Im Consulting zu arbeiten, heißt, am Puls der Zeit tätig zu sein und immer wieder Innovationen aufgeschlossen zu begegnen. Kathrin Kammer, Head of Global HR Marketing & Recruiting bei Roland Berger, erklärt, warum außerdem Bodenhaftung wichtig ist – und wie Studierende ganz leicht den Beratungsalltag kennenlernen können.
Frau Kammer, als international tätiges Beratungshaus mit etablierten Strukturen – inwiefern entspricht Roland Berger dem Idealtyp eines IT-Arbeitgebers?
Da wir Kandidaten aller Fachrichtungen einstellen, verstehen wir uns nicht als IT-Arbeitgeber. Wir haben aber ein großes Interesse an IT- beziehungsweise Tech-Profilen, da das Know-how auf unseren Projekten sehr gefragt ist. Etablierte Strukturen gibt es nicht, denn jeder Kunde, jedes Projekt und jede Fragestellung ist sehr unterschiedlich.
Welche Atmosphäre herrscht bei Roland Berger?
Wenn wir unsere Mitarbeiter fragen, was sie am meisten an unserer Kultur schätzen, dann ist es vor allem die gute Teamatmosphäre. Im Gegensatz zu vielen anderen Arbeitgebern sind unsere Kollegen und Kolleginnen also nicht monothematisch aktiv, sondern themenübergreifend, was die verantwortungsvollen Aufgaben noch um ein Vielfaches spannender macht. Auf unseren Projekten kann durchaus ähnlich wie in einem Start-up gearbeitet werden – wir setzen agile Methoden ein, haben flache Hierarchien und zudem spannende Themen, die wirklich die Gesellschaft bewegen und mit denen man sich schnell weiterentwickeln kann.
Welche Aufgaben ergeben sich denn typischerweise für Ingenieure und Informatiker bei Roland Berger?
Das kommt ganz auf das jeweilige Projekt an; in Sachen Mobilitätsdienstleistungen beschäftigen wir uns zum Beispiel mit autonomem Fahren, andere Projekte drehen sich um Blockchain-Technologie. In Richtung Informatiker gedacht kann es darum gehen, eine IT-Strategie zu konzeptionieren oder Wertschöpfungsketten durch digitale Technologien neu zu gestalten. Als Vorreiter stellen wir uns natürlich auch Fragen wie: Auf welche Art kann man Themen wie Big Data oder Artificial Intelligence für unsere Kunden gewinnbringend einbringen?
Das klingt nach einer interessanten Mischung aus BWL- und IT-Know-how. Gibt es nach dem Einstieg erst einmal noch Weiterbildungsbedarf für Hochschulabsolventen?
Das größte Learning entsteht erfahrungsgemäß durch Praxis, deswegen bringen wir in den Projektteams jüngere mit erfahreneren Kollegen zusammen. Außerdem besteht ein gutes Team auch aus Menschen mit verschiedenen Ausbildungs- und Erfahrungshintergründen. Wir legen Wert darauf, dass die Einsteiger von Beginn an viel lernen können, auf unterschiedlichen Projekten arbeiten und so ihren Horizont schnell erweitern. Umgekehrt gilt das genauso, Stichwort Reverse Mentoring: Jeder, egal auf welcher Senioritätsstufe, kann sich mit seinem oder ihrem Wissen und der persönlichen Perspektive einbringen. Neben dem „Learning on the job“ gibt es aber auch ein umfangreiches Trainingsprogramm, so zum Beispiel ein zweiwöchiges Kickoff Training für alle Neueinsteiger weltweit.
Wie läuft der Berufseinstieg bei Roland Berger eigentlich ab?
In der Regel gehört man einem der Kompetenzzentren an, die zum einen die großen Branchen abdecken und zum anderen auch Funktionsbereiche. Diese Kompetenzzentren bilden quasi den „Heimathafen“ für den Nachwuchs. Außerdem sind die Einsteiger von Beginn an auf einem Projekt im Einsatz, wo Kollegen unterschiedlicher Bereiche zusammenkommen. Gerade bei den Einsteigern achten wir darauf, dass sie verschiedene Projekte kennenlernen können und sich nicht nur einem Thema widmen. Ein Mentor begleitet darüber hinaus den Karriereweg von Beginn an.
… und wie international sind diese Karrierewege?
Das hängt sehr von der Branche ab, denn in manchen sind die Projekte internationaler, beispielsweise im Bereich Automotive – aber eben nicht zwangsläufig. Sicherlich gibt es auch Mittelständler, die eher lokal aktiv sind. Geschätzt 75 Prozent der Projekte haben eine internationale Komponente. Viele unserer Kollegen haben bereits an Projekten im Ausland mitgearbeitet. Gerade in Sachen Internationalität nehmen wir auf die Wünsche der Kollegen viel Rücksicht. Deswegen haben wir ein Transferprogramm, das es ermöglicht, für einen längeren Zeitraum in eines unserer weltweiten Büros zu wechseln. Darüber hinaus gibt es ein Rotatorprogramm, das quasi wie ein Schüleraustausch funktioniert. Kollegen unterschiedlicher Standorte können hiermit untereinander ihren Arbeitsplatz für eine begrenzte Zeit tauschen.
Welche sind denn die Top 3-Branchen, für die Roland Berger aktiv ist?
Roland Berger ist in allen Branchen aktiv. Eine unserer stärksten Branchen ist der Automotivesektor, mit Fokus Ingenieure würde ich noch das Thema Industrial Products und Services nennen, zu der zum Beispiel die Luft- und Raumfahrtbranche gehört, genauso wie die Elektronikbranche. Informatiker finden durch die Herausforderungen der Digitalisierung branchenübergreifend spannende Aufgaben, beispielsweise auch im Bereich Financial Services.
Auf welchem Karrierelevel steigt man ein?
Das kommt darauf an, wo der oder die KandidatIn beruflich und fachlich steht – erfolgt der Einstieg beispielsweise direkt nach dem Studium oder verfügt er/sie über Berufserfahrung? Ist der Abschluss zum Beispiel ein Bachelor, steigt der Nachwuchs als Consulting Analyst ein, mit einem Master in der Regel als Junior Consultant.
Mehr Informationen auch auf der Karriere-Website von Roland Berger!
Nach dem Master muss noch lange nicht Schluss sein: Kann man bei Roland Berger auch promovieren?
Ja, im Rahmen verschiedener Förderprogramme ist das nach zwei Jahren möglich. Damit sich die Doktoranden intern austauschen, haben wir einen betreuten Zirkel gegründet, sodass sie sich über ihre Themen in ihrem Netzwerk austauschen können. Bachelorabsolventen können übrigens genauso ihren Master bei Roland Berger absolvieren. Auch einen MBA unterstützen wir – das ist natürlich vor allem für Naturwissenschaftler, Ingenieure oder Informatiker interessant, die sich wirtschaftlich weiterqualifizieren möchten. Für diese Zeit stellen wir unsere Mitarbeiter von der Arbeit frei, unterstützen sie finanziell und im Anschluss steigen sie wieder bei uns ein.
Nun mag es auch den einen oder anderen Kandidaten geben, der sich etwas eingeschüchtert fühlt, wenn er an die schillernde Beratungswelt denkt. Gibt es irgendeinen Rat, den Sie an dieser Stelle mit auf den Weg geben möchten?
Es ist meine feste Überzeugung, dass jeder etwas beizutragen hat – vielfältige Teams bringen die kreativsten Lösungen und den besten Erfolg. Wir fragen wirklich auch jeden nach seinen Ideen, egal, ob Junior Consultants oder erfahrenere Kollegen. Man findet mit seinen Ideen Gehör bei Roland Berger und man darf ruhig den Mut haben, sie zu äußern. Das Thema Teamgeist wird hier sehr großgeschrieben; das können Studierende auch einmal auf einem unserer Events ausprobieren.
Zu diesen Events gehört auch start.ing für Ingenieure.
Richtig. Als Beratungshaus stellen wir kein physisches Produkt her, stattdessen lebt das Consulting von inspirierenden Menschen. Insofern lohnt sich die Teilnahme an Events wie start.ing, denn hier können die Teilnehmer Beratung einmal live ausprobieren. Sie bekommen eine reale Fragestellung eines echten Kunden präsentiert und bearbeiten diese zusammen mit Roland Berger-Kollegen in einem geschützten Rahmen. So lernen die Studierenden das Beratungsgeschäft kennen und können im Anschluss viel besser entscheiden, ob sie sich bewerben wollen. Der Industriepartner für start.ing wechselt jährlich, sodass die Fragestellung auch immer aktuell ist.
Das heißt, die Teilnehmer kommen nicht nur beim Event, sondern auch nach dem ‚echten‘ Einstieg direkt mit Kunden in Berührung.
Absolut. Im Gegensatz zu Ingenieurdienstleistern stellen wir ja keine einzelnen Mitarbeiter beim Kunden vor Ort ab, sondern arbeiten überwiegend in Teams, die eben vielfältig zusammengesetzt werden. Unsere Junior Consultants präsentieren auch nicht gleich selbstständig in der ersten Woche dem Vorstand des Kunden, aber sie sind unter anderem Teil der Kundenworkshops und übernehmen eine wichtige Rolle.
Gibt es eigentlich eine Möglichkeit, sich auf das Event start.ing vorzubereiten?
Vorher einen Blick auf die Website geworfen zu haben, ist sicherlich nicht verkehrt, damit man auch seine brennenden Fragen zum jeweiligen Berufseinstieg stellen kann. Da wir uns eine lockere Atmosphäre und einen informellen Rahmen wünschen, erwarten wir keine dezidierte, fachliche Vorbereitung.
Sind Sie auf solchen Events persönlich anzutreffen?
Nicht mehr so oft wie früher, aber man kann mich hier und da auch mal persönlich treffen.
Wie wichtig ist tatsächlich Selbstmarketing in der Beratung, beziehungsweise für den eigenen, persönlichen Berufseinstieg ins Consulting?
Ganz klassisch fängt das im Vorstellungsgespräch an, denn das ist nun einmal Selbstmarketing in eigener Sache. Übertreibungen sind trotzdem fehl am Platz, Authentizität ist deutlich wichtiger. Übrigens: Kandidaten, die sich selbst keine Entwicklungsfelder einräumen, sind nicht authentisch. Auch wir bei Roland Berger sehen uns als eher bodenständig. Von daher sollte man da auch nicht die Bodenhaftung verlieren, sondern ein gesundes Maß an Bescheidenheit an den Tag legen, gerade, wenn man mit Kunden partnerschaftlich zusammenarbeitet.
Das sind ja schon konkrete Persönlichkeitsmerkmale, die Sie ansprechen. Kann man denn grob sagen, dass bestimmte „Typen“ zu Roland Berger passen?
Wir suchen ganz bewusst keine Stereotypen, denn dann kommt uns die natürliche Vielfalt in den Teams abhanden. Wir suchen Menschen, die unternehmerisch denken, neugierig sind auf frische Fragestellungen und sich daher gerne in innovative Themen einarbeiten, die kreativ sind und etwas bewegen wollen, nichtsdestotrotz bodenständig bleiben und mit viel Empathie im Team arbeiten.