Repetitive Tätigkeiten kosten im Berufsalltag viel an Zeit und Energie. Wie wäre es, wenn man nervenaufreibende Tätigkeiten verlässlich auslagern könnte und sich in der neu gewonnenen Zeit konzeptionellen Aufgaben widmet? Man bräuchte dafür nur eine digitale Arbeitskraft, die verlässliche Ergebnisse liefert …
Im Sales zu arbeiten, zählte noch nie zu den Berufsfeldern, für die Hochschulabsolvent:innen voller Leidenschaft „brannten“. Bei einem drögen Finanzdienstleister zu arbeiten und jeden Tag Klinken zu putzen, um windige Versicherungen zu verkaufen? Wirkliche Fans dieser Job-Description wird man nur wenige finden, zumal die Frustrationstoleranz hoch sein muss, um die ganzen Absagen potenzieller Kunden nicht persönlich zu nehmen.
So wie Sales eine der Tätigkeiten ist, bei der täglich immer wieder relativ repetitiv gearbeitet wird, gibt es einige Aufgabenfelder, die sich eignen, von einer digitalen Unterstützung übernommen zu werden. Dies glaubt zumindest das Unternehmen 11xAI, welches gerade erfolgreich eine Pre-Seed-Runde über 2 Millionen Dollar abgeschlossen hat. Das in London ansässige Unternehmen entwickelt automatisierte digitale Arbeitskräfte, beginnend mit „Alice“, einer KI-Vertriebsentwicklungsvertreterin. Zukünftig plant 11xAI die auch Einführung von „James“ für automatisierte Talentakquise und „Bob“ für automatisierte Personalangelegenheiten.
Die Vision des Unternehmens ist es, diese autonom arbeitenden Agenten so einzusetzen, dass insbesondere kleine Unternehmen ihre Produktivität steigern können. Wenn dieser Ansatz funktioniert, wäre 11xAI möglicherweise auch ein spannender potentieller Dienstleister für Start-ups, die schnell wachsen wollen, ohne aufwendig Personal einarbeiten zu müssen, das erst sukzessive Traktion entwickelt.
Denn CEO Hasan Sukkar ist überzeugt davon, dass autonome Arbeitskräfte die Zukunft der Arbeitswelt sind. Seine Mission ist es, Menschen primär von langweiligen und wiederholenden Aufgaben zu befreien, sodass sie sich auf kreativere und konzeptionellere Tätigkeiten konzentrieren können. Seine langfristige Vision ist es, eine KI-gesteuerte Belegschaft zu schaffen, die quasi auf Autopilot läuft.
Das Unternehmen plant zudem die Einführung einer No-Code-Plattform, auf der Unternehmen und Entwickler:innen zusammenfinden, um noch gezielter eine digitale Belegschaft für routinebasierte Aufgaben aufbauen zu können. Wie dieser Marktplatz funktionieren soll? Die Unternehmen beauftragen Entwickler:innen, spezifische digitale Mitarbeiter nach ihren Bedürfnissen zu erstellen, während diese die Möglichkeit haben, generisch entwickelte, digitale Mitarbeiter auf der Plattform verkaufen zu können. Zielsetzung dabei ist es, eine offene Umgebung zu schaffen, in der Entwickler Geld generieren können und Auftraggeber customized-Lösungen erhalten.
Und was hat es mit der ersten digitalen Arbeitskraft auf sich? Alice, basierend auf einem eigenen großen Sprachmodell, soll Zugriff auf eine Datenbank mit über 500 Millionen Kontakten haben, die sie zur Akquise einsetzen könne. Schwer vorstellbar, dass die jetzt bereits überfluteten Postfächer von LinkedIn unbedingt weitere Akquiseanfragen benötigen.
11xAI weist jedoch darauf hin, dass ihre KI nicht wie ein Spambot ist, sondern gezielter arbeitet – was auch immer sich dahinter verbirgt. Werden wir also alle früher oder später durch die Alices, Bobs, und James‘ ersetzt? 11xAI betont, dass ihre digitalen Arbeitskräfte nicht als Outsourcing betrachtet werden sollten, sondern als integraler Bestandteil des Teams, der sich nahtlos in die täglichen Arbeitsabläufe integriert. Also keine Konkurrenz sei, sondern arbeitserleichternde Ergänzung.