Liebe Berufseinsteigerinnen, lasst und ehrlich sein: Die Möglichkeit besteht, dass ihr typische Verhaltens“fehler“ begeht, die euch nicht nur persönlich, sondern vor allem karrieretechnisch auf die unteren Ränge verbannen. hitech-campus.de stellt euch einige typische Praxisbeispiele vor – samt Lösung.
Gibt es eine Geschlechterfalle für Ingenieurinnen?
Es ist leider keine Diskriminierung, wenn die Berufswelt weiblichen Mitarbeitern bisweilen ‚falsches Verhalten‘ attestiert. Die Konnotation ‚falsch‘ ist natürlich subjektiv bis diskutabel. Allerdings grundsätzlich richtig: Die Welt der Arbeit basiert auf männlichen Prinzipien. Was auch sonst, waren es über Jahrtausende (!) doch hauptsächlich Männer, die sich darin bewegt haben und immer noch die leitenden Funktionen dominieren. Insofern ist es Fakt, dass dieses Umfeld männlichen Verhaltensregeln folgt. Da fallen Frauen einfach aus dem Rahmen. Heißt das nun, dass Frauen sich entgegen ihrer Eigenarten verhalten müssen? Ehrlich gesagt: Irgendwie schon. So lange zumindest, bis die Arbeitswelt endlich die nötige Entwicklung zu einem nicht-diskriminierenden Zustand vollzogen hat. Denn lernen können Männer von Frauen und umgekehrt. So, wie die Arbeitswelt sich den Frauen weiter öffnen und anpassen muss, sollten also gerade auch Berufseinsteigerinnen ihr eigenes Verhalten reflektieren und prüfen, ob sie vielleicht in eine selbst gestellte Geschlechterfalle abrutschen.
Ein möglicher Fehler: Seid ihr zu leise? Viele junge Frauen verwechseln selbstbewusstes Auftreten mit Arroganz. Sie fühlen sich, als würde ihnen nicht zugehört, ihre Meinung nicht wert geschätzt und um sich im Team durchzusetzen, müssten sie die Ellenbogen ausfahren. Arroganz wird dafür gerne den männlichen Kollegen unterstellt, weil die scheinbar mit einem übermäßig gesunden Selbstbewusstsein gesegnet sind. Die Frage, die sich Berufseinsteigerinnen stellen sollten, ist weniger, warum niemand sie hört, sondern vielmehr: Bin ich vielleicht zu leise? Folgendes Beispiel: Euer Vorgesetzter hat euch eine Aufgabe übertragen, die ihr seiner Meinung nach nicht zufriedenstellend gelöst habt. Das ist kein Grund, mit verschlossener Miene am Platz zu sitzen und die innere Unzufriedenheit hochkochen zu lassen. Wenn ihr etwas nicht genau verstanden habt oder schlichtweg nicht wisst, was er oder sie von euch möchte, dann geht offen damit um. Bastelt nicht an einer halbgaren Lösung. Geht auf euren Vorgesetzten oder eure Vorgesetzte zu und bittet sie/ihn, euch zu zeigen, wie er/sie es stattdessen gelöst hätte. So positioniert ihr diese Person in einer Mentoren-Funktion, die grundsätzlich sogar positiv ist und übergebt die nächste Handlung nach oben: Ist er/sie bereit, euch in eurer Entwicklung zu unterstützen? Jede:r Chef:in, der etwas von sich halten möchte, kann hier gar nicht nein sagen. Und anstatt Zeit zu verschwenden, die euer Arbeitgeber bezahlt, wolltet ihr euch und eure Zeit als Ressource optimal einsetzen.
Ein Grundsatz: Positioniert euch als Problemlöser für Kolleg:innen und Vorgesetzte!
Ein anderes Beispiel: Ihr habt eine Idee, wie das Projekt besser vorangetrieben werden kann? Dann sagt es. Angst vor Versagen, Scheu vor Scheinwerferlicht und Kommentaren der männlichen Kollegen haben in dieser Situation nichts zu suchen. Ihr seid intelligent, vom Fach und habt euch gerechtfertigte Gedanken zu dem Projekt gemacht. Eure Schlussfolgerungen basieren auf Logik: Diese ist es, die dem Team und Chefs einleuchten muss. Und wird, denn Logik ist unabhängig vom Geschlecht. Um eure Idee unter die Menschen zu bringen, müsst ihr nicht ordentlich auf die Pauke schlagen. Das Zauberwort ist ,souverän’ – ein Attribut, das sich in ruhigem, selbstbewusstem Auftreten widerspiegelt. Inhaltlich positioniert ihr euch als Problemlöser: Denn euer Projekt wird aus einem bestimmten Grund durchgeführt. Meistens bedeutet das, dass ein Problem gelöst werden muss – und dazu habt ihr die Lösung. Wenn ihr eure Idee also vortragt, unterstreicht den Nutzen, den es hat. Vergleicht selbigen mit dem Aufwand und wie pragmatisch ihr das Vorgehen gestalten könnt. Das ist genau das, was sich die Chefin gewünscht hat, bevor sie heute das Büro betreten hat – dass es endlich zu der zündenden Idee kommt, die das Projekt entscheidend vorantreibt.
Wenn es darum geht, dass andere Kolleg:innen euch in der Rangordnung des Teams ,unten‘ halten wollen, müsst ihr erst recht aktiv werden. Menschen sind Gewohnheitstiere – hat sich eine Praxis erst einmal etabliert, werdet ihr sie und das Image dazu nicht so schnell wieder los. Im Idealfall müsst ihr auch hier nicht wild intrigieren oder euch richtiggehend wehren. Menschen haben nur so viel Macht über euch, wie ihr ihnen gebt. Wenn eure Teamleiterin sieht, dass ihr offen Gegenwind bekommt, damit aber ruhig und sachlich umgeht und die Ziele des Projekts und des Unternehmens im Auge behaltet – dann habt ihr gewonnen. Denn der andere verschwendet Zeit, während ihr professionell vorgeht. Werdet ihr im Meeting ständig unterbrochen oder kritisiert, dann sprecht es direkt an. Nicht im Sinne von ,mimimi, die anderen wollen nicht mit mir spielen.’ Fordert euer Gegenüber ruhig spielerisch heraus. Wie wäre es mit „Vielleicht kann Kollege Y einspringen und erklären, was hier das Problem ist.“ Allein durch die Formulierung wird jedem am Meetingtisch klar, dass er das Problem ist. Außerdem kann er nicht wissen, was ihr gerade erklären wolltet – wird die Antwort also schuldig bleiben. Anschließend solltet ihr nicht auf der Situation herumhacken, sondern ruhig und souverän mit eurem Bericht fortfahren. Diesmal wird euch sicher niemand unterbrechen und die Vorgesetzte hat gemerkt: Ihr duldet nicht alles, aber weder zickt ihr, noch jammert ihr, sondern löst das Problem live und in Farbe selbst. In diesem Sinne: Brain, was wollen wir heute machen?
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