Bei manchen ist es geplant, andere werden überrascht: Statt am Ende des Studiums an deiner Bewerbung zu feilen, hältst du einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand. Dabei schließt das eine das andere nicht aus – wie dir beispielsweise die Beratungsstelle des Studierendenwerks München Oberbayern bestätigen kann. Wir fragten nach bei Sophie Plessing, welche Beratungsleistungen das Studierendenwerk München Oberbayern (unabhängig von den Münchner Hochschulen!) für dich anbietet.
In einer Situation, in der man eigentlich beruflich durchstarten möchte, erreicht einen die Nachricht, dass man schwanger ist – in manchen Fällen eine echte Überraschung. „Wie soll das gehen, wie geht es weiter?“, sind wohl die nächsten, drängenden Fragen. Fällt der Berufseinstieg wirklich erst einmal flach, wenn man sich für das Kind entscheidet?
Generell ist die Situation bei jeder Person unterschiedlich. Jeder geht mit der Situation anders um und es gibt kein ‚richtig‘ oder ‚falsch‘. Oft hilft es, scheinbare Schwierigkeiten offensiv zu klären und oft genug erfährt man Unterstützung von verschiedensten Seiten. Die Studierenden, welche zu uns in die Beratung kommen, sehen die Schwangerschaft größtenteils positiv und diese war häufig auch geplant. Ein gelungener Berufseinstieg und ein Kind können mit guter Planung sehr wohl zusammen funktionieren.
Es gibt bestimmte Dinge, die bei einer Schwangerschaft im Übergang von Studium zum Berufsleben geklärt werden sollten. Dazu zählt in erster Linie die künftige Lebensfinanzierung. Dies insbesondere, wenn während des Studiums BAföG bezogen wurde, denn das steht nach Studierende nicht mehr zur Verfügung. Man darf nicht vergessen:Für die Finanzierung sind beide Partner/-innen verantwortlich! Studierende mit Kind können sich über die Grundsicherung, über den Unterhalt des Partners/der Partnerin oder über den Familienunterhalt finanzieren. Bei vielen Studierenden mit Kind steht einer der Partner bereits im Berufsleben, sodass die Familie auf diese Weise sozial abgesichert ist. Eventuell kommt Bürgergeld infrage, manchmal besteht eine Elterngeldberechtigung – es gibt also mehrere Lösungsansätze. Wenn das Studium aufgrund der Schwangerschaft nicht abgeschlossen werden kann, sollte man sich nicht scheuen, mit dem Prüfungsamt der Hochschule Kontakt aufzunehmen. Wichtig ist auch, zu klären, welche Veränderungen sich bei der Krankenversicherung ergeben. Um nach dem Studium optimal in die Arbeitswelt einsteigen zu können, ist natürlich zu gegebener Zeit eine Kinderbetreuung zu organisieren.
Hätten Sie Tipps dafür, wie junge Schwangere sich emotional von dem Stigma befreien können, sich schon so früh (scheinbar) für Kind oder Karriere entscheiden zu müssen?
Viele der Paare in unserer Beratung berücksichtigen Kinder bei ihrer Karriereplanung und es ist ihnen dabei wichtig, dass beide Partner/-innen gleichberechtigte berufliche Chancen haben. So kommt es dann gar nicht erst zu einer Entscheidungssituation zwischen Kind oder Karriere, denn die Familienaufgaben werden geteilt. Beispielsweise kommen in unsere Kitas Väter und Mütter gleichermaßen zum Abholen der Kinder. Die Studierenden, die in unsere Beratung kommen, sehen ihre Situation größtenteils also gar nicht als Stigma. Es geschafft zu haben, Studium und Kindererziehung zu vereinbaren, wird vielmehr als Erfolg gesehen. In dieser Zeit entwickelt man sich und seine Fähigkeiten enorm weiter.
Je nach persönlicher Situation ist der Schritt von der glänzenden Zukunft mit hohem Einstiegsgehalt zur Mutter während des Studiums für manche ein psychisch anstrengender, weil das Prinzip der Leistungsgesellschaft oft tief in uns verankert ist. Welchen Rat geben Sie Studierenden, die mit dieser Frage auf Sie zukommen?
Tatsächlich haben die Studentinnen und Studenten, die zu uns kommen, recht selten diese Einstellung: Studierende müssen oft schon während des Studiums mit wenig Geld auskommen oder beziehen Förderung nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz. Vor diesem Hintergrund wird der Bezug von Grundsicherung in dieser Lebensphase oft weniger problematisch erlebt als in anderen Lebenssituationen. Generell beraten wir Studierende, indem wir verschiedene Wege aufzeigen, besprechen und gemeinsam individuelle Lösungsansätze erarbeiten. Den einen Ratschlag für alle gibt es daher bei uns nicht. Hadert jemand mit dem verzögerten Berufseinstieg, könnte man sich folgende Beispiele, die wir häufig erleben, vor Augen führen: Einige Studierende, die in unsere Beratung kommen, planen ihre Schwangerschaft extra am Ende des Studiums. Diese Planung ermöglicht ihnen später einen stressfreieren Berufseinstieg, weil dann die Kinder schon selbstständiger sind. Wenn man eine Kinderbetreuung hat, kann man nämlich sehr wohl und sehr gut ins Berufsleben starten. Wird ein Paar während des Abschlusses schwanger, kann natürlich auch dann der Einstieg ins Berufsleben funktionieren, nur halt zu einem anderen Zeitpunkt. Eventuell kann die Karriere, wenn gewünscht, dann sogar besser geplant werden, weil eine spätere Elternzeit wegfällt.
Welche Hilfe können Ratsuchende vom Studierendenwerk München Oberbayern erwarten?
Das Studierendenwerk München Oberbayern bietet eine kostenlose und vertrauliche Beratung für Schwangere und Studierende mit Kind. Schwangere, deren Partner/-innen oder Paare können sich jederzeit an diese Beratungsstelle wenden. Darüber hinaus gehören zum Beratungsnetzwerk des Studierendenwerks weitere Beratungsstellen, wie beispielsweise die Rechtsberatung. Hier können sich Schwangere und Studierende mit Kind beispielsweise zur Finanzierung der Kinderbetreuung oder zum Unterhalt beraten lassen. Die Psychotherapeutische und Psychosoziale Beratung wiederum kann bei psychischer Belastung wahrgenommen werden. Auf Wunsch bleiben die Beratungen auch anonym. Andere Studierendenwerke in Deutschland machen ähnliche Beratungsangebote.
Des Weiteren sind die staatlich anerkannten Schwangerschaftsberatungsstellen zu empfehlen. Hier können Studierende sich zu staatlicher Finanzierung für die Zeit zwischen Studium und Beruf beraten lassen. Diese Stellen führen außerdem Schwangerschaftskonfliktberatungen durch, wenn es um die Beendigung einer Schwangerschaft geht. Auch Sozialbürgerhäuser sind wichtige Anlaufstellen für schwangere Paare.
Welche Unterstützung bietet das Studierendenwerk München Oberbayern studierenden Eltern?
Das Studierendenwerk München Oberbayern betreibt 17 Kindertagesstätten in München, Freising und Rosenheim. Die Kitas ermöglichen die Vereinbarung von Studium und Familie, sodass man sich nicht für das eine oder das andere entscheiden muss. Insgesamt werden in den Einrichtungen 490 Kinder nach einem hochwertigen pädagogischen Konzept betreut. Die Kitas befinden sich meist in Campusnähe, sodass die Wege möglichst kurz sind und auch die Öffnungszeiten sind auf die Bedürfnisse Studierender abgestimmt. Die Zufriedenheitsbefragungen fallen regelmäßig sehr positiv aus.
Studierende Eltern können sich außerdem in der Beratungsstelle des Studierendenwerks zu Angeboten der Kindertagesbetreuung, zu Möglichkeiten der Studienfinanzierung und zu Zuschüssen und Stipendien beraten lassen. Außerdem finden regelmäßig Veranstaltungen statt, auf denen Schwangere und Studierende mit Kindern Informationen erhalten und sich untereinander direkt austauschen können. Diese Veranstaltungen werden sehr gut angenommen.
Du fragst dich, ob deine Hochschule auch von dem Studierendenwerk München Oberbayern betreut wird? Auf dieser Seite findest du die Aufgaben und betreuten Hochschulen.