Vollzeitstudium, aber trotzdem Lust die Karriere ins Rollen zu bringen? Vielleicht ist Formula Student dann genau das Richtige für dich. Theresa Stach und Julia Weber von der Formula Student Germany erklären dir, warum es sich lohnt, schon im Studium die Extrameile zu gehen.
Im Rahmen der Formula Student entwickeln, konstruieren und bauen Studierenden aus aller Welt jedes Jahr einen Formelwagen zur Teilnahme an den verschiedenen internationalen Formula Student Wettbewerben. Mittlerweile gibt es an fast allen deutschen Hochschulen und Universitäten ein Formula Student Team und auch international steht diese Form des studentischen Engagements mit über 1000 Hochschulen hoch im Kurs.
Das Besondere an der Formula Student ist, dass die Wettbewerbe, nicht vom Team mit dem schnellsten Rennwagen gewonnen werden, sondern von dem Team welches mit dem besten Gesamtpaket aus Entwicklungsleistung, Fahrzeug und Kosten- sowie Finanzverständnis überzeugt. Bei den sogenannten Statischen Disziplinen müssen die Teams ihr Können abseits der Strecke unter Beweis stellen und ihre Fahrzeugentwicklung, einen möglichen Businesscase sowie eine bepreiste Stückliste unter Angabe von Material- und Personalkosten präsentieren.
Auch wenn die Formula Student auf den ersten Blick wie ein Konzept ausschließlich für Studierende des MINT-Bereiches erscheint, braucht es zum Erfolg ein interdisziplinäres Team aus Ingenieurs- und Wirtschaftswissenschaftler:innen. Studierende anderer Fachrichtungen wie beispielsweise Kommunikation oder Design können sich im Rahmen der Formula Student auch verwirklichen. All dies findet in einem internationalen Kontext statt: Die Wettbewerbssprache ist Englisch. So lernen die Studierenden ihr jeweiliges Handwerk nicht nur in ihrer Muttersprache, sondern auch noch auf Englisch. Schließlich müssen die Entwicklungsentscheidungen oder die Fertigungsvorgänge auf dem Wettbewerb präzise vor einer Fachjury präsentiert werden.
In Hockenheim, bei der Formula Student Germany, dem größten Wettbewerb in Europa, trafen sich auch in diesem Jahr über 3.000 Studierende aus aller Welt. Vertreten waren 25 Nationen, die ihre Rennboliden auf dem Hockenheimring an den Start brachten. Das Ziel der Formula Student Germany ist es, die Studierenden bestmöglich auf die Herausforderungen in ihrem späteren Arbeitsleben vorzubereiten.
Innerhalb eines Jahres ein Konzept für einen Rennwagen, teilweise mit autonomen Fahrfunktionen zu entwickeln, anschließend zu konstruieren, zu bauen und fahrtüchtig zu machen, stellt einen enormen Aufwand für die Studierenden dar. Auch die statischen Disziplinen müssen vorbereitet werden, um in der Gesamtwertung punkten zu können. Doch warum solch enormer Aufwand?
In diesem einen Jahr lernen die Studierenden meist erstmalig, die erlernte Theorie in die Praxis umzusetzen. Die gesammelten Erfahrungen bereiten sie auf ihr späteres Berufsleben vor. Im Prinzip ist jedes Team wie ein Unternehmen organisiert: Es gibt Teamleiter, Baugruppen- oder Projektverantwortliche. Diese Erfahrung bildet die Studierenden nicht nur fachlich, sondern auch persönlich weiter.
Gute interdisziplinäre Kommunikationsskills, Teamwork und arbeiten unter Druck sind Qualitäten, die Arbeitgeber heute mehr denn je von Berufseinsteigern erwarten. Die Studierenden lernen voneinander und miteinander. Viele Teams greifen auf ihr Alumninetzwerk zurück, um sich kontinuierlich zu verbessern.
Die Teams sind selbst für ihre Finanzierung verantwortlich und müssen daher, wie auch die Rennteams der Formel 1, Sponsoren und Partner begeistern. Für viele Teammitglieder ist das der erste Kontakt zur Industrie und nicht selten zum späteren Arbeitgeber. Auch für die Unternehmen ist die Zusammenarbeit mit Formula Student Teams ein Gewinn, denn sie haben Kontakt zu hoch qualifizierten und motivierten Fach- und Führungskräften von morgen.
Neben der harten Arbeit darf der Spaß nicht fehlen. Die Zeit im Formula Student Team gehört für die Studierenden oft zur besten während ihres Studiums. Aus gemeinsamen Nächten in der Werkstatt oder auf dem Campingplatz eines Wettbewerbs entstehen oft jahrelange Freundschaften und Erlebnisse, die in Erinnerung bleiben.
Das Formula Student-Fieber hält meist über das Studium hinaus an. Um beispielsweise den Wettbewerb in Hockenheim jedes Jahr zu organisieren, kommen über 400 Freiwillige zusammen, darunter ein Großteil Ex-Teammitglieder. Von den technischen Abnahmen vor den Renndisziplinen, um die Sicherheit zu gewährleisten, bis hin zum Foto- und Videoteam werden dabei alle Tätigkeiten, die für einen erfolgreichen Wettbewerb nötig sind, von den Freiwilligen übernommen.
Theresa: „Auch ich konnte meine ersten praktischen Erfahrungen, wie beispielsweise das Löten, während meines technischen Studiums in der Werkstatt meines Formula Student Teams sammeln. Heute gehöre ich zum operativen Team der Formula Student Germany, das sich unterjährig um die Organisation des Wettbewerbs kümmert.”
Julia: „Ich habe auch viel von meiner Erfahrung mitgenommen. Ich habe mich immer schon für nachhaltige Mobilität interessiert, aber Formula Student hat das nochmal bestärkt und mich für meinen Masterschwerpunkt inspiriert. Und es macht mir bis heute noch Freude.”
Theresa: „Ich konnte damals unglaublich viel für mein Berufs- und auch Privatleben mitnehmen und blicke sehr gerne auf die Zeit als Teammitglied zurück.”
Julia: „Für mich war nach meinem Abschluss klar – ich will weiter Teil der Formula Student bleiben.”
Die Formula Student bietet Studierenden aus aller Welt und allen Studiengängen eine Plattform sich weiterzuentwickeln und Träume wahr werden zu lassen, denn wenn man die Studierenden fragt, warum sie sich der Formula Student angeschlossen haben, ist die Antwort doch zumeist „Because Racecar“. Die vielen anderen Vorteile und die persönliche Entwicklung bemerkt man meistens doch erst nach der aktiven Zeit.
Julia Weber absolvierte den angewandten Forschungsmaster mit Schwerpunkt nachhaltige Mobilität an der Hochschule Augsburg. Seit 2022 ist sie bei der Quantron AG tätig. Während ihres gesamten Studiums engagierte sie sich im hochschuleigenen Rennteam und ist im dritten Jahr als Freiwillige bei der FSG aktiv.
Theresa Stach studierte den Ingenieursstudiengang Projekt Engineering an der DHBW Mannheim und war dort Gründungsmitglied des Formula Student Teams CURE Mannheim. Heute arbeitet Sie als Teamleiterin im Bereich IT bei der DB Netz AG. Seit 2018 engagiert sie sich ehrenamtlich im Operative Team der Formula Student Germany hinsichtlich Communications und Media.
Viele weitere Beiträge rund um das Thema Formula Student findest du im Karrierenetzwerk Mobilität.