Es ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit: der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft – auch in der Bauindustrie. Angesichts der begrenzten natürlichen Ressourcen und der enormen CO2-Emissionen ist es entscheidend, nachhaltige Praktiken in der Bauwirtschaft zu etablieren. Eine der möglichen Lösungen kommt von Madaster, einer Plattform, die eine digitale Dokumentation von Baustoffen und Bauteilen ermöglicht.
Madaster wurde 2017 von den sogenannten „Kennedys“ gegründet – ein Begriff, der sich auf die berühmte Mondansprache von John F. Kennedy anlehnt. Kennedy hatte die Vision, eine Mission zu erfüllen, und setzte diese erfolgreich um. Genauso war es bei den ersten Partnern von Madaster, ebendiesen Kennedys: Es gab noch keine Plattform, aber alle waren vom gemeinsamen Ziel überzeugt und wollten es verwirklichen. Finanziert hat sich das Unternehmen in den Anfangsjahren vor allem durch die Kennedys in einer Art Crowdfunding. Aus Abonnementbeiträgen kamen zusätzliche Einnahmen hinzu und in verschiedenen Ländern wurden auch externe Gesellschafter eingebunden, die das Unternehmen weiter unterstützten.
„Ein zentrales Problem, mit dem die Bauwirtschaft beim Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft konfrontiert ist, ist der Mangel an Informationen über verbaute Materialien und Bauteile“, erklärt Patrick Bergmann, Managing Director bei Madaster. „Wenn solche Daten existieren, sind sie häufig in Papierform oder in verstreuten Archiven zu finden. Wir helfen dabei, diese Informationen zu vereinheitlichen, sie zentral verfügbar zu machen und in einer aggregierten Form bereitzustellen.“ So werde ein klarer Überblick über die Bauteile und deren potenzielle Nutzung in einer Kreislaufwirtschaft ermöglicht.
Die Plattform von Madaster bietet eine Cloud-basierte Lösung, um ebendiese wichtigen Informationen zu Immobilien darzustellen. Die Software ist aus einem EU-Forschungsprojekt entstanden und war für den niederländischen Markt angepasst. Mittlerweile sind die Zugänge und damit auch die registrierten Gebäude weltweit möglich. Eine zentrale Herausforderung eines Materialkatasters sind Schnittstellen von Datenbanken als auch Schnittstellen zu anderen Tools und Plattformen. Anfänglich war die Nachfrage danach eher gering. Mit zunehmender Relevanz des Themas Kreislaufwirtschaft und des Materialkatasters steigen auch diese Schnittstellen. Mittlerweile sind über 20 Systeme mit der Plattform vernetzt und ermöglichen den Austausch von Informationen. Das macht Prozesse nicht nur einfacher, sondern auch schneller. Zudem bilde die digitale Dokumentation die Grundlage für eine flächendeckende Kreislaufwirtschaft, denn nur, wenn Informationen schnell und unkompliziert zugänglich seien, könnten zirkuläre Ideen in alltägliche Prozesse integriert werden.
Die Bedeutung einer Kreislaufwirtschaft im Bauwesen ist unbestritten, vor allem angesichts der begrenzten Ressourcen und der hohen CO2-Emissionen, die durch die Bauindustrie verursacht werden. Eine Kreislaufwirtschaft trägt dazu bei, diese Probleme zu lösen, indem sie Ressourcen effizienter nutzt und Abfall reduziert und so Klimaziele in Reichweite rückt.
Madaster indes misst den Erfolg der eigenen Plattform vor allem an der Anzahl der registrierten Gebäude – aktuell sind es etwa 20.000 in Deutschland – und an der Aktivität im Netzwerk. „Über 150 Unternehmen und Städte nutzen die Plattform bereits, was die wachsende Bedeutung und den Erfolg des Modells unterstreicht“, schließt Patrick Bergmann.
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