Laut BearingPoint zählt das „Internet of Things“ zu den Top 3 der IT Trends in den vergangenen Jahren und verheißt weiterhin äußerst spannende Innovationen, die den Alltag erleichtern könnten – worauf dürfen wir uns freuen?
„Unter Internet of Things, IoT, versteht man die Vernetzung von ‚intelligenten‘ Geräten mittels Informations- und Kommunikationstechniken. Sensoren an den vernetzten Geräten registrieren dabei große Datenmengen, die dann an einen eingebetteten Computer übertragen werden, um letztlich automatisiert Entscheidungen zu treffen und Handlungen direkt durch das Gerät auszuführen“, legt BearingPoint die definitorische Grundlage in der Publikationsreihe „NEWretail“.
Die grundsätzlichen Erwartungen ans IoT bleiben konstant: Es geht darum, verschiedene, teils alltägliche, Lebensbereiche positiv zu beeinflussen. Die „Smart Homes“ haben es bereits vorgemacht – durch Sensoren und Algorithmen sind Heimgeräte in der Lage, entsprechende Abläufe zu erlernen und die eigenen Funktionen an ein Zeitfenster, welches dem Benutzer am besten passt, anzugleichen. Einer der wichtigsten Einsatzorte ist zukünftig der stationäre Handel, wo man die Wettbewerbsfähigkeit durch IoT gezielt steigern könnte. Sowohl Back- als auch Frontend würden von den Vorteilen des IoT profitieren, was wiederum eine positive Auswirkung auf die Handelsprozesse sowie die Customer Experience hätte und den Arbeits- wie auch Einkaufsalltag deutlich erleichtern könnte.
Zentrale Anwendungsfelder des IoT im Handelsbereich wären unter anderem In- Store-Kundenkommunikation sowie Vernetzung des Personals untereinander und mit dem Kunden, was für die schnelle Abwicklung von Bestellungen, Lösung von Problemen oder Beantwortung von Fragen vorteilhaft wäre. Personalisierte Angebote und Werbung könnten an den Kunden gesendet werden, sobald dieser den Laden betritt, und ihn direkt zu den Waren führen, die er sucht oder noch gar nicht weiß, dass er sie kaufen möchte. Auch „Click and Collect“-Bestellungen würden vereinfacht abgewickelt werden – der Kunde könnte schon vor Betreten der Filiale über sein Smartphone identifiziert werden, woraufhin der Verkäufer eine Benachrichtigung erhalten, die Bestellung vorbereiten und sie dem Kunden ohne Umschweife übergeben könnte. Die Bestandsübersicht in Echtzeit und Sortimentsauswertung sind weitere Bereiche, die durch das IoT erleichtert werden könnten. Indem man die Tags an den Waren scannt und so eine Übersicht über die Waren schafft, könnte man sich die althergebrachte, händische Inventur sparen – und stattdessen Drohnen diese Arbeit erledigen lassen. Solche Drohnen wurden vom MIT Media Lab entwickelt und können Warenbestände zählen und konstant überwachen, indem sie im Warenlager ihre Runden drehen. Außerdem würde die Schaffung eines „Ökosystems“ durch Vernetzung der „Smart Stores“ mit den „Smart Homes“ ermöglichen, dass Abläufe wie Käufe und Bestellungen automatisch abgewickelt werden, ohne dass der Kunde dafür selber etwas machen muss.
So würde zum Beispiel beim Betreten des Ladens der Kühlschrank von zu Hause aus über das Smartphone eine Bestellung aufgeben, welche automatisch im Laden bearbeitet und für den Kunden direkt zum Abholen an der Kasse bereitgestellt werden würde. KI ermöglicht es, diesen Prozess individuell anzupassen, Routineabläufe zu registrieren und automatisch anzuwenden. Die Vorteile des Online-Handels könnten somit an die Offline-Welt angepasst und das persönliche Kauferlebnis verbessert werden. Unter anderem würde eine Identifizierung des Kunden beim Betreten der Filiale, dessen Tracking im Store sowie speziell zugeschnittene Angebote und Produktempfehlungen eingesetzt werden, um dem Kunden am schnellsten und effektivsten die Waren zu liefern, die er gerne möchte – oder von der er noch nicht weiß, dass er sie möchte. Denn durch die via Künstlicher Intelligenz ausgewerteten Daten wäre es leicht, das Kaufverhalten des Kunden zu analysieren und Produkte, die perfekt auf ihn zugeschnitten sind, als Empfehlungen auf verschiedenen Endgeräten anzuzeigen.
Einige Shops haben diese Ansätze bereits umgesetzt und testen 16 die möglichen Vorteile des IoT:
Levi’s, das bekannte Modelabel aus den USA, ist eine Partnerschaft mit Intel eingegangen und überwacht nun den eigenen Bestand in Echtzeit dank RFID-Tags. Die Store-Bestände werden dabei kontinuierlich gescannt und Ware bei niedrigem Bestand automatisch nachbestellt. So bleibt besonders begehrte Ware dauerhaft verfügbar.
Amazon Go ist ein weiterer Händler, der seinen Kunden mit IoT eine innovative Konsumerfahrung bietet. Registrierte Kunden können in die Filiale kommen, ihren Einkauf erledigen und dann den Laden verlassen – ohne zu bezahlen. Die Zahlung wird nämlich automatisch abgeschlossen, indem Tags an den Produkten beim Verlassen des Ladens gescannt und als fertiger Rechnungsbetrag vom Kundenaccount abgezogen werden. So wird das Einkaufserlebnis deutlich erleichtert, Schlangen vermieden und auch die Personalkapazität im Laden kann sich so auf individuelle Kundenfragen und -bedürfnisse konzentrieren, während ein dauerhafter Überblick über den Warenbestand automatisch behalten wird.
Weitere Einsatzmöglichkeiten des IoTs sind zum Beispiel „Smart Mirrors“, die im Fashion Store Rebecca Minkoff dem Kunden helfen, Informationen über ausgewählte Kleidungsstücke zu finden und diese, falls die gesuchte Farbe oder Größe im Laden nicht vorrätig ist, direkt online zu bestellen.
Die Filialen von BASF Wine & Hybris Labs stellen ihren Kunden Tablets bereit, an denen diese ihre persönlichen Vorlieben und Präferenzen eingeben können. Die Produkte, die dem Kunden gefallen könnten, werden dann durch einen Algorithmus erfasst, ausgesucht und im Regal beleuchtet. Die Unternehmen stellen so nicht nur ihre Kunden zufrieden, sondern gewinnen eine Übersicht über deren Kauf verhalten und ihren Warenbestand, den sie wegen der Daten optimieren und an Kunden anpassen können.
IoT hat weiterhin das Potenzial, ein echter Game Changer zu sein, der vor allem im Handelsbereich die digitale Transformation antreiben und viele neue Möglichkeiten der Produktivitätssteigerung und Kundenzufriedenheit ermöglichen könnte. Bis die Technologie sich allerdings in Geschäften manifestiert, wird es noch eine Weile dauern. Die Unternehmen befinden sich erst in einer Konzeptions- und Aufbauphase, bei der sie schrittweise in die Möglichkeiten von IoT investieren und Lösungen bezüglich Herausforderungen wie Datenschutz, Sicherheit und der großen anfallenden Datenmengen suchen. Die Anfänge haben Vertreter verschiedener bereits eingeleitet und die Aussicht auf weitere, endlich praxisnahe Innovationen steigt – es bleibt spannend!
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