Im Bewerbungsgespräch auf GenZ-Vorurteile reagieren
Als Angehörige:r der Generation Z stehst du vor einer besonderen Herausforderung: Während der Fachkräftemangel dir eigentlich eine starke Verhandlungsposition verschafft, begegnen dir manche Arbeitgeber mit Skepsis oder sogar Vorurteilen. Begriffe wie „arbeitsfaul“, „kritikunfähig“ oder „verwöhnt“ schwirren durch die Medien und prägen das Bild mancher Personalverantwortlicher.
Dieser Artikel bereitet dich darauf vor, professionell und selbstbewusst auf unterschwellige Bedenken oder offen artikulierte Vorurteile gegenüber deiner Generation zu reagieren und deine Stärken überzeugend zu präsentieren. Dies sind die häufigsten Vorurteile – und Möglichkeiten, wie du darauf antwortest:
Vorurteil 1: „Wir haben bei Praktikanten schon des Öfteren festgestellt, dass die „Work-Life-Balance Generation keinen Handschlag mehr tut, als notwendig. Wie ist es um Ihre Arbeitsmoral bestellt?“
Die Realität: Du bist nicht arbeitsfaul, sondern hast mehr Prioritäten im Leben als nur den Beruf. Work-Life-Balance bedeutet für dich nicht weniger Leistung, sondern nachhaltigere Leistung.
Deine Antwort: „Ich verstehe, dass dieser Eindruck entstehen kann. Für mich bedeutet ein ausgewogenes Leben neben dem Beruf aber nicht weniger Engagement, sondern dass ich langfristig produktiver und kreativer bin. Wenn ich ausgeruht und motiviert zur Arbeit komme, kann ich meine beste Leistung erbringen. Das ist letztendlich auch im Interesse des Unternehmens.“
Vorurteil 2: „Am Anfang sollte es vielen Absolventen erstmal ausschließlich um den Job-Einstieg gehen. Nach flexiblen Arbeitszeiten hätte ich mich früher nicht getraut zu fragen! Am Ende geht es hier nur noch um eine Vier-Tage-Woche und möglichst viele Sabbaticals.“
Die Realität: Du schätzt Flexibilität, weil du weißt, dass verschiedene Arbeitsmodelle zu besseren Ergebnissen führen können.
Deine Antwort: „Flexible Arbeitsmodelle interessieren mich tatsächlich, aber vor allem, weil Studien zeigen, dass sie oft zu höherer Produktivität führen. Mein Hauptfokus liegt darauf, für das Unternehmen Werte zu schaffen. Falls es in Zukunft Möglichkeiten für flexiblere Modelle gibt, bin ich natürlich interessiert, diese zu diskutieren – immer mit dem Ziel, meine Leistung im Sinne des Unternehmens zu optimieren.“
Vorurteil 3: „Die Gen Z ist generell zu anspruchsvoll, kritikunfähig und vom Dauerlob ihrer Helikoptereltern verwöhnt!“
Die Realität: Du hast klare Vorstellungen von einer guten Unternehmenskultur, weil du weißt, in welchem Umfeld du dich wohl fühlst.
Deine Antwort: „Ich habe tatsächlich konkrete Vorstellungen davon, wie ein produktives Arbeitsumfeld aussieht. Das kommt daher, dass ich bereits Erfahrungen in verschiedenen Kontexten gesammelt habe und weiß, unter welchen Bedingungen ich am besten arbeite. Eine positive Unternehmenskultur mit regelmäßigem Feedback hilft mir, schnell produktiv zu werden und passt gut in ein Team, das Wert auf Effizienz legt“.
Vorurteil 4: „Ihre Generation hat große Schwierigkeiten, vor Ort zu arbeiten und sich in Hierarchien einzufinden.“
Die Realität: Viele von euch haben durch die Pandemie andere Formen der Zusammenarbeit gelernt.
Deine Antwort: „Die Pandemie hat meine Generation ein Stück weit geprägt, das stimmt. Wir haben aber gelernt, auch unter schwierigen Bedingungen zusammenzuarbeiten – oft sogar kreativer als zuvor. Ich bringe sowohl digitale Kollaborationserfahrung als auch die Motivation mit, im Präsenzteam richtig anzukommen und beizutragen.“
Generell gilt im Bewerbungsgespräch, sich nicht verunsichern zu lassen von skeptisch dreinblickenden Personalern. Manchmal gehört es zur Taktik, mit offenen Zweifeln die Persönlichkeit der Bewerber:innen in Hinblick auf ihre Widerstands – fähigkeit zu testen. Wenn du dich darauf vorbereitest, kannst du in solchen Momenten sogar deine Stärken selbstbewusst präsentieren – einfach, indem du den Mehrwert eines anderen „Generationenblicks“ für den Arbeitgeber deutlich machst, etwa:
- Digitale Kompetenz: „Als Digital Native bringe ich nicht nur technisches Verständnis mit, sondern auch ein Gespür dafür, wie digitale Kommunikation funktioniert. Das kann besonders wertvoll sein, wenn das Unternehmen auch jüngere Zielgruppen erreichen oder interne Prozesse digitalisieren möchte.“
- Wertebewusstsein: „Mir ist wichtig, dass meine Arbeit sinnvoll ist und das Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung übernimmt. Das motiviert mich zusätzlich und sorgt dafür, dass ich mich langfristig mit dem Unternehmen identifiziere.“
- Lernbereitschaft und Anpassungsfähigkeit: „Durch meine Erfahrung mit ständigen Veränderungen – sei es technologisch oder gesellschaftlich – bin ich es gewohnt, mich schnell anzupassen und neue Fähigkeiten zu erlernen. Das ist in der heutigen Arbeitswelt ein großer Vorteil.“
- Verständnis für Zweifel: „Ich verstehe, dass sich die Arbeitswelt schnell verändert und dies Skepsis auslösen kann. Ich sehe mich als Brückenbauer zwischen den Generationen und bringe gerne meine Perspektive ein, während ich von der Erfahrung der Kolleginnen und Kollegen lerne.“
Zuhören, Fragen stellen und Ideen einbringen
Die größten Fehler in Bewerbungsgesprächen passieren in der Regel aufgrund schlechter Vorbereitung – und nicht, weil Personaler dich ärgern wollen. Und eine gute Vorbereitung hast du selbst in der Hand: Zeige Interesse am Unternehmen und der Position, erkläre deine Motivation für diese spezielle Stelle und frage nach Entwicklungsmöglichkeiten, dann sind die wichtigsten Punkte angesprochen. Und dann heißt es Fragen und Zuhören, denn am Ende ent- scheidest du, ob es passt.