben im öffentlichen Sektor, kann der Stellenwert aus meiner Sicht nie hoch genug sein. Nur durch einen Schulterschluss an personellen, organisatorischen und Digitalisierungsmaßnahmen, kann dieser Zuwachs künftig überhaupt noch bewältigt werden. Natürlich sollten die feudalen Strukturen dringend überdacht werden. Starke Kooperationen und Verbände werden in Zukunft unabdingbar sein, speziell für kleinere Kommunen. Hier in Ulm haben wir das erkannt und setzen somit kontinuierlich auf Kooperationen und innovative Technologien, um unsere Stadt lebenswerter und effizienter zu gestalten.
Kommunale Arbeitgeber sind bis jetzt noch zu selten auf dem Radar von IT-Absolvent:innen. Bei welchen operativen Aufgaben spürst du, etwas bewirken zu können?
Als kommunaler Arbeitgeber bieten wir IT-Profis die Möglichkeit, unmittelbar positiven Einfluss auf die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger zu nehmen. Wir arbeiten an Projekten, die sinnstiftend sind und die Lebensqualität in unserer Stadt verbessern. Sei es durch die Optimierung von Verkehrsflüssen, die Vereinfachung von Verwaltungsprozessen oder den Ausbau digitaler Bildungsangebote. Hier kann man als Mitarbeiter:in einen Unterschied machen und sehen, wie die eigene Arbeit unmittelbare Auswirkungen auf die Gemeinschaft hat. Zudem bieten wir jedem Mitarbeitenden die Möglichkeit, selber aktiv mitzugestalten, Ideen einzubringen und wenn gewünscht ein hohes Maß an Eigenverantwortung zu übernehmen. Das spannende in Ulm ist, dass wir noch klein genug sind, um überschaubar und familiär zu sein, und doch sind wir groß genug, um auch größere Projekte erfolgreich umsetzen zu können.
Hier kannst du weiterlesen: Die Stadt Ulm als IT-Arbeitgeber und die Rolle, die KI bei ihr spielt.
In welchen IT-Aspekten konnte die Stadt Ulm bereits große Erfolge erzielen?
Für mich persönlich ist der größte Erfolg die Reorganisation und der beachtliche Stellenaufbau in der IT. Wir konnten trotz der schwierigen Marktsituation weiterhin tolle motivierte Mitarbeitende gewinnen und sind in allen Aspekten richtig gut aufgestellt. Das lässt uns nicht nur auf tolle Erfolge zurückblicken, sondern sichert uns zukünftig noch viele weitere. Abgesehen davon sind mir die stetigen kleinen Erfolge genauso wichtig – denn man darf ob der ganzen Aushängeschilder nicht vergessen, dass der überwiegende Teil bei uns Betriebsaufgaben sind, die es ebenfalls stetig weiterzuentwickeln gilt.
Neben der Verwaltungsdigitalisierung ist eine deiner Aufgaben die Informationssicherheit. Welchen Herausforderungen seht ihr euch aktuell in diesem Bereich gegenüber und welche Strategien habt ihr zur Bewältigung dieser entwickelt?
Die Sicherheit des öffentlichen Sektors ist selbstredend von grundlegender Bedeutung, und es ist die Aufgabe jeder Kommune, angemessene Maßnahmen zu ergreifen. In der Zukunft werden strukturelle Veränderungen in den Stadtverwaltungen erforderlich sein, um die Informationssicherheit zu gewährleisten. Dies umfasst die Etablierung von Sicherheitsabteilungen, die kontinuierliche Überwachung und Analyse von Bedrohungen sowie die Zusammenarbeit auf regionaler und nationaler Ebene, um gemeinsame Sicherheitsstandards festzulegen. Wir stehen vor der Herausforderung, fortwährend auf die sich ändernde Bedrohungslandschaft zu reagieren. Für uns in Ulm ist, neben regelmäßigen Schulungen und der Sensibilisierung der Mitarbeitenden, die Implementierung modernster Sicherheitslösungen und die Zusammenarbeit mit Expert:innen aus der Branche unabdingbar. Über die konkreten Maßnahmen tauschen wir uns in einschlägigen Gremien aus. Im öffentlichen Raum gibt man sich aber eher bedeckt um keine Angriffsfläche zu bieten.
Wie entwickelst du deine Mitarbeitenden fachlich und persönlich weiter?
Neben fachlichen und disziplinarischen Führungsaufgaben, wird es durch die Digitalisierung in Zukunft viele unterschiedliche Spezialisierungen brauchen. Deshalb bietet die Stadt Ulm zahlreiche interne und externe Förderprogramme an und unterstützt Mitarbeitende beim weiterführenden Studium. Auf persönlicher Ebene unterstützten wir die Mitarbeitenden durch flexible Arbeitszeiten, Homeoffice, ein vergünstigtes Deutschlandticket und Mittagessen (lacht). Im Grunde ist es aber das Gemeinschaftsgefühl und der offene und persönliche Umgang, die jedem Einzelnen Support versprechen – auch über fachliche Themen hinaus.
In welcher Kultur der Zusammenarbeit agieren deine Teams und was ist dir am Miteinander besonders wichtig?
Ich denke, die Frage nach der Kultur ist eine der wichtigsten für die Stadt Ulm als IT-Arbeitgeber. Als die erste duzende Abteilung der Stadt ist uns vor allem die offene Kommunikation im Team sehr wichtig. Entsprechend pflegen wir sehr flache Hierarchien und fördern den gemeinsamen Austausch untereinander. Die positive Fehlerkultur gibt jedem die Möglichkeit einen Beitrag zu leisten oder einfach mal Dinge ausprobieren. Wir verstehen uns als Labor und Vorreiter im Bereich der Digitalisierung. Dementsprechend legen wir viel Wert auf ein kooperatives und kommunikatives Miteinander. Nur wer sich wohl fühlt und gerne zur Arbeit kommt, kann und wird sein Potenzial entfalten. Entsprechend gehen wir mit Bewerbenden von Anfang an sehr offen um und versuchen ihnen einen möglichst guten Einblick in unsere Abteilung und das zukünftige Aufgabengebiet zu geben. Wer Potential und Motivation mitbringt, kriegt bei uns eine Chance, mit uns gemeinsam zu wachsen und sich weiterzuentwickeln.
Du leitest ein 60-köpfiges Team, das weiter wachsen soll. Was schätzt du besonders an deinen Mitarbeitenden?
Mich freut besonders, dass wir trotz der ganzen Veränderungen, die ein solches Wachstum mit sich bringt ein top motiviertes Team sind. Das Engagement, die Leidenschaft und der Gemeinschaftssinn sind wirklich einzigartig! Auch schätze ich die Vielfalt unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die unterschiedliche Hintergründe und Perspektiven mitbringen. Die Zusammenarbeit in unseren Teams ist sicherlich auch besonders, weil wir gemeinsam an Projekten arbeiten, die unsere Stadt voranbringen und einen positiven Einfluss auf die Gemeinschaft haben.
DER INTERVIEWPARTNER
Jan Tschemernjak (Bild) ist seit 2020 Leiter der städtischen IT-Abteilung in Ulm. Der Diplomingenieur war mehrere Jahre als Abteilungsleiter und Prokurist tätig. Bis er den Posten der Abteilungsleitung IT in Ulm übernahm, war er Dienststellenleiter Informatik und Organisation in Bregenz.