In dem Raumfahrtprojekt Munich Orbital Verification Experiment II (MOVE-II) der TU-München stellen Studenten ihre Fähigkeiten bei der Entwicklung eines voll funktionsfähigen Satelliten unter Beweis. Dabei werden innovative Konzepte und Technologien ausprobiert, die zur Weiterentwicklung der Satellitentechnik beitragen.
Der Satellit MOVE-II ist ein sogenannter CubeSat, der mit den Abmessungen von nur 10 x 10 x 13 cm und einer Masse von circa 1,2 Kilogramm viel kleiner und leichter ist als herkömmliche Raumfahrzeuge. Um in diesem kleinen Volumen ein vollständiges Satellitensystem realisieren zu können wird ein neues Konzept der Raumfahrttechnik verwendet: Statt auf speziell für Satelliten entwickelte Hardware zurückzugreifen, wird leistungsfähige Technik eingesetzt, die für den kommerziellen Gebrauch entworfen wurde. Dies ist zudem deutlich kostengünstiger und erleichtert die Neuentwicklung der Satellitensysteme. Mithilfe dieses neuen Ansatzes ist es somit für Studenten möglich, ihre eigenen Ideen und ihr Know-How in den Weltraum zu bringen.
Die Studenten entwickelten im Rahmen des Projektes alle wesentlichen Systeme des Satelliten und verwendeten dabei eine Reihe neuer Konzepte und Technologien. So werden zum Beispiel zum ersten Mal Formgedächtnislegierungen als Basisbaustein für den Ausklappmechanismus von Solarzellen und Antennen verwendet. Des Weiteren wird auf dem CubeSat ein voll funktionsfähiger Linux-Computer zur Steuerung der Systeme eingesetzt. Als wissenschaftliche Nutzlast trägt MOVE-II neuartige Solarzellen, deren Leistung und Degradation erstmals im All vermessen werden soll. Der Satellit soll noch vor Ende des Jahres von der Vandenberg Air Force Base in Kalifornien an Bord einer Falcon-9 Rakete in einen niedrigen Erdorbit gebracht werden und wurde bereits dem Startanbieter übergeben.
Das Besondere an diesem Satellitenprojekt ist, dass sich die Studenten hauptsächlich selbst organisieren und ihre eigenen Ideen umsetzen können. Dabei werden ihnen kaum Grenzen gesetzt, denn im Mittelpunkt steht die Ausbildung und nicht die kompromisslose Erfüllung der Missionsziele. Der Lernprozess erfolgt nicht im Rahmen einer Lehrveranstaltung – wichtige Fähigkeiten werden während der Entwicklung des Satelliten in eigenverantwortlicher Arbeit erlernt. Es gibt keine Hürden bei der Teilnahme an dem Projekt, es sind keine besonderen Vorkenntnisse notwendig und jede Studienrichtung ist willkommen. Der Lehrstuhl für Raumfahrttechnik unterstützt die Studenten in den vielfältigen Phasen des Projekts und gibt Feedback während der Entwicklung der Satellitensysteme. Somit kann sichergestellt werden, dass am Ende ein funktionales System in den Weltraum starten kann.
Die Studenten haben ein gemeinsames Ziel: Ein echter Satellit, den sie selbst entwickelt und gebaut haben, soll die Erde umkreisen. Dies ist auch die Motivation, unzählige Stunden auf freiwilliger Basis mitzuarbeiten. Eine Besonderheit in dem Team ist die Vielfältigkeit der Mitglieder: mehr als fünf verschiedene Studienrichtungen sind vertreten und Studenten aus über zehn verschieden Ländern sind aktiv dabei. Durch diese Vielfalt entstehen viele innovative Ideen und es gibt stetig einen starken Wissensaustausch unter den Studenten.
Im Moment ist das Team sehr gespannt auf den Start von MOVE-II in den Weltraum, welcher schon Ende dieses Jahres stattfinden soll. Dann wird sich herausstellen, wie gut die entwickelten Satellitensysteme im Weltall funktionieren werden. Die Studenten bereiten sich gerade auf die Operationsphase vor, in der sie beweisen müssen, dass sie den Satelliten von der Bodenstation in Garching aus erfolgreich betreiben können.
Weitere Informationen auf www.move2space.de
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