Das junge Start-up Fenntec entwickelt einen Roboter, der mittels KI eigenständig über die Felder rollt und Unkraut jätet. So soll die Landwirtschaft unterstützt und mit KI gegen Pestizide vorgegangen werden. Wir sprachen 3 Jahre nach dem ersten Interview mit Co-Founder Manuel Ufheil und baten um ein kleines Update.
Im Juli 2019 haben wir das erste Mal über Fenntec berichtet – hier geht’s zum Beitrag „Mit Künstlicher Intelligenz gegen das Unkraut“. Damals war es euer Anspruch, Pestizide auf den Feldern zu ersetzen. Was hat sich seither bei euch verändert?
Sowohl Dr. Frank Stollmeier als auch ich sind beide noch im Team, das in der Zwischenzeit deutlich angewachsen ist. Seit Anfang 2022 sind wir 3 Vollzeitbeschäftigte plus Studierende, die Abschlussarbeiten bei uns schreiben sowie 2 Werkstudenten. Unser damaliger Prototyp hat nun eine zweite Version, denn 2019 hatten wir ein sehr kleines System gebaut, das wir deutlich verbessert haben. In der damaligen Fassung war es nicht schnell genug und die Unkrautbekämpfung insgesamt nicht so effizient wie gewünscht. Es ist um einiges größer als früher, in etwa so breit wie ein Traktor. Von der strategischen Ausrichtung unseres Unternehmens her bewegen wir uns im Umfeld der Biolandwirtschaft, um diese günstiger zu machen.
Warum habt ihr den Prototyp so massiv verändert?
Im Wesentlichen, weil er sich in der kleinen Ausgabe nicht gut im Praxiseinsatz bewährt hat. Wir arbeiten im Raum Hannover mit zwei Biolandwirten zusammen, auf deren Feldern wir unsere Modelle arbeiten lassen können. Von den Landwirten kommt dann auch direktes Feedback an uns zurück, wie beispielsweise, dass das System eine bestimmte Fläche in einer bestimmten Zeit bearbeitet haben muss. Seit Corona haben viele Landwirte große Probleme, Personal zu finden und da waren sie unserer Idee gegenüber sehr aufgeschlossen. Abseits der technischen Faszination darf man nicht unterschätzen, dass wir der Biolandwirtschaft im Wesentlichen dabei helfen, vom dreckigen Steckenpferd der Saisonarbeiter mit Mindestlohn wegzukommen.
Das heißt, ihr habt den ersten Prototyp so massiv umgebaut, weil die Landwirte entsprechende Ansprüche formuliert haben?
Richtig und diese Ansprüche machen einfach Sinn, um das Produkt erfolgreich zu machen. Der große Prototyp ist mittlerweile sogar eher ein Pilot, weil er noch viel weiterentwickelt ist. Der Winter eignet sich perfekt dafür, um mehr darüber zu lernen, um das System zu perfektionieren und unser Produkt damit gleichzeitig profitabel machen zu können. Beim Umbau gab es eine wesentliche Herausforderung, nämlich dass wir die KI neu anlernen mussten. Beim ersten Prototyp hat das Tages- und Sonnenlicht geholfen, den Boden und die Pflanzen zu beleuchten. Dadurch, dass der Pilot deutlich größer ist, fällt dieser Vorteil weg – eine wesentliche Umweltbedingung wurde verändert und die KI ist ein Stück weit wieder „dümmer“ geworden. Das heißt, wir mussten eine neue Datengrundlage schaffen: Wie sehen Zwiebeln auf nassem Boden aus? Wie auf sandigem Untergrund? Wie definiert sich die Farbe Grün, welche Schattierungen gehören dazu? Umso verschiedener die zugefütterten Daten sind, umso besser, da so das System dann allmählich abstrahieren kann.
Das klingt sehr erfolgsversprechend. Hat sich an eurer Finanzierung etwas geändert?
Während unseres ersten Gesprächs hatten wir eine Förderung durch exist, danach gab es eine Phase ohne wesentlichen Geldeingang. Aktuell haben wir eine Investition von der Nbank Capital erhalten und sind wir Teil eines Forschungs- und Förderungsprojekts, das inhaltlich nah an unserem Vorhaben ist. Das Institut für mechatronische Systeme möchte eine Roboterkinematik entwickeln, die in Teilen auf unserer Arbeit aufbaut, nämlich einer guten und funktionierenden Erkennung. Unsere Aufgabe ist es, dieses Werkzeug für das Projekt zu bauen. Das Forschungsprojekt wird durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert, sodass wir hierbei auch eine Investition in unser Start-up erhalten.