Valmet Automotive ist ein in Europa führender Hersteller von Batteriesystemen für die Elektromobilität und einer der weltweit größten Pkw-Auftragsfertiger. Dennoch sind auch bei dem finnischen Unternehmen Frauen wie Anna Geenen im Battery Testing eher die Ausnahme. In ihrem Job gestaltet sie den Wandel der Automobilindustrie aktiv mit.
Sie sind Managerin im Battery Testmanagement bei Valmet Automotive. Was genau dürfen wir uns darunter vorstellen?
Mein Team und ich sind verantwortlich für die komplette Validierung eines Batteriesystems für Elektrofahrzeuge im Laufe der Entwicklung. Das bedeutet, wir kümmern uns um die Testplanerstellung, die Testvorbereitungen und -nachbereitungen und sind Ansprechpartner:innen während der Testdurchführung.
Können Sie uns dabei mitnehmen, mit welchen Fragestellungen Sie sich täglich beschäftigen?
Als Teil der Entwicklung überprüfen wir, ob das Batteriesystem die Anforderungen für die jeweilige Anwendung erfüllt. Die Testmanager:innen definieren, wie diese abgeprüft werden können und verfassen Testspezifikationen. Wir arbeiten eng mit den verschiedenen Fachbereichen und dem Kunden zusammen, um die Testdurchführung optimal zu gestalten. Die Batteriesysteme durchlaufen mehrere Testsequenzen, deren Planung, Organisation und Ergebnisdarstellung im Verantwortungsbereich des Testmanagements liegt. Meine Hauptfragestellung lautet: wie kann ich meine Mitarbeitenden optimal unterstützen, sodass sie ihre Aufgaben möglichst effizient bewältigen können? Welche Tools oder Prozesse müssen verbessert oder neu definiert werden, welche Schulungen werden benötigt? Die Gestaltung eines optimalen Arbeitsrahmens für meine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ist eine meiner Hauptaufgaben.
Als Systemlieferant für die Automobilindustrie werden Innovationen bei Ihnen eine wichtige Rolle spielen. Welche Berührungspunkte haben Sie damit in Ihrer Arbeit?
Als Systemlieferant für Batteriesysteme ist die Auseinandersetzung mit Innovationen für uns Kerngeschäft. Seien es neue Ansätze in der Zellchemie, neue Designkonzepte wie Cell-to-pack oder modulare Systeme. In diesem Gebiet hat Valmet Automotive ein Batteriesystem entwickelt, welches modular für verschiedenste Anwendungen und vielfältige Einsatzgebiete seriell oder parallel verschaltet werden kann. Im Gegensatz zu den Verbrennungsmotoren befinden wir uns in der Batterietechnologie noch am Anfang und es gibt immer wieder neue Themenfelder, die wir im Blick haben müssen. Das macht die Arbeit im Gebiet der Batterietechnologie umso spannender.
„Wir sind Valmet Automotive, ein führender europäischer Hersteller von Batteriesystemen für Elektrofahrzeuge sowie einer der größten Fahrzeugauftragshersteller der Welt. In unserem Geschäftsbereich EV Systems dreht sich alles um Batteriesysteme – von der Entwicklung über die Produktion bis zum Testing.”
Sie arbeiten an der Elektrifizierung der Mobilität, welche ein großer Hoffnungsträger bei der Bekämpfung des Klimawandels ist. Welche Bedeutung hat dieser nachhaltige Sinn für Sie?
Eine sehr große. Es muss etwas passieren! Wir haben viel zu lange das Offensichtliche nicht wahrgenommen. Daher ist es für mich auch ein persönliches Anliegen, diesen Weg durch meine tägliche Arbeit zu unterstützen. Natürlich gibt es noch Herausforderungen, die wir bewältigen müssen. Ein großer Faktor ist die nachhaltige Gewinnung von Seltenen Erden und das Batterie-Recycling. Aber auch diese Themen werden intensiv in Forschung und Entwicklung angegangen. Unabhängig davon kann jeder für sich seinen Beitrag leisten.
Sie sind Managerin mit Personalverantwortung und gehören zu den Frauen mit MINT-Studienabschluss. Beides ist leider eher selten. Welche Rolle spielt Diversität bei Valmet Automotive?
Als finnisches Unternehmen mit Standorten in Deutschland und Polen sind wir vor allem ein multikulturelles Unternehmen, aber sind natürlich auch offen für alle anderen Aspekte der Diversität. Selbst in meinem Team habe ich unter anderem Mitarbeitende indischer, türkischer, chinesischer oder pakistanischer Herkunft, von Berufseinsteigern bis kurz vor Rentenbeginn. Das macht meine Arbeit vielfältig und interessant. Leider ist bei uns im Testing der Frauenanteil gering, was jedoch auch daran liegt, dass ich wenige weibliche Bewerberinnen habe. Die Förderung muss bereits in der Kindheit beginnen. Wir brauchen viel mehr Frauen in den MINT-Studiengängen, nur so können wir den Anteil langfristig erhöhen.
An welchen Herausforderungen arbeitet Valmet Automotive gerade besonders intensiv und warum ist es so reizvoll, Teil eines Teams zu sein, welches an so wichtiger Stelle die Mobilität der Zukunft beeinflusst?
Generell liegt die Herausforderung darin, sich als Systemlieferant zu etablieren und den eigenen Platz in einem hart umkämpften Feld zu finden, um als Technologieführer zu bestehen. Das betrifft nicht nur Valmet Automotive. Für mich ist es besonders reizvoll, Teil des großen Wandels in der Mobilität zu sein und miterleben zu können, wohin der Weg noch führt. Ein wichtiger Unterstützer auf diesem Weg ist der Anwender selbst. Das Vertrauen in die Sicherheit und die Technologie ist leider noch nicht bei jedem vorhanden.
Lässt Ihnen der Beruf eigentlich noch genug Zeit für Hobbys?
Beschönigen brauche ich hier nichts, natürlich wird das ein oder andere Mal die „Extrameile“ benötigt. Wichtig ist, die Work-Life-Balance nicht zu vernachlässigen und auf einen selbst zu achten. Jeder kann für sich eigene Prinzipien festlegen, wie zum Beispiel mobile Arbeitstage oder feste Abendessenszeiten mit der Familie. Valmet Automotive ermöglicht mir, meine Arbeitszeiten flexibel zu gestalten, sodass ich meinen Hobbys wie Volleyball, Fitnessstudio oder Wandern nachkommen kann. Natürlich freue ich mich, auch einfach mal nur auf der Couch zu sitzen.
Anna Geenen startete im Oktober 2018 als Testkoordinatorin bei der Valmet Automotive und wurde im Januar 2021 nach einer Zwischenstation als stellvertretende Leiterin des Competence Center Fuel Cell zur Managerin im Testmanagement ernannt. Sie leitet ein Team aus 7 Testmanager:innen und 4 Test-Ingenieur:innen im Service. Nach ihrem Masterabschluss in Nano- und Mikrosystem an der Hochschule Kaiserslautern, arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der fumatech GmbH und im Anschluss als Labormanagerin am INM-Leibniz-Institut für Neue Materialien
Bild Credit: Klaus Hepp/Valmet Automotive
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