Sie ist Mitglied im Organisations-Team der Hamburg Geekettes, unterstützt AppCamps, gewann den Best Pitch Award beim Captivate Event in San Francisco – und ist eigentlich hauptberuflich als CTO bei Just Software tätig. Auf hitech-campus.de spricht Susanne Kaiser über ihre ,ungerade’ Karriere und aktuelle Herausforderungen.
Frau Kaiser, wenn Sie sich bitte kurz vorstellen würden?
Seit 2010 leite ich als CTO bei Just Software, einem Start-up aus Hamburg, die Software-Entwicklung von JUST SOCIAL – eine B2B-Kollaborations-Lösung, die es Teams in Unternehmen erleichtert zusammenzuarbeiten und zu kommunizieren.
Eine attraktive Karriere also. Hat ein gerader Lebenslauf dabei geholfen?
Mein beruflicher Werdegang ist alles andere als gradlinig. Über einen Abstecher in den kaufmännischen Bereich bin ich im Rahmen eines Traineeships eher durch Zufall mit der Programmierung in Berührung gekommen. Über das Erstellen winziger Code-Schnipsel – von Programmieren konnte man in diesem Stadium wahrlich noch nicht sprechen – wurde mein Interesse für die Software-Entwicklung geweckt. Ich hing die kaufmännische Laufbahn an den Nagel und begann 1997 Informatik zu studieren. Seit mehr als 15 Jahren bin ich nun mit Freude, Spaß und Leidenschaft in der Software-Entwicklung tätig.
Vor welcher Herausforderung stehen Sie aktuell?
Die größte Herausforderung, vor der wir zur Zeit stehen, ist es, unsere monolithische Software-Architektur in Microservices zu transformieren. Der Auslöser unserer Microservices-Reise stand zunächst unter keinem technischen Stern, sondern ist vielmehr organisations- und produktgetrieben. Zu Beginn unseres Start-ups begannen wir mit monolithischen Strukturen in jeglicher Hinsicht. Das gesamte Software-Entwicklungs-Team arbeitete gemeinsam an einem Produkt auf einem Technology-Stack auf einer monolithischen Software-Architektur basierend.
Warum wird jetzt umgebaut?
Im Laufe der Zeit entwickelten uns stetig weiter: Neue Features bereicherten unser Produkt, die Anzahl der Nutzer wuchs kontinuierlich, das Team wurde größer und größer. Aufgrund der Teamgröße dauerten Meetings, Diskussionen und Entscheidungen länger; unsere Prozesse verlangsamten sich. Durch das Fehlen klar umrissener Verantwortlichkeiten inklusive Code-Ownership verging mitunter viel Zeit, bis sich jemand eines Problems annahm. Je mehr Features wir zu unserem Produkt hinzufügten, desto schwerfälliger wurde dessen Bedienung: Usability und User Experience litten durch die kontinuierlichen Funktionserweiterungen. Statt Probleme des Nutzers einfach zu lösen, verwirrten wir ihn. Organisatorisch nahmen wir Änderungen vor und unterteilten das große Entwickler-Team in mehrere, kleinere Full-Stack Teams mit dem Ziel autonome, cross-funktionale Teams zu etablieren. Parallel arbeiteten wir daran, die Usability und User-Experience unseres Produkts zu optimieren, indem wir unser monolithisches Produkt in einzelne Collaboration-Apps zergliederten. Jede dieser Apps löst einen bestimmten, abgegrenzten Anwendungsfall im Kontext der Unternehmenskommunikation und -kollaboration. Diese Apps bildeten eine perfekte Basis, um Verantwortlichkeiten für die einzelnen Teams klar zu umreißen, denn nun ließen sich Apps auf die einzelnen Teams verteilen. Anfangs hatten wir den Fehler gemacht, zu viele große Schritte auf einmal machen zu wollen, die uns allerdings im Prozess zurückwarfen, was zu Frustrationen führte. Wir haben die Heransgehensweise geändert, indem wir den Transformationsprozess in kleineren Schritten vollzogen, um schneller Ergebnisse zu erzielen. Mit jedem Ergebnis können wir unsere Erfahrungen und Tools sukzessive erweitern.
Besondere Aspekte Ihrer Arbeit sind …?
Mich fasziniert die Kombination aus Team-Spirit, Kreativität und Technologie. Gemeinsam mit dem Team neue Ideen zu konzipieren und technisch umzusetzen, begeistert mich sehr. Mich inspiriert auch die Flexibilität, in sowohl technischer als auch organisatorischer Hinsicht neue Dinge ausprobieren zu können – und mitunter auch einen falschen Weg einzuschlagen, auch wenn dieser Weg mitunter sehr steinig sein kann.
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