
Mit Ideenreichtum, Neugier und Begeisterung für Bauen & Digitalisierung
Wie ein Baukonzern zum Technologietreiber wird, warum digitale Tools für mehr Entlastung am Bau sorgen und welche Rolle dabei junge MINT-Absolvent:innen spielen können, erklärt Caroline Warmuth. Sie ist Gruppenleiterin bei STRABAG Innovation & Digitalisation – und überzeugt, dass sich Baustellen von morgen nur mit frischem Denken und technologischen Skills gestalten lassen.
An der TU Darmstadt hast du 2018 deinen Master abgeschlossen und in deiner Thesis bereits ein Digitalisierungsthema behandelt. Wann ist dir klar geworden, dass es im Bauwesen ein enormes Digitalisierungspotenzial gibt?
Mein Interesse an der Digitalisierung im Bauwesen wurde schon im Studium geweckt – besonders durch meine Masterarbeit. Ganz konkret habe ich das enorme Potenzial während der Bauleitung eines Hochbauprojekts erkannt, vor dem Hintergrund meiner Studienzeit in Skandinavien: Mir wurde schnell klar, wie viele Daten auf der Baustelle mehrfach und unstrukturiert erfasst werden – das kostet Zeit und Nerven. Ich habe gesehen, wie viel Potenzial hier ungenutzt bleibt. Seitdem treibt mich der Gedanke an, Technologie so einzusetzen, dass sie den Menschen auf der Baustelle wirklich hilft. Die Möglichkeiten dafür gibt es – wir müssen sie nur nutzen.

Um Technologie klug einsetzen zu können, ist es zunächst wichtig, die Abläufe auf der Baustelle kennenzulernen und auch im Detail zu verstehen. Wie lief dein Berufseinstieg?
Mein Weg ins Bauwesen war nicht geradlinig: Nach einer Ausbildung zur Bankkauffrau habe ich mich bewusst für ein Studium des Wirtschaftsingenieurwesens mit Fachrichtung Bau entschieden, weil mich Technik und Bauwerke schon immer fasziniert haben. Während des Studiums sammelte ich praktische Erfahrung als Werkstudentin in der Bauleitung und durch meinen Master an der KTH Stockholm lernte ich moderne Technologien im Bau kennen. Meine Masterarbeit behandelte ein Digitalisierungsthema, das direkt zu meiner ersten Stelle bei STRABAG passte. Dort arbeitete ich als Projektingenieurin im BIM-Bereich – eine perfekte Verbindung von Theorie, Technik und internationalen Impulsen, die mir den Einstieg erleichterte und Raum für eigene Ideen gab.
So früh Verantwortung in der Bauleitung übernehmen zu dürfen, ist ein Beweis für das Vertrauen in deine Fähigkeiten. Gehört das zur Unternehmenskultur bei STRABAG, früh auf Eigenverantwortung der Mitarbeitenden zu setzen?
Ganz klar: Ja, das gehört bei STRABAG ganz eindeutig zur Unternehmenskultur. Wer Potenzial mitbringt, eine fundierte Ausbildung hat und echte Leidenschaft für das Thema zeigt, bekommt früh die Chance, Verantwortung zu übernehmen. Ich habe das selbst erlebt – und dieses Vertrauen lässt einen enorm wachsen. Gerade bei der STRABAG Innovation & Digitalisation (SID) zeigt sich das deutlich: Der Altersdurchschnitt in Führungspositionen liegt hier bei rund 37 Jahren, bei Frauen sogar noch etwas darunter.
Was genau ist denn deine heutige Rolle bei STRABAG Innovation & Digitalisation – und welchen konkreten Herausforderungen stellst du dich dabei?
Ich bin Gruppenleiterin im Integration Management bei STRABAG Innovation & Digitalisation und verantworte ein Team, das digitale Lösungen direkt auf die Baustellen bringt. Unsere „Kund:innen“ sind die Menschen vor Ort – vom Nachunternehmer über die Bauleitung bis zum Management. Ziel ist es, ihre Arbeit durch smarte Tools spürbar zu erleichtern, etwa indem wir Daten sinnvoll verknüpfen und Mehrfacherfassungen vermeiden. Wir arbeiten international an Projekten im Hoch- & Ingenieurbau sowie Infrastrukturbau. Was mich dabei motiviert: Wir bewirken echte Veränderungen – Schritt für Schritt.
Durch die Digitalisierung von Prozessen auf der Baustelle sind die operativen Mitarbeitenden quasi deine „Kunden“, die du mit deiner Arbeit unterstützt. Kannst du uns bitte ein konkretes Beispiel dafür beschreiben, wie du die Effizienz am Bau erhöhst?
Ein gutes Beispiel dafür, wie wir die Effizienz am Bau durch Digitalisierung erhöhen, ist das Thema Brandschutz. Die Dokumentation von Brandschutzmaßnahmen ist essenziell, aber gleichzeitig sehr aufwendig. Wir haben hier einen digitalen Workflow entwickelt, welcher von der Schlitz- und Durchbruchsplanung die Daten und Aufgaben für eine vollständige Übergabe ermöglicht. Gleichzeitig werden alle Beteiligten am Bau – vom Bauleiter bis zum Nachunternehmer, Sachverständigen und Bauherrn – miteinander verknüpft. Kommunikation und Dokumentation laufen so in einem System zusammen, rechts- sicher und nachvollziehbar. Durch die Integration von BIM (das Building Information Modeling, kurz BIM, ist eine Arbeitsmethodik, die auf der Grundlage digitaler Gebäudemodelle basiert, Anm. d. Red.) können wir Maßnahmen bereits im Modell sichtbar machen und mit den relevanten Daten verknüpfen. Das spart enorm viel Zeit – sowohl in der Vorbereitung als auch in der Übergabe. Diese Lösung kommt mittlerweile auf vielen Baustellen erfolgreich zum Einsatz und zeigt sehr konkret, wie Digitalisierung echte Entlastung bringen kann.
Bevor die Digitalisierung für solche Entlastungen und Prozessverbesserungen sorgt, wird vermutlich im Vorfeld einiges an Engineering nötig sein. Welche Rolle spielen Absolvent:innen dabei?
Bevor digitale Lösungen auf der Baustelle ankommen, steckt viel internes Engineering dahinter. Es geht darum, die Abläufe auf der Baustelle wirklich zu verstehen und gleichzeitig das Potenzial digitaler Technologien zu erkennen. Genau hier kommen Absolvent:innen ins Spiel: Mit frischem Blick, technischer Neugier und kreativen Ideen können sie viel bewegen. Was zählt, ist die Motivation und die Haltung, Dinge besser machen zu wollen – denn genau das bringt uns im Team und am Bau weiter.
Stichwort „Team“: Du trägst Personalverantwortung für acht Mitarbeiter:innen. Welche Skills sind dir besonders wichtig?
Mir ist wichtig, dass meine Mitarbeitenden ein solides technisches Fundament mitbringen – sei es aus dem Ingenieurwesen, der Informatik oder verwandten Studiengängen. Ein ingenieurwissenschaftlicher Hintergrund hilft dabei, komplexe Zusammenhänge zu verstehen und praxisnah zu denken. Wer zusätzlich erste Einblicke in die Baubranche hat, bringt einen klaren Vorteil mit. Gleichzeitig schätze ich auch den Blickwinkel verwandter Fachrichtungen sehr – besonders wenn es darum geht, Prozesse zu strukturieren, Daten zu verknüpfen und digitale Lösungen effizient umzusetzen. Entscheidend ist für mich die Kombination aus technischem Verständnis, Neugier und dem Willen, gemeinsam mit dem Team sinnvolle Veränderungen im Bauwesen zu gestalten.
Ist es möglich, einen Typus Mensch zu beschreiben, der sich in eurer Unternehmenskultur besonders wohl fühlt?
Wir schätzen Vielfalt – fachlich wie persönlich. Es gibt nicht den einen Typ Mensch, der zu uns passt. Was uns verbindet, ist die Offenheit für Neues, das Interesse an Technologie – auch abseits des klassischen Baualltags – und die Motivation, diese Technologien für die Baustelle nutzbar zu machen. Unsere projektbasierte Organisation lebt davon, dass ganz unterschiedliche Persönlichkeiten an einem gemeinsamen Ziel arbeiten. Deshalb ist bei uns genauso Platz für kommunikative Teamplayer wie für ruhige Tüftler:innen, die sich gerne tief in ein Thema einarbeiten. Wichtig ist, dass man Lust hat, im Team etwas zu bewegen – in einer Kultur, die auf Respekt, Zusammenarbeit und Weiterentwicklung setzt.
Einen großen Erfahrungsschatz an Baustellen-Expertise bringen die wenigsten Absolvent:innen mit. Wie sorgt ihr dafür, dass fehlende Erfahrungen und Kenntnisse erarbeitet werden können?
Wir legen großen Wert auf ein strukturiertes Onboarding, damit neue Mitarbeitende schnell Sicherheit gewinnen. Zusätzlich bieten wir spezielle Programme an, die gezielt Erfahrung auf Baustellen vermitteln. Dabei setzen wir auf individuelle Förderung statt des Gießkannenprinzips – so kann jede:r genau dort wachsen, wo es am meisten Sinn macht. Zusätzlich profitieren Einsteiger:innen vom großen Erfahrungsschatz unserer Kolleg:innen und der Vielfalt der Projekte.
Einerseits machen die geplanten Investitionen in die Infrastruktur eure Branche zu einem Bereich mit sehr hoher Arbeitsplatzsicherheit. Andererseits bedeutet die Digitalisierung im Bau auch, dass Vorhaben effizienter umgesetzt werden können. Von beidem profitieren Menschen und Gesellschaft.
Bauwerke gehen uns alle an – wir leben, arbeiten, fahren und bewegen uns tagtäglich in und auf ihnen. Genau deshalb ist es so sinnstiftend, an Lösungen für Infrastrukturen oder Lebensraum mitzuarbeiten. Zum Beispiel arbeitet mein Team daran mit, über ein serielles Holz-Hybridbausystem ein bezahlbares und zugleich nachhaltiges Wohnraumangebot zu schaffen. Als Bauunternehmen tragen wir eine große Verantwortung – gegenüber unserer Umwelt, unserer Gesellschaft und den Gemeinden, in denen wir bauen. Als führender europäischer Technologiekonzern im Bau setzen wir genau hier an: Wir gestalten Lebensräume, die heute und in Zukunft gebraucht werden.
Angenommen, mit deinen Antworten reizt du mich als MINT-Studierender sehr, dich und deine Teams bei der Arbeit zu unterstützen. Was wäre mein Weg zu STRABAG Innovation & Digitalisation – und womit überzeuge ich dich?
Der Weg zu uns kann ganz unterschiedlich aussehen – ob über ein Praktikum, eine Werkstudententätigkeit oder den Direkteinstieg. Wichtig ist für mich vor allem eins: Motivation. Wer mit Ideenreichtum, Neugier und echter Begeisterung für das Bauen und die Digitalisierung kommt, überzeugt mich sofort. Wir freuen uns über neue Köpfe, die gemeinsam mit uns etwas bewegen wollen.