Zusätzlich zu einem ausgebauten Mobilfunknetz mit 5G braucht es auch Ingenieure, die mit dem Fortschritt etwas anfangen können. Auf dem Weg zur Smart Factory müssen sowohl Unternehmen als auch Hochschulen in ihren Ausbildungen nachbessern, sind aber auf einem guten Weg dahin. Das alles und noch viel mehr ist Inhalt der Studie „Ingenieurinnen und Ingenieure für Industrie 4.0“ des Instituts für Sozialwissenschaftliche Forschung e.V. München.
Die meisten Unternehmen sehen sich selbst auf dem Weg zur Industrie 4.0 und der größte Teil arbeitet daran, digitale Verbindungen zwischen ihren Maschinen und Prozessen zu schaffen. Dabei wird „mehr Intelligenz in Maschinen verlagert“ und durch Cloud-Lösungen eine Kommunikation zwischen Maschinen über Unternehmensgrenzen hinweg ermöglicht.
Schnelligkeit als Herausforderung
Dieses Ergebnis der Studie kann auch die ASYS Group stützen. Florian Ritter, Unit Director Software Solutions and New Business, beschreibt den Wandel zu Industrie 4.0 als einen Prozess, der Schritt für Schritt passiert. Das Ziel sei noch nicht erreicht, es werde aber stetig an der Entwicklung gearbeitet. „Bisher wurden im Unternehmen die Softwaresysteme miteinander vernetzt, damit ein digitaler Informationsfluss vom Angebot bis zur Auftragsrealisierung bewerkstelligt werden kann. Eine Herausforderung bei ASYS ist es, interne Prozesse zu digitalisieren, wie zum Beispiel neue Tools zu integrieren, die positive Effekte auf die Arbeit und folglich auf die Kundenbindung/ Kundenbeziehung haben“, erklärt er. Eine weitere Herausforderung sei die Schnelligkeit, mit der die sich Industrie 4.0 entwickele.
Aktuelle Kundenprojekte im Bereich Industrie 4.0 drehen sich um Informationsmanagement, Mobile Devices in der Fertigung, autonome Materialflüsse via AIVs (autonomous intelligent vehicles) wichtig. Diese Themen werden dann auch intern adaptiert, das heißt, dass auch autonome Roboter in der Fertigung zum Einsatz kommen. In der Studie sollten die Unternehmen ihren Stand bei der Umsetzung von Industrie 4.0 bewerten. Auf einer Skala von 0 bis 10 lag der Durchschnittswert in allen Bereichen bei 5,2 – den höchsten Wert hatten die Unternehmen im Bereich Automatisierungstechnik, was sich in den Kundenprojekten widerspiegelt.
Neue Projekte, neue gefragte Fachkenntnisse
Wie das Jobprofil eines angehenden Ingenieurs genau aussieht und was er an Kompetenzen mitbringen muss, ist bislang noch nicht festgelegt. Die in der Studie befragten Unternehmen konnten dennoch die für sie wichtigsten Kriterien eines Ingenieurs 4.0 nennen. Die meisten gaben an, dass ergänzend zum Ingenieursstudium der Erwerb von Grundlagenkenntnissen der Informatik oder Data Science zum Profil gehören sollte.
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Dies kann auch Florian Ritter von der ASYS Group bestätigen. Digitale Kompetenzen würden immer wichtiger, weil weitere Berufsgruppen in der Software entstehen, zum Beispiel Data Scientists oder Software Architekten. „Kandidaten sollten grundsätzlich ein modernes Mindset haben. Man muss wissen, wie man die Industrie 4.0 Themen möglichst effizient einsetzen und auf Anwendungsfälle in der Industrie adaptieren kann.“ Grundvoraussetzung heutzutage ist eine Basis an Software-Skills, egal in welchem Bereich, da digitale Tools in der Arbeitswelt eine immer größere Rolle spielen und die moderne Arbeitsweise ändern. Außerdem wird eine gewisse Offenheit gegenüber Neuem erwartet sowie Neugier und Interesse, daran weiterzuarbeiten.
Auch die Lehre muss sich wandeln
Das passt auch zu der Empfehlung der Studie an die Hochschulen. Es wird ein zweisemestriges ingenieurwissenschaftliches Grundlagenstudium gefordert, das den Studierenden Einblick in die Einzeldisziplinen bietet und Fachwissen, Methodenwissen und überfachlichen Kompetenzen verbindet. Informatik und Data Science sollen dabei zu einem verpflichtenden Bestandteil ingenieurwissenschaftlicher Lehrpläne werden.
Da sowohl die bereits Arbeitenden als auch die Neueinsteiger in eine Unternehmen noch nicht über die Kenntnisse verfügen, die es für die Zukunft braucht, müssen hier die Unternehmen auf Weiterbildungen setzen, die ihre Arbeitnehmer für den digitalen Wandel schulen. Unternehmen sollten Fort- und Weiterbildung in die Berufsbiografie ihrer Arbeitnehmer integrieren, gegliedert in abwechselnden Phasen von Lernen und Arbeiten.
Florian Ritter, Unit Director Software Solutions and New Business bei der Asys Group, beantwortete unsere Fragen zu dem zukünftigen Berufsbild eines Ingenieurs.