Klare und souveräne Kommunikation – für junge Führungskräfte ist sie der Schlüssel, um sich Respekt und Vertrauen im Team zu erarbeiten. Doch wie gelingt es Universitätsabsolventen, die noch wenig Erfahrung mitbringen, ihre Botschaften klar zu vermitteln und Unsicherheiten abzulegen? Mentorin und Autorin Christina Becker erklärt, warum klare Aussagen entscheidend sind, wie man unnötige Rechtfertigungen vermeidet und schon frühzeitig Kommunikationsfähigkeiten stärken kann. Ein Gespräch voller praxisnaher Tipps für alle, die mit Selbstbewusstsein und Klarheit den Schritt in die Führungsrolle wagen wollen.
Frau Becker, Sie sind Mentorin für Führungskräfte und Autorin. Junge Menschen, die gerade erst ins Berufsleben starten und langfristig Führungsverantwortung übernehmen möchten, stehen oft vor der Herausforderung, klare und souveräne Kommunikation zu entwickeln. Warum ist das besonders für junge Führungskräfte so wichtig?
Klare Kommunikation ist das Fundament jeder erfolgreichen Führung. Für junge Führungskräfte ist sie besonders wichtig, weil sie oft mit dem Vorurteil kämpfen, aufgrund ihres Alters oder ihrer geringen Berufserfahrung weniger kompetent zu sein. Wenn sie jedoch früh lernen, ihre Botschaften klar, strukturiert und selbstbewusst zu vermitteln, gewinnen sie schnell Respekt und Vertrauen – sowohl bei Mitarbeitern als auch bei Vorgesetzten. Eine klare Kommunikation schafft Sicherheit und Orientierung im Team und hilft, Missverständnisse zu vermeiden.
Viele Absolventen fühlen sich unsicher, wenn sie mit älteren oder erfahreneren Mitarbeitern arbeiten. Wie können sie Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen entwickeln, um souverän zu wirken?
Der Schlüssel liegt darin, ein gesundes Selbstbewusstsein zu entwickeln. Das beginnt bei der inneren Haltung: Akzeptieren Sie, dass Sie sich noch in einer Lernphase befinden, und machen Sie sich bewusst, dass Führung keine Frage des Alters, sondern eine Haltung ist. Sie ist die Bereitschaft, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Eine konkrete Übung ist es, die eigene Körpersprache zu trainieren – aufrechte Haltung, offener, freundlicher Blickkontakt und eine ruhige Stimme vermitteln Sicherheit.
Außerdem empfehle ich, sich auf klare Formulierungen zu konzentrieren. Vermeiden Sie Konjunktive wie „könnte“ oder „würde“, die Ihre Aussage in Frage stellen können. Sprechen Sie stattdessen direkt: „Bitte erledigen Sie diese Aufgabe bis Freitag, Danke!“ Das wirkt souverän, auch wenn man innerlich vielleicht noch etwas aufgeregt ist.
Wie können junge Führungskräfte ihre Kommunikation so gestalten, dass sie von Anfang an klar und verständlich ist, auch wenn sie noch wenig Erfahrung haben?
Der erste Schritt ist, es einfach zu halten. Viele neigen dazu, Dinge zu kompliziert zu erklären, um Kompetenz zu demonstrieren. Doch das führt oft zu Verwirrung. Stattdessen sollten Sie Ihre Aussagen auf das Wesentliche reduzieren und sichergehen, dass alle Beteiligten verstanden haben, worum es geht.
Eine bewährte Methode ist es, Rückfragen zu stellen, zum Beispiel: „Ist das für Sie so klar? Gibt es dazu noch Fragen?“ „Ich möchte sicher gehen, dass ich mich verständlich ausgedrückt habe.“ Das signalisiert nicht nur Offenheit und Selbstreflexion, sondern stellt auch sicher, dass alle auf dem gleichen Stand sind. Und ganz wichtig: Machen Sie Pausen, damit das Gesagte wirken kann.
Warum neigen junge Führungskräfte oft dazu, sich zu rechtfertigen und wie können sie diese Falle vermeiden?
Rechtfertigungen sind ein Zeichen von Unsicherheit. Gerade junge Führungskräfte fühlen sich oft unter Druck, ihre Entscheidungen gegenüber erfahreneren Mitarbeitern zu verteidigen. Das Problem dabei ist, dass unnötige Rechtfertigungen die eigene Autorität schwächen können.
Mein Tipp: Stehen Sie zu Ihren Entscheidungen. Wenn eine Frage aufkommt, warum Sie etwas auf eine bestimmte Weise entschieden haben, erklären Sie den Hintergrund ruhig und sachlich – aber ohne sich zu verteidigen. Zum Beispiel: „Ich habe mich für diesen Ansatz entschieden, weil er uns ermöglicht, effizienter zu arbeiten.“ So zeigen Sie Selbstbewusstsein und Kompetenz.
Kennst du schon unser Karrierenetzwerk Cyber Security & IT-Sicherheit?
Was tun, wenn Mitarbeiter die Entscheidungen einer jungen Führungskraft hinterfragen?
Hinterfragen ist nicht per se schlecht – es zeigt, dass die Mitarbeiter mitdenken. Junge Führungskräfte sollten das als Chance sehen, ihre Entscheidungsprozesse zu reflektieren und sich weiterzuentwickeln. Entscheidend ist, wie man reagiert: Bedanken Sie sich für die Frage, bleiben Sie sachlich und erklären Sie ruhig, warum Sie sich so entschieden haben. Falls ein Mitarbeiter jedoch ständig alles hinterfragt, wäre es sinnvoll, zuerst die eigene Kommunikation zu überprüfen: War die Entscheidung klar formuliert und gut begründet? Es könnte aber auch auf eine gestörte Beziehungsebene hinweisen. In solchen Fällen empfehle ich, das Gespräch zu suchen, um die Ursache zu klären.
Wie können Universitätsabsolventen ihre Kommunikationskompetenz schon frühzeitig stärken, um auf eine Führungsrolle vorbereitet zu sein?
Übung ist hier das A und O. Jede Gelegenheit, Präsentationen zu halten, Meetings zu leiten oder Diskussionen zu moderieren, sollte genutzt werden. Je mehr Sie kommunizieren, desto sicherer werden Sie. Außerdem sollten Sie Feedback aktiv einholen – sowohl von Kollegen als auch von Mentoren. So lernen Sie kontinuierlich dazu. Und vergessen Sie nicht: Körpersprache und Tonfall sind ebenso wichtig wie die Worte, die Sie wählen.
Zum Abschluss: Welche Botschaft möchten Sie jungen Menschen mitgeben, die eine Führungsrolle anstreben?
Sehen Sie Führung als eine Reise, nicht als einen festen Zustand. Es ist vollkommen in Ordnung, Fehler zu machen und daraus zu lernen. Wichtig ist, authentisch zu bleiben und den Mut zu haben, Verantwortung zu übernehmen. Selbstreflexion und klare Kommunikation sind dabei Ihr wichtigstes Werkzeug. Wenn Sie lernen, Ihre Gedanken präzise und selbstbewusst zu formulieren, wird Ihnen das nicht nur als Führungskraft, sondern in allen Lebensbereichen helfen.
Über Christina Becker:
Christina Becker (52) ist seit 14 Jahren als Trainerin für Führungskräfte, als Speakerin und Autorin tätig. Als examinierte Pädagogin und langjährige Führungskraft liegt ihr Fokus auf souveräner Führung durch Selbstführung. Damit hat sie bereits zahlreiche Führungskräfte dabei unterstützt, einen souveränen Führungsstil zu entwickeln, um sich ein beständiges und erfolgreiches Team aufzubauen. Die Berlinerin ist die Gründerin der SelfCare-Leadership Akademie und versteht es, praxisnahe und umsetzbare Tipps, nachhaltig zu vermitteln. www.schlussmitderunsicherheit.de