Statiker, Bauzeichner, Hoch- sowie Tiefbauingenieure und -innen, Architekten, Stahlbetonbauer, Brunnenbauer, Baustoffprüfer und BWLer mit Schwerpunkt Bauwirtschaft – sie und weitere Berufe sorgen dafür, dass auf dem Bau alles rund läuft. Alles wie gehabt soweit. Die Digitalisierung nimmt aber auch auf diese Branche zunehmend Einfluss, sodass vor allem angehende Hochschulabsolventen sich zukünftig auf eine gewandelte Arbeitswelt einstellen müssen.
Doch vorab ein kurzes Wort zur aktuellen Wirtschaftslage
Eine Umfrage der Bayerischen Ingenieurekammer Bau zeichnet ein rosiges Bild für Hochschulabsolventen aus dem Fachbereich Bau: Die potenziellen Arbeitgeber müssen teilweise Aufträge ablehnen, weil sie sie schlichtweg nicht erfüllen könnten. Es mangelt also an Fachkräften – zu denen du vermutlich auch gehörst. In besagter Umfrage geben 85 Prozent der Unternehmen an, dass sie ihre wirtschaftliche Lage als positiv einschätzen; zeitgleich geben 50% zu, dass sie offene Stellen haben und enorme Schwierigkeiten, diese zu besetzen. Die direkte Konsequenz daraus ist, dass Uni-Absolventen sich sehr genau aussuchen können, wo sie einsteigen möchten. In zweiter Konsequenz steigen auch die Gehälter, denn jeder gewonnene Ingenieur ist gleichbedeutend mit zusätzlichen Aufträgen, die das Ingenieurbüro nun annehmen und ausführen kann.
Welche Rolle spielt die Digitalisierung im Bau?
Unter dem Motto „Auf IT gebaut“ wurden auf der 2019er BAU Abschlussarbeiten von Studierenden ausgezeichnet, die sich den IT-Trends der Bauwirtschaft gewidmet haben: Zu den Siegern gehören unter anderem Titel wie „urban energy design tool – Energierelevante Betrachtung von Gebäuden für die Entscheidungsunterstützung der Stadtentwicklung“ (Jakob Fellner), „Digitale Werkzeuge für die Transformation großer Wohnanlagen in Moskau“ (Victoria Rusina) oder auch „Untersuchung der digitalen Erfassung ausgewählter Baustellenprozesse in Echtzeit“ (Peter Richard Wildemann).
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Diese Auszeichnungen spiegeln die Wirkungsrichtung der Digitalisierung im Bau wieder: Es geht nicht darum, Berufe zu eliminieren, sondern den bestehenden Berufen neue Tools an die Hand zu geben. „Bedroht“ ist also niemand, der sich für ein Studium der Bauwirtschaft entscheidet. Zeitgleich ist klar, dass die Digitalisierung die Art und Weise, wie auf dem Bau gearbeitet wird, deutlich beeinflussen wird. Stichwort: Building Information Modeling (BIM – darüber solltest du in deinen Vorlesungen gehört haben. Wenn nicht, schick bitte eine Mail an bettina.riedel(a)hitech-campus.de, dann bereiten wir entsprechende Artikel vor).
Stellenmarkt und Gehälter in der Bauwirtschaft
Einer anderen Umfrage (ifo aus 2017) zufolge hatten 92% der befragten Unternehmen ihre lieben Nöte damit, ihre Stellen zu besetzen. Insbesondere Bauingenieure (41%) und gewerbliche Bauberufe (68%) sind gefragt, aber schwer zu bekommen. Dazu kommt, dass die Besetzung, so sie denn erfolgt, immer länger dauert. Ein klassisches Beispiel dafür, dass sich der Markt grundsätzlich gewandelt hat: Es braucht seitens der Unternehmen nicht nur mehr Zeit, sondern auch mehr Aufwand, als nur Stellen in Onlinebörsen auszuschreiben. Wer als Arbeitgeber er- und bekannt werden möchte, muss kommunizieren, was das Unternehmen bietet – und bisweilen intern mehr Anreize schaffen, die sich authentisch darstellen lassen.
Auf der anderen Seite profitieren Absolventen davon: Sie können sich nicht einfach nur aussuchen, wo sie arbeiten, sondern das anhand spezifischer Kriterien. Mit etwas Recherche über gängige Suchmaschinen lässt sich feststellen, wer Traineeprogramme anbietet oder eher Wert auf den Direkteinstieg legt, Genauso gut lässt sich herausfinden, welche Bauprojekte in der Vergangenheit realisiert wurden und welche Schwerpunkte das Unternehmen dabei legt.
Der Verdienst ist auch ein wichtiger Aspekt, wenngleich für jüngere Generationen nicht mehr Alles entscheidend. Betrachtet man Hochschulabsolventen als herausgehobene Fachkräfte, gibt der Hauptverband der deutschen Bauindustrie das durchschnittliche Monatsgehalt für das Jahr 2018 mit rund 4.570 Euro an. In leitenden Stellungen werden die Gehälter sogar mit 7.152 Euro beziffert.
Ein weiterer positiver Faktor der Bauwirtschaft ist die Verlässlichkeit der Arbeitgeber. Mitarbeiter verweilen nicht nur überdurchschnittlich lang bei ihren Unternehmen, sondern bescheinigen diesen zu 89% ganz offen eine ganz besondere Vertrauensbasis (Umfrage von EY aus 2017). Gemeinsam an der Zukunft zu arbeiten und am Ende konkrete Projektergebnisse betrachten zu können, etwas „hergestellt“ zu haben, scheint zu einer speziellen Verbundenheit zu führen.