Über Geld redet man nicht – sollte man aber öfter. Gerade, wenn Studierende zu Berufseinsteiger:innen werden und sich die Frage stellt, ob das Gehalt in der Sparsocke, dem Tagesgeldkonto oder doch ganz woanders versauern soll. Eine andere Möglichkeit: Die umsichtige Investition in Aktien. Anlässlich ihres im März 2021 erscheinenden Buchs „Selbst investiert die Frau“ nutzten wir die Gelegenheit und stellten der Autorin Christiane von Hardenberg einige Fragen.
Frau von Hardenberg, Sie selbst starteten Ihre „Privatier“-Karriere basierend auf einem geschrumpften, aber vorhandenen Privatvermögen. Was sind die drei wichtigsten Aspekte oder Themen, um die sie sich dabei als erstes gekümmert haben?
Als erstes habe ich mir einen schriftlichen Überblick über die Vermögensverhältnisse meiner Eltern gemacht, das ist die Basis, um erfolgreich zu investieren. Dann habe ich mir ein Ziel gesetzt, zunächst waren es 5 Prozent Rendite im Jahr. Als nächstes habe ich mir vertrauensvolle Berater gesucht, da mir die Verantwortung, selbst zu investieren zu groß war. Rückblickend war das nicht das Schlauste. Ich habe in Sachen investiert, die ich nicht richtig verstanden habe. Das klingt naiv, geht aber wohl den meisten Anfängern so. Daher muss sich jeder Anleger:in zunächst selbst finanziell bilden, das Thema ist heute viel besser und auch längst nicht mehr so trocken aufbereitet wie vor 20 Jahren.
Als Journalistin für eine „lachsrosa Wirtschaftszeitung“ waren sie voll im Thema Wirtschaftspresse involviert. Was empfehlen Sie denjenigen, deren Vollzeitjob weit weg von diesem Spektrum liegt?
Ich würde mir einmal ein Wochenende Zeit nehmen, um mir die Basics anzueignen. Oder 10 Abende jeweils 1,5 Stunden, dann ist die Hürde vielleicht kleiner. Ich hoffe, mit meinem Buch einen unterhaltsamen Einstieg in das Thema zu bieten. Anschließend würde ich mir die Basics zum passiven Investieren über Blogs, Podcasts oder Videos aneignen. Wer in Einzelaktien investiert, was ich Einsteigern aber nicht im großen Stil empfehle, sollte jedoch schon den Wirtschaftsteil einer Tageszeitung lesen.
Ab welchem Budget lohnt es sich, an der Börse aktiv zu werden?
Ein monatlicher Sparplan lohnt sich schon ab 25 Euro. Einen Notgroschen sollte man immer auf dem Konto haben, was darüber hinausgeht, würde ich aber anlegen, anstatt das Geld auf dem Konto liegen zu lassen. Und wenn es im ersten Schritt „nur” 1.000 Euro sind, die ich in ETFs investiere, etwa in den MSCI World und den MSCI World Emerging Markets.
Gab es Momente, in denen Sie als Frau (privat) in Finance nicht ernst genommen wurden?
Am Anfang ständig, gerade in der Immobilienbranche, wo es mitunter sehr rau zugeht. Aber die Zeiten haben sich geändert. Mein Eindruck ist, dass sich die Frauen heute viel früher und selbstbestimmter um ihre Finanzen kümmern. Oft fällt das Thema dann aber hinten runter, wenn man einen Job und Familie hat. Dann kümmern sich die Frauen um die Haushaltskasse und die Männer um die Geldanlage. Das passiert sicherlich nicht, wenn man als junge Frau selbstständig Geld anlegt.
Welche Strategie schlagen Sie vor, wenn jemand kein nennenswertes Vermögen besitzt?
Gerade wenn man kein nennenswertes Vermögen hat, sollte man anfangen zu investieren. Etwa mit einem monatlichen Sparplan, der kann schon bei 25 Euro losgehen. Setzen Sie sich in jedem Fall ein Ziel, etwa in 5 Jahren möchte ich den Betrag X als finanzielles Polster angespart haben. Um Sicherheit aufzubauen, würde ich anfangs nicht zu hohe Risiken eingehen. Das geht zwar oft mit weniger Rendite einher, aber zu Beginn ist es wichtig, sich finanzielle Sicherheit zu verschaffen.
Aktuell gibt es einen großen Anstieg der sogenannten Micro-Trader, vor allem via Apps scheint die Attraktion des schnellen Geldes an der Börse. Wie schätzen Sie diesen Vorgang ein?
Ich selbst handele nicht über eine App, sondern über mein Online Depot. An sich ist es eine gute Sache, wenn sich mehr Menschen für Aktien interessieren und investieren. Meine Sorge ist nur, dass eine App dazu verleitet, ständig die Kurse zu checken. Das kann euphorisieren, aber auch stark verunsichern und zu falschen Entscheidungen führen. Aktienanlagen sind langfristig, mindestens für 5 Jahre. Am besten ist es, man guckt nicht zu oft ins Depot.
Seit einiger Zeit werden Kleinanlegern insbesondere ETFs nahegelegt. Ist das für risikoaverse Studierende empfehlenswert?
Ich persönlich besitze derzeit keine ETFs, aber ich habe mittlerweile auch einige Erfahrung. Als Einstieg für Studierende empfehle ich ETFs dennoch, sie sind kostengünstig und bieten eine gute Rendite. Wem das zu riskant ist, der kann ja zunächst nur eine kleine Summe investieren und sehen, wie es ihr damit geht.
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