Christian Seitel hat nicht nur Ausbildung plus Studium absolviert, er verbindet mit seiner Tätigkeit als Sales Engineer auch betriebswirtschaftliche Aufgaben mit seinem technischen Know-how. Keine Seltenheit bei den GROB-WERKEN aus Mindelheim, wie er im Interview betont. Warum er das so spannend findet und wie es dazu kam, dass er mittlerweile im Werk Ohio, USA, tätig ist, verrät er im persönlichen Gespräch.
Herr Seitel, Sie haben nicht nur eine Ausbildung absolviert, sondern noch ein Studium draufgesetzt. Warum haben Sie sich dafür entschieden?
Meine Entscheidung für den zweiten Bildungsweg hat sich erst nach und nach entwickelt. Nach der Ausbildung bei GROB habe ich zunächst noch zweieinhalb Jahre in der mechanischen Fertigung als CNC-Dreher gearbeitet, was mir sehr viel Spaß gemacht hat. Jedoch war die Schichtarbeit eine Sache, mit der ich mich nicht auf die Dauer anfreunden konnte und wollte. Weiterbildung war immer ein Thema, das mich beschäftigt hat. Jedoch gingen diese Gedanken mehr in Richtung Techniker oder Meisterschule. Über einen Lehrjahrskamerad:innen habe ich eines Tages von einem Informationsabend über den zweiten Bildungsweg erfahren. Von diesem Zeitpunkt an habe ich mich dann intensiv mit dem Thema Studium auseinander gesetzt. Die Fülle an Möglichkeiten und die flexiblen Einsatzgebiete, welche eine Ingenieurskarriere bietet, hat mich schwer be- eindruckt. Kurze Zeit darauf habe ich GROB dann vorläufig verlassen, um die Fachhochschulreife zu erreichen: Ich wollte Wirtschaftsingenieurwesen studieren.
Sie haben während Ihrer Ausbildung bereits viel Erfahrung in der Praxis sammeln können. Wie wichtig schätzen Sie den Praxisteil während des Studiums ein?
Den halte ich für essenziell. Die Ausbildung zum Industriemechaniker:in vor meinem Studium hat mir einen breiten Eindruck vermittelt. Angefangen von der Grundausbildung bis zur Versetzung in die Fachabteilung: Eine Ausbildung bei GROB bildet meiner Meinung nach alles ab, was im klassischen Maschinenbau verlangt wird.
Die meisten Themen, welche in der Berufsschule theoretisch behandelt wurden, konnte ich entweder in der Lehrwerkstatt oder den Fachabteilungen praktisch vertiefen. Aus mangelndem Bezug zur Praxis hatten nicht wenige meiner Kommilitonen anfänglich mit Verständnisproblemen zu kämpfen.
Ihr Einsatzgebiet sind aktuell Universalmaschinen, allerdings weniger im technischen Bereich, sondern im Vertrieb – was macht diese Aufgabe vor allem aus?
Aufgrund der Komplexität unserer Produkte ist der Vertrieb bei GROB weltweit mit Ingenieuren und Technikern besetzt. Eine Trennung von Technik und Vertrieb gibt es in diesem Sinne nicht. Momentan bin ich im Vertrieb für Universalmaschinen als Sales-Engineer tätig. Das umfasst die Zusammenarbeit mit unseren GROB-Vertretungen, die Ausarbeitung von Angeboten je nach Kundenanforderungen und das anschließende Projekt-/ Abwicklungsmanagement mit Kundenbetreuung und Abnahmen.
Aktuell sind Sie in den USA eingesetzt: Wie kam es dazu? Welches Zwischenresumé würden Sie davon ziehen? Was unterscheidet die Arbeitskulturen von Deutschland und den USA?
Das zweite Praxis-Semester sollte in meinem Studiengang je nach Möglichkeit im Ausland absolviert werden. Leider war mir das aus familiären Gründen zu diesem Zeitpunkt nicht möglich. Der Wunsch, im Ausland Erfahrung zu sammeln, hat mich jedoch nie losgelassen. Nach ein paar Jahren Berufserfahrung in der Projektierung bei GROB habe ich mich dann entschieden, mich aktiv für ein Engagement im GROB-Intercompany-Bereich umzuschauen. Kurz darauf hat sich die Position im Universalmaschinen-Vertrieb in unserem Tochterwerk in Bluffton, OH ergeben. Die vergangenen drei Jahre waren eine sehr positive Erfahrung. Für mich persönlich hat sich neben dem Job der Traum, einmal in den Vereinigten Staaten von Amerika leben zu können, erfüllt.
An der Arbeitswelt dort fasziniert mich immer wieder das Tempo, der Pragmatismus und die Flexibilität bei Entscheidungen. Außerdem schätze ich, dass man sich sowohl zwischen Kolleg:innen, als auch Kund:innen fast ausschließlich beim Vornamen anredet, was meiner Meinung nach zu einer entspannteren, dennoch professionellen Atmosphäre beiträgt.
Als Wirtschaftsingenieur haben Sie bereits einige betriebswirtschaftliche Fächer absolviert. Könnte auch ein regulärer Ingenieur in den Vertrieb einsteigen?
Im GROB-Vertrieb ist aufgrund der Komplexität der Produkte die Fähigkeit, Produktionsprozesse und Kundenanforderungen zu verstehen, notwendig. Maschinenbauingenieure sind gleichermaßen gefragt. Beide fangen nach dem Studium mehr oder weniger bei Null an. Betriebswirtschaftliche Fächer dienen zweifelsohne dem besseren Verständnis für globale Zusammenhänge im Unternehmen. Ein reines Maschinenbau-Studium ist aus meiner Sicht nur ein anderer Weg zum Ziel. An dieser Stelle kann ich mich an ein bekanntes Zitat erinnern: ,Dem Ingenieur ist nix zu schwoer’.
In einer vergangenen Ausgabe hat Ihr Kollege, Herr Mögele, ebenfalls von seinen Auslandserfahrungen berichtet – ist das ein Baustein, den jeder Mitarbeiter bei den GROB-WERKEN für seine Karriere beanspruchen kann?
GROB ist ein global agierendes Unternehmen, bei dem es viele Möglichkeiten gibt, um international Erfahrungen zu sammeln. Es muss nicht immer gleich für mehrere Jahre sein. In vielen Abteilungen findet regelmäßig ein Austausch von Mitarbeiter:innen statt. Für ein längeres Engagement muss man entweder zur richtigen Zeit am richtigen Ort oder bei der Suche etwas aktiver sein. Die beruflichen und familiären Umstände müssen natürlich auch passen. Ich kann nur jedem empfehlen, die Gelegenheit wahrzunehmen und sich aktiv danach umzuschauen.
„Eine Trennung von Vertrieb und Technik gibt es so nicht.“
Merken Sie bei Ihrer Arbeit, dass die GROB-WERKE ein Familienbetrieb sind?
Es kommt darauf an, was man unter der Terminologie ,Familienunternehmen’ versteht. Man sieht, dass das Unternehmen stetig in neue Produktionshallen, -anlagen und Mitarbeiter an allen Standorten investiert. Investitionsentscheidungen liegen bekanntlich in Familienhand.
Planen Sie Ihre Karriere aktiv?
Ich kenne Kolleg:innen, die ihrer Karriere ein bestimmtes Ziel voranstellen. Das finde ich gut, wenn man die Fähigkeit dazu besitzt, jedoch liegt das nicht in jedermanns Natur. Für mich persönlich war eine ,Schritt-für-Schritt-Planung’ immer die beste Strategie. Bestimmte Projekte, sei es an der Hochschule oder in der Firma, können den Werdegang steuern. Durch ein Praktikum/Diplomarbeit ergab sich damals eine Position als Projektingenieur im Vertrieb bei GROB. Mein jetziges Engagement im Ausland war jedoch ein Ziel, das ich von Anfang an verfolgt und forciert habe.
Drehen wir den Spieß aus Vorstellungsgesprächen einmal um: Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?
Projekte werden vom Vertrieb von der Angebotserstellung bis hin zur Abwicklung begleitet. Über die Jahre eröffnet sich einem eine globale Sicht auf die verschiedenen Tätigkeitsfelder, die das Unternehmen bietet. Momentan sehe ich mich auf einer Jubiläumsfeier, welche es bei GROB unter Anderem für 25 Jahre Betriebszugehörigkeit gibt. Das würde bedeuten ,I did something right’.
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