Bastian studierte Meteorologie, weil ihm Umweltthemen schon immer wichtig waren. Nach seiner Promotion am Helmholtz-Zentrum in Geesthacht bei Hamburg stieg der promovierte Meteorologe in die Beratung bei KPMG ein. Auch hier motiviert ihn das Bewusstsein, welchen Wert sein Fachgebiet für die Gesellschaft hat, bei der Arbeit. Was genau diesen ausmacht, erzählt er am besten selbst.
Bastian, Meteorologie ist ein schweres Studium, in dem viele Fachdisziplinen zusammenkommen. Warum haben Sie sich dafür entschieden?
Es war auch wirklich nicht einfach, aber es hat Spaß gemacht. Zwei Themen haben mich einfach schon immer interessiert: Umwelt und Klima. Also war ich auf der Suche nach einem Studiengang, der neben Physik auch diese Aspekte stärker fokussiert. Die Wahl fiel mir am Ende leicht, denn bei Meteorologie ist das Grundstudium dicht an das Physikstudium angelehnt und ich konnte im Laufe des Studiums einen Fokus auf Klimawissenschaften legen. Mit meinem Schwerpunkt einher gingen die Entwicklung von Klimamodellen, Auswertungen der Daten, Statistik und damit natürlich Data Science.
Muss man da auch programmieren können?
Das ist ein wichtiges Werkzeug, ja. Klimamodelle sind beispielsweise häufig in Fortran geschrieben, die Auswertungen erfolgen hingegen in Python und R. Einfach nur IT-Know-how hätte aber nicht gereicht, denn final muss man die physikalischen Zusammenhänge verstehen. Gerade, wenn man in Modellen die Parameter entwickelt, braucht man ein viel tieferes Verständnis.
Beispiele: ESG-Aufgaben für promovierte Naturwissenschaftler:innen im Consulting
Ihr akademischer Weg führte Sie bis zur Promotion, anschließend wechselten Sie in die Wirtschaft.
Ganz so schnell ging es nicht – nachdem ich mein Diplom in der Tasche hatte, war ich kurzzeitig als wissenschaftlicher Mitarbeiter für ein Projekt angestellt. Inhaltlich habe ich mich mit Auftriebsgebieten vor Namibia und ihren Effekt auf das lokale Klima beschäftigt.
Während der Arbeit an meiner Dissertation habe ich dann in Zusammenarbeit mit der KfW Entwicklungsbank Climate-Fact-Sheets erstellt, die den Industrie- und Finanzsektor über zu erwartende Klimaänderungen informieren. Für die Planung vieler Investitionsprojekte aus dem Industrie- und Finanzsektor werden Informationen über eine mögliche Beeinflussung durch den Klimawandel benötigt, bevor sie genehmigt werden. Das war quasi mein erster Kontakt zum Bankensektor. Nach meiner Promotion habe ich noch vier weitere Jahre Berufserfahrung in Consulting und Data Science gesammelt, bevor ich bei KPMG eingestiegen bin.
Bei KPMG sind Sie nunmehr Nachhaltigkeitsexperte für die Finanzbranche. Was bedeutet das?
Der Kern meiner Aufgaben besteht darin, auf Nachhaltigkeit bezogene Risiken für den Finanzsektor zu identifizieren und zu analysieren. Es gibt also Überschneidungen zu meinen Interessen, entsprechend spannend finde ich meine Arbeit. Nicht zuletzt auch, weil ich so einen sehr intensiven Überblick über die gesamte Branche erhalte. Die Abkürzung ESG (Environmental, Social, Governance) ist im Übrigen der Gesamtbereich, wovon die Environment-Risiken einen der drei Teile ausmachen. Gerade Umweltrisiken stoßen derzeit auf besonderes Interesse in der Finanzwelt, denn sie nehmen dort zunehmend einen Einfluss, dem die Institute nachhaltig gerecht werden wollen. Ich helfe Banken, ihre Klimarisiken zu identifizieren, zu analysieren und diese in ihr Risikomanagement zu integrieren.
Der Zusammenhang zwischen Klimarisiken und Kreditvergabe
Warum ist das für Banken wichtig?
Bei der Kreditvergabe müssen unsere Kunden – z. B. Banken – wissen, welche Risiken ihnen drohen. Bei einem Privatkredit denkt man da häufig an die Zahlungsmoral. Im privaten Umfeld könnte es beispielsweise ein Haus mit einer schlechten Energieeffizienz sein. Hier muss einkalkuliert werden, dass teurer werdender Strom das Finanzlimit des Haushalts schneller erschöpft und weniger Finanzvolumen für den Kredit frei lässt.
Bei der Vergabe von Krediten an Institutionen oder Unternehmen kommen weitere Risiken ins Spiel: Beispielsweise wenn Gemeinden die Vertragspartner sind, die zukünftig sehr viel in Deichschutz investieren müssen. In anderen Fällen können Unternehmen besonders durch spezielle Regulatorik der Klimapolitik getroffen werden – wenn der Staat beispielsweise eingreift und vorgibt, dass nur noch recyceltes Kühlwasser verwendet werden darf.
Zum anderen haben Finanzinstitute eine hohe Verantwortung in Sachen Klimaneutralität, weil sie – wie man an den genannten Beispielen merkt – eine starke Steuerungs- und Vorbildwirkung haben: Je nachdem, an welche Stellen Finanzinstitute Kredite vergeben, in welcher Höhe und zu welchen Konditionen. Dieser Einfluss ist enorm, deswegen greift der Staat hier auch ein und reguliert mit Vorgaben wie etwa dem Baseler Rahmenwerk. Es gibt auch Vorschriften, die regeln, dass Banken ihre Klimarisiken offenlegen müssen. Einige Banken müssen sich Stresstests unterziehen, um zu prüfen, wie gut sie unter bestimmten zukünftigen Entwicklungen überleben würden. Wie Sie sehen: Es ist ein sehr breites Thema, bei dem immer wieder etwas Neues aufkommt und es einfach nicht langweilig wird. Das steigert die Spannung und Motivation bei der Arbeit noch einmal enorm. Ganz wichtig ist dabei übrigens auch ein tolles Team – wir arbeiten gerne zusammen, alle sind motiviert und zusammen entsteht eine ganz besondere Arbeitsatmosphäre.
Aktuelle Entwicklungen wirken sich ebenso direkt auf Ihre Arbeit aus.
Nicht direkt auf meine Arbeit, aber natürlich auf die Vorgänge, die wir in die Risikoanalyse einbeziehen. Durch den Klimawandel kann es beispielsweise sehr gut sein, dass CO2 deutlich höher bepreist wird. Eine Entwicklung, die gerade bei langfristiger Kreditvergabe, beispielsweise an die Industrie, von uns berücksichtigt werden muss.
Vorurteile gegenüber KPMG als Arbeitgeber
Apropos berücksichtigen – wie empfinden Sie die Arbeitsweise bei KPMG?
Mir gefällt, dass alle so motiviert sind und es immer Unterstützung gibt, selbst wenn das Projekt mal sehr herausfordernd ist. Man arbeitet immer gemeinsam im Team. Es gibt viel und schnelles Feedback. Außerdem hat jede:r die Möglichkeit, Fortbildungsangebote bei KPMG zu nutzen und sich in vielen unterschiedlichen Projekten einzubringen. Es geht bei KPMG also nicht darum, einen großen Namen im Lebenslauf stehen zu haben, sondern motiviert an einem Thema zu arbeiten. Das sollte man auch im Vorstellungsgespräch vermitteln können. Meines war sicherlich etwas spezieller, weil ich mit Berufserfahrung direkt angesprochen wurde und mich nicht nach dem Studium beworben habe. Man kann im Gespräch auch ganz offen mit Fragen an die Recruiter:innen herantreten.
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Ich persönlich kannte KPMG vor allem als klassische Wirtschaftsprüfer- oder Consulting-Firma, bei der in meiner Vorstellung die Mitarbeiter:innen jeden Tag in der Woche an einem anderen Standort verbringen. Ein Gedanke, der für mich wenig familienfreundlich ist – doch ich habe einen Sohn, daher habe ich mich im Vorstellungsgespräch sehr direkt danach erkundigt und wurde positiv überrascht, als ich erfuhr, dass auch viel im Homeoffice gearbeitet werden kann und Wert auf Work-Life-Balance Wert gelegt wird. Nach 6 Monaten kann ich sagen: Genau so habe ich das bis jetzt auch erlebt. Natürlich finde ich es wichtig, auch mal persönliche Kundenkontakte zu pflegen, weil man sich so erst wirklich kennenlernt und ideal zusammenarbeiten kann. Genauso kann man aber viele Prozesse remote umsetzen – diese Abwechslung empfinde ich für mich als optimal und so macht es mir Spaß. Man definiert die richtige Work-Life-Balance für sich und kann sie wirklich ausleben.