Ob automatisiertes Fahren mit Tesla, der Wandel vom Smartphone zu sprachbasierten Systemen oder Googles neue KI, die selbstständig eine bessere selbstlernende Software programmiert als Menschen – beinahe täglich werden revolutionäre Technologien von Global Playern wie von Start-Ups an den Start gebracht. Der Arbeitsmarkt Künstliche Intelligenz verändert den Berufsalltag der Zukunft: Junge Talente werden schnell zu Innovationstreibern gemacht, da sie im Gegensatz zu älteren Mitarbeitern nicht nur offener, sondern auch kompetenter im Themenfeld künstliche Intelligenz sind.
Künstliche Intelligenz wird bis 2025 einen großen Einfluss in deutschen Unternehmen haben – das schätzen 70 Prozent aller befragten Entscheider aus einer Studie von Sopra Steria. Schon jetzt nutzt jedes zweite Unternehmen KI, weitere 40 Prozent sollen innerhalb von fünf Jahren folgen. Jeder zweite Entscheider sieht die Investitionen in KI schon jetzt als gleichberechtigt mit anderen Investitionen an, obwohl das Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft wird. Neue Technologien wie Blockchain und IoT werden aktuell heiß diskutiert und sind nur der Anfang des digitalen Wandels, der Unternehmen den Weg in die Zukunft bereitet.
Noch wird die Innovation von mangelhaften Kompetenzen und fehlendem Wissen über Einsatzmöglichkeiten der KI ausgebremst. Alte Strukturen aufzubrechen fällt schwer, neue Methoden wirken noch nicht ausgereift oder scheinen schwierig integrierbar zu sein. Dabei wären in den meisten Unternehmen Spezialisten und Fachkräfte mit dem technischen Know-how vorhanden, um den Wandel voranzutreiben. Diese werden in den kommenden Jahren immer mehr in den Fokus rücken und verantwortungsvolle Aufgaben im Unternehmen besetzen, denn Führungskräfte haben das enorme Potenzial der KI mittlerweile erkannt und beginnen, innovative Einsatzmöglichkeiten zu identifizieren und zu fördern. KI ist damit in der Zukunftsplanung der meisten Unternehmen fest verankert.
Arbeitsmarkt Künstliche Intelligenz: Neues Zeitalter steht bevor
Das ist auch bitter nötig, schließlich prognostizieren KI-Experten, dass die Technologie das Arbeitsleben in ein neues Zeitalter führen wird. Jürgen Schmidhuber, wissenschaftlicher Direktor des Schweizer Forschungsinstituts für Künstliche Intelligenz (IDSIA), sagt: „KI wird voraussichtlich fast jeden Aspekt unserer Zivilisation erfassen und umgestalten. Menschen werden bald nicht mehr die wichtigsten Entscheidungsträger sein. Alles wird sich ändern, und die vom Menschen dominierte Zivilisationsgeschichte, wie wir sie kennen, wird sich in kommenden Jahrzehnten ihrem Ende zuneigen.“ Als Sargnagel für ambitionierte Nachwuchskräfte ist dies jedoch nicht zu verstehen. Vielmehr werden sich im Bereich KI zahlreiche Aufgaben von unternehmerisch höchster Wichtigkeit ergeben, da auch die beste KI implementiert und verwaltet werden muss. Experten in der KI gewinnen also durch die steigende Bedeutung der KI selbst an Wichtigkeit.
Davon profitiert auch der Nachwuchs: Laut dem Branchenverband Bitkom wächst der IT-Arbeitsmarkt schneller als neue Fachkräfte nachkommen. Insbesondere Einsteiger mit einem abgeschlossenen Studium werden händeringend gesucht und können sich schnell zu Experten im Zukunftsmarkt KI entwickeln. Da die Integration von KI und Ein- und Aufstieg dieser Zielgruppe in den nächsten Jahren simultan stattfinden, könnte die Förderung von KI mit der Förderung von geschickten Nachwuchskräften einhergehen, die sich schnell unverzichtbar machen und verantwortungsvolle Aufgaben im digitalen Wandel von Unternehmen übernehmen können.
Bisher kommen die Young Professionals bei ihren Vorgesetzten gut an: 76 Prozent der Befragten Führungskräfte bescheinigen ihnen eine mindestens eher gute KI-Kompetenz, womit die jungen Mitarbeiter sogar vor mittlerem Management und Führungsetage stehen. Die Fertigkeiten werden also auch vom Management gesehen, ein wichtiger Aspekt für die Förderung junger Talente.
Aktuell profitieren vor allem IT und Produktion, beide Abteilungen reduzieren Störungen wie Ausfälle und verzeichnen so große Kosteneinsparungen durch den Einsatz künstlicher Intelligenz. Auch in der Beschaffung ist KI bereits weit verbreitet, denn hier können vor allem Steuerungsprozesse optimiert werden. In fast allen Abteilungen bieten sich Möglichkeiten, KI zu nutzen. So hilft sie in der Logistik und im Transport, Prozesse zu optimieren, schneller auf Situationen reagieren zu können und die Planung zu vereinfachen. Business Intelligence Werkzeuge analysieren hier riesige Datenmengen in Echtzeit und können von der proaktiven Verhinderung verkehrsbedingter Lieferverzögerung bis zur besseren Lagerplanung eingesetzt werden. In Verwaltung und Finanzen können viele zeitraubende Aufgaben automatisiert und verschlankt werden, während der Vertrieb intelligent auf Kunden zugeschnittene Angebote generieren kann.
Die Möglichkeiten sind vielfältig, die Ansprüche je nach Abteilung sehr individuell. Sie alle eint jedoch das Ziel, Daten besser und schneller zu verarbeiten und durch optimierte Prozesse Arbeitskosten zu reduzieren. Für Unternehmen ist es daher besonders wichtig, talentierte Mitarbeiter mit KI-Kompetenzen ansprechen und binden zu können.
Automotive-Branche mit Vorreiter-Rolle
Ein Vorreiter im Bereich KI ist die Automotive-Branche. Hier verfügen Mitarbeiter auf allen Ebenen über überdurchschnittliche KI-Kompetenzen und sind führend im mittleren Management (55 Prozent), bei den Spezialisten (59 Prozent) und der Geschäftsführung (66 Prozent). Und auch die Young Professionals werden hier besonders positiv bewertet: Mit 31 Prozent ist die Quote von Unternehmen, die ihren Nachwuchskräften eine sehr gute IT-Kompetenz bescheinigen, nach der Telekommunikationsbranche am zweithöchsten (43 Prozent). Die Vorreiterrolle nimmt die Automotive-Branche auch in der Nutzung verschiedener eingesetzter KI-Entwicklungen ein. Von Affective-Computing über kognitive Systeme, sprachgesteuerte Anwendungen, intelligente Sensorik oder Robotic-Process-Automation (RPA) – in keiner anderen Branche nutzen die Unternehmen so viele verschiedene KI-Technologien. Trotzdem bleibt die Branche auch für Innovatoren anderer Bereiche interessant, besonders im Bereich intelligente Automatisierungstechnologien und RPA sehen mit jeweils 69 Prozent besonders viele Entscheider weiteres Entwicklungspotenzial im eigenen Unternehmen.
Innovationswille und Kompetenz machen Automotive daher zu einer der interessantesten Branchen für den Einsatz von KI. Doch auch in anderen Branchen sind Innovationen und Investitionen auf dem Vormarsch. Der schnell wachsende Markt und die positiven Resonanzen für Young Professionals sprechen dafür, dass sich in den nächsten Jahren im KI-Markt beste Karrierechancen eröffnen werden.
Für die Studie im Auftrag von Sopra Steria Consulting wurden 203 Geschäftsführer, Vorstände und Führungskräfte im Bereich Business Development befragt. Die Teilnehmer stammen aus Unternehmen mit 500+ Mitarbeitern aus verschiedenen Branchen.
Text von Chrestien Delonge.