Beim Thema „Informatiker im Handel“ geht es längst nicht mehr nur um die Verknüpfung des stationären Handels mit einem Online-Shop – Omnichannel ist das Stichwort. Kein Wunder also, dass auch in Möbelhäusern Informatiker verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen. Dabei hilft es ungemein, wenn man die Prozesse im Markt und den zentralen Bereichen kennengelernt hat, findet Fabian Schneider, Teamleiter SAP Purchase-to-Pay und Master Data Management, von Porta Möbel.
Herr Schneider, eigentlich sind Sie Bürokaufmann, doch nun in der IT tätig. Wie kam es dazu und was beinhaltet das?
Grundsätzlich war ich schon immer an IT-spezifischen Aufgaben interessiert. Bei meinem Einstieg als Bürokaufmann war ich schwerpunktmäßig im Einkauf beschäftigt und wurde in die Abteilung Stammdaten übernommen. Neben Artikel- und Lieferantenstammdaten habe ich mich auch hauptsächlich mit dem Thema Datenmanagement beschäftigt.
Da wurde es relativ schnell technisch, weil sie von der Industrie kommend automatisch verarbeitet werden mussten. So bin ich in diese technische Schiene gerutscht und kam auch mit einem Konfigurations-Tool für Artikel in Kontakt, mit dem man sich das gewünschte Möbelstück individuell zusammenstellen kann.
Dort war also schon einmal der Berührungspunkt mit der IT.
Genau. Nach einiger Zeit in der Stammdatenabteilung im Einkauf habe ich dann in einem PIM-Projekt unterstützt, also einem Produkt-Informations-Management-Projekt bei einem Einkaufsverband, wo wir Mitglied sind. Dabei haben wir uns gemeinsam mit anderen Gesellschaftern mit dem ganzen Thema Prozessoptimierung und Stammdatenmanagement beschäftigt. Ziel sollte es hierbei sein, optimale Artikelstammdaten in elektronischer Form von der Industrie zu bekommen, und diese in hoher Qualität automatisiert zu verarbeiten. Dadurch bin ich immer mehr in den IT-Bereich „gerutscht“.
Als dann der damalige Leiter der Abteilung fragte, ob ich mir vorstellen könnte, in der internen IT zu arbeiten, habe ich mir ein bisschen Zeit gelassen und habe mir intensiv Gedanken darüber gemacht. Ich hatte zunächst ein mulmiges Bauchgefühl, weil ich ich einen kaufmännischen Beruf gelernt habe und keine tiefgreifenden Erfahrungen in der IT hatte. Wenn ich das heute reflektiere, habe ich mit meiner Entscheidung, in die interne IT zu wechseln, absolut alles richtig gemacht.
„Ich hatte ein mulmiges Bauchgefühl, da ich nicht IT-spezifisch geschult war“
Haben Sie Weiterbildungen erhalten?
Natürlich habe ich interne Schulungen bekommen. Mein Wechsel in die Abteilung war gerade zu dem Zeitpunkt, als unser Unternehmen sich dazu entschieden hat, mit der Umstellung des gesamten Warenwirtschaftssystems auf SAP S/4HANA zu beginnen. Daher konnte ich sofort zu den Einführungsschulungen dazu stoßen und war von Anfang an dabei – eine riesen Chance.
Der Einstieg war zwar etwas schwierig, weil ich viele neue Begriffe lernen musste, aber die Kollegen haben mich sehr unterstützt und mit an Bord geholt. Was mir die Arbeit noch erleichtert hat, war der Umstand, dass ich die unterschiedlichen Abteilungen und Prozesse durch meine Ausbildung bei Porta Möbel kennengelernt habe. In den wichtigsten war ich mindestens drei Monate lang aktiv. Sei es in der Buchhaltung, im Einkauf, im Service-Center oder dem Verkauf … die wichtigsten Prozesse kannte ich also.
Möbel und IT, wie passt das für Sie zusammen?
In der heutigen Zeit, glaube ich, sind wir in einer Situation, dass wir uns im Möbelhandel anders aufstellen müssen. Das Stichwort ist digitale Transformation – so heißt ja auch unser Projekt. Wir müssen Omnichannel-fähig sein. Das heißt, über alle Kanäle müssen wir unsere Prozesse entsprechend transparent machen: Dem Kunden beispielsweise sowohl stationär als auch online die Möglichkeit geben, sich über unsere Produkte zu informieren und dann auch zu kaufen. Gut, dass wir durch das SAP-Projekt dort sehr gut aufgestellt sind und uns zukunftsorientiert weiterentwickeln können. Ziel ist es, den Kunden ein optimales Einkaufserlebnis und die ideale Qualität zu bieten.
Das größte Projekt, das Sie jetzt derzeit betreuen, ist die Umstellung auf SAP?
Genau. Momentan sind wir in einem Roll-out des SAP S/4HANA in die Märkte. Wir haben derzeit zehn Märkte unseres Geschäftszweigs Möbel BOSS umgestellt und nun sind wir in der Phase, in der wir Stabilität herstellen werden. Einige Prozesse waren an manchen Stellen noch optimierungswürdig. Durch Abfragen in den Märkten bei den zentralen Bereichen, die mit SAP zu tun haben, beispielsweise die Disposition, erfährt man, wo Hilfe oder Unterstützung benötigt wird und was noch angepasst werden muss. Nächstes Jahr sind dann die noch fehlenden Märkte an der Reihe. Ich bin dann zeitgleich zuständig für die Datenmigration, also der Übernahme der Stamm- und Bewegungsdaten aus dem Altsystem in das neue SAP S/4HANA.
Es gibt aber auch neue Anforderungen oder Optimierungswünsche, die unter anderem aus den Fachbereichen an uns herangetragen werden. Diese werden dann aufgenommen und geprüft. Im Anschluss beraten wir unseren Kunden aus dem Fachbereich anhand der neuen Anforderungen innerhalb des SAP-Systems:
Können wir die Dinge im SAP-Standard abbilden oder benötigen wir ein Konzept für eine neue Lösung?
Für eine technische Realisierung arbeiten wir eng mit unseren Entwicklern zusammen und klären die Aufwände und Rahmenbedingungen für die Realisierung sowie den Produktivsetzungstermin innerhalb unserer Releaseplanung. Nach der Umsetzung begleiten wir gemeinsam mit unseren Kunden aus dem Fachbereich die Abnahme- und Integrationstests und erstellen entsprechende Dokumentationen, bevor wir die neue Anforderung dann fest in ein bevorstehendes Release geben. Dazu kommen meine Aufgaben als Teamleiter für momentan sieben Mitarbeiter, mit denen ich gemeinsam diese Aufgaben steuere.
Programmieren Sie eigentlich aktiv?
Im SAP gibt es zwar die ABAP-Programmiersprache und die wird auch in den unterschiedlichen Entwicklungen verwendet, aber ich selber programmiere nicht. Dafür haben wir dann meistens externe Dienstleister, die uns dabei unterstützen.
„Wir entwickeln uns durch die Digitalisierung zukunftsorientiert weiter“
Bewerber müssen also für die IT-Abteilung nicht unbedingt eine Programmiersprache beherrschen.
Natürlich ist es von Vorteil, wenn man einen technischen Background hat und gewisse Erfahrungen im Kontext ABAP mitbringt, aber es ist auf keinen Fall Voraussetzung, um hier in der IT einzusteigen.
Die Kenntnisse über die Geschäftsprozesse aus dem Unternehmen sind eher von Vorteil. Ich konnte mein Wissen von Anfang an entsprechend auch im SAP anwenden. Einer der ausschlaggebenden Punkte war meiner Meinung nach aber auch, dass ich zu Beginn des Projektes den Teilbereich Stammdaten und Migration verantwortet habe. Dadurch hatte ich sofort Einblicke in die Strukturen im SAP und habe relativ schnell gelernt, wie wichtig Stammdaten für einen reibungslosen Ablauf der nachfolgenden Prozesse im SAP sind.
Was macht Porta Möbel eigentlich als Arbeitgeber aus?
Wir haben ein super Arbeitsklima in meinem Team, aber auch im ganzen Unternehmen. Die Leute sind alle sehr nett, hilfsbereit und es macht auch viel Spaß, hier gemeinsam die neuen Herausforderungen zu bewerkstelligen. Da ist man auch mal bereit, eine Stunde länger zu bleiben oder an einem Wochenende zu arbeiten. Wenn wir etwa unseren SAP Roll-Out in den Märkten fortsetzen, dann geht so eine Umstellung nur, wenn die Märkte geschlossen haben – also an einem Sonntag. Wir als Team bewerkstelligen diese Aufgaben immer sehr zuverlässig und es ist für jeden Teilnehmer an einem Go-Live ein riesiger Lerneffekt für seine berufliche Zukunft. Ich finde es super, dass ich hier die Möglichkeit bekommen habe, von Anfang an in der Umstellung des Warenwirtschaftssystems mitzuarbeiten. Ich konnte in den vergangenen Jahren schon unglaublich viele Erfahrungen sammeln und habe eine Menge gelernt.
So ein großes Projekt ist schon lange kein reines IT-Projekt mehr, sondern ein gesamtes Unternehmensprojekt. Durch die Umstellung auf SAP verändern sich für die Mitarbeiter viele Arbeitsabläufe oder zum Teil ganze Prozesse, sodass frühzeitiges Change Management ein ganz wichtiger Bestandteil in der Organisation sein sollte. Es ist essenziell, dass man seine Mitarbeiter frühzeitig mitnimmt, schult, begleitet und mit Rat und Tat zur Seite steht.
Interview: Franziska Huber
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