Sylvia List hat es mit Know-how und IT-Expertise an die IT-Spitze geschafft – bei Capgemini, einem weltweit agierenden Unternehmen. Welche konkreten Innovationen unsere Zukunft prägen werden und welche Rolle Capgemini dabei spielt, erklärt sie im Interview.
Frau List, was machen Sie, wenn Sie von einer neuen Technologielösung hören, die für Capgemini spannend sein könnte?
Lassen Sie uns damit starten, wie wir von innovativen Technologielösungen erfahren: Dabei gibt es zwei Hauptkanäle. Das sind erstens Technologieinnovationen im Markt, von denen wir direkt oder über unsere Partner erfahren. Diese können meist direkt eingesetzt werden. In dem Fall evaluieren wir, ob wir Kunden mit einer Herausforderung haben, die durch die neue Technologie gelöst werden kann.
Der zweite Kanal sind unsere Kunden, die vor neuen Herausforderungen stehen und uns zur Lösungsfindung hinzuziehen. Daraufhin führen wir ein Marktscreening durch, um zu verstehen ob es fertige Technologien oder Technologie-Stacks gibt, die das Kundenproblem lösen. Meist lösen diese die Herausforderung des Kunden nicht direkt, sondern es ist ein ganzes Bündel an Lösungskomponenten notwendig. Die Komponenten müssen gesamthaft gedacht, kundenspezifisch angepasst und beim Kunden implementiert werden.
In beiden Fällen bewerten wir, ob das Thema Potential für uns und unsere Kunden hat. Sehen wir dieses Potential, bauen wir im Team ein entsprechendes Know-how auf und starten ein erstes Pilotprojekt mit dem Kunden. Läuft es gut, entwickeln wir das Projekt gemeinsam weiter und weiten es auf weitere Kunden aus. Manchmal adaptieren wir auch eine Technologielösung, die in einer anderen Branche bereits etabliert ist, auch für Kunden anderer Branchen.
IT-Trends der nächsten Jahre
Welche Trends erwarten die IT-Abteilungen in den nächsten Jahren?
Die Bedeutung der Hardware-Infrastruktur wird zunehmend verschwinden. Der Trend geht zu Software-basierten Lösungen. Hier sehen wir drei wichtige Trends:
1) Infrastructure-as-Code Lösungen, bei welchen dem Entwickler ein Technologie-Stack für eine Anwendung über Software bereitgestellt und auch darüber verwaltet wird.
2) Serverless-Anwendungen (Cloud-nativ) auf Basis von Public- oder hybriden Cloud-Setups, das heißt Anwendungen, die im Backend fertige Funktionen der Serverless Provider nutzen und damit hervorragende Skalierungsmöglichkeiten bieten, ohne sich um die tatsächlich darunter liegenden Hardwarekomponenten Gedanken machen zu müssen. Diese beiden Trends erfordern bereits andere beziehungsweise neue Skills in den IT-Abteilungen und eine kluge Verknüpfung von traditioneller IT mit diesen neuen Möglichkeiten. Daher sind auch wir immer auf der Suche nach neuen Mitarbeiter:innen, die bereits ein Cloud Skillset mitbringen oder sich in dem Bereich gezielt weiterbilden möchten, um unseren Kunden mit Know-how und Erfahrung unter die Arme zu greifen.
Darüber hinaus werden 3) IT- und Business-Teams immer weiter zusammenwachsen und gemeinsam Lösungen entwickeln – bei Capgemini sind das etwa die Business Analysten und Softwareentwickler. Im konkreten Kundenprojekt helfen wir also dem Kunden, eine „Product-Led-Organization“ zu bilden, in der sich Projekt-Teams rund um ein Produkt zusammenschließen, dies gemeinsam (weiter-)entwickeln, um wiederum ihren Kunden das beste Nutzererlebnis zu bieten.
Aktuelle Entwicklungen zum Beispiel in Richtung Smart Citys befeuern Cloud-Entwicklungen. In welchem Rahmen finden bei Capgemini Projekte mit Cloud-Bezug statt?
Smart Citys nutzen oft bestehende Cloud Services und befeuern die Entwicklung von spezifischen Lösungspaketen. Aus meiner Sicht sind es vor allem die sogenannten Hyperscaler, wie beispielsweise Amazon Web Services, Microsoft Azure und Google, die Cloud-Entwicklungen in Richtung von fertigen Business-Lösungen vorantreiben. Wir bei Capgemini übernehmen dabei in der Rolle des strategischen Partners der Cloud-Anbieter die Beratung, Implementierung und Integration der Lösung. Oder wir entwickeln gemeinsam mit dem Kunden individuelle Cloud-Lösungen, die auf seine und die Bedarfe seiner Nutzer:innen zugeschnitten sind, wie etwa Mobile Apps.
Wie einzigartig sind diese Projekte?
Das Besondere bei uns ist, dass wir bei unseren Projekten die Strategieberatung und die Engineering-, Data-, Security- sowie Infrastruktur-Kompetenzen zusammenbringen und dadurch extrem breit aufgestellt sind. Entsprechend agieren wir bei der Teamzusammenstellung sehr agil und bilden übergreifende Teams aus den vorgenannten Bereichen, um verschiedene Kompetenzen auszuschöpfen und damit dem Kunden ganzheitliche Lösungen zu bieten. Dabei können die Teammitglieder in Deutschland sitzen, aber genauso an unseren anderen Standorten weltweit. Diese Skalierbarkeit und Internationalität finde ich besonders spannend für unsere Mitarbeitenden.
Als weibliche Führungskraft in einer Schlüsselposition
Als weibliche Führungskraft und Head eines Cloud Kompetenzzentrums sind Sie in einer seltenen Schlüsselposition. Wie sehen Sie dies?
Ich sehe mich auf jeden Fall in einer Schlüsselposition. Nach wie vor sind sehr wenig Frauen im oberen Management von IT-Unternehmen zu finden. Das liegt auch daran, dass wir kaum weibliche Bewerberinnen für Positionen im mittleren Management haben, die langfristig aufsteigen können und dies auch wollen. Das möchte ich ändern!
Aus meiner Sicht ist es essentiell, mehr Frauen in Führungspositionen in IT-Unternehmen zu etablieren. Als Frau bringt man andere Facetten in Diskussionen, aber auch in den Arbeitsalltag ein. Ein Beispiel sind Meetings, die sich bei Männern häufig auf den reinen Austausch von Inhalten und Fakten beschränken und deshalb manchmal mögliche unterschwellige Unzufriedenheiten nicht berücksichtigt werden. Mit einer vielschichtigeren Herangehensweise wird die menschliche Komponente mehr einbezogen und man kann eventuellen Konflikten zuvorkommen.
Ich möchte Kolleginnen, die vielleicht noch nicht mutig genug sind stärken, sie motivieren und ihnen Wege aufzeigen, wie sie sich auf der Managementebene behaupten können. Hier ist es auch wichtig, sichtbarer zu werden und sich beispielsweise mutiger als Präsentatorin oder auch als Rednerin bei Kundenveranstaltungen anzubieten. Gleichzeitig bin ich Vorbild für Einsteigerinnen, denen ich versuche, meine Werte vorzuleben und aufzuzeigen, wie man mit den individuellen Stärken die eigene IT-Karriere gestalten kann.
Netzwerken für Frauen
Wie können Frauen sich gegenseitig in der Karriere supporten, ohne dass es wie „Klüngelei“ wirkt?
Das Problem steckt bereits in der Frage. Bei Männern würde man nicht von einer Klüngelei sprechen, wenn sie sich Vorteile durch ihr Netzwerk verschaffen. Frauen sind immer noch sehr zurückhaltend und bilden innerhalb der ersten Sekunden unterbewusst unter einander eine Rangordnung. Diese Ordnung behindert häufig an vielen Stellen das Netzwerken und die gegenseitige Promotion. Da müssen wir Frauen noch an uns arbeiten, uns gegenseitig mehr ins Spiel bringen. Frauen können außerdem häufig andere Dinge als Männer und sollten sich diese vielmehr bewusst machen. Ich habe bisher nahezu jede Frau, die sich bei mir beworben hat, eingestellt und eine zu ihren Stärken und Skills passende Rolle gefunden. Hier ist es wichtig, transparent mit den Bewerberinnen zu sprechen, sich das Teamgefüge anzusehen und sie zielgerichtet einzusetzen.
Was macht Capgemini aus Ihrer Sicht besonders als Arbeitgeber?
Ich habe in meiner Karriere für sechs Arbeitgeber gearbeitet und festgestellt: Capgemini funktioniert völlig anders. Es ist eine gelebte Matrixorganisation, die viel Entrepreneurship und Eigeninitiative erwartet. Haben Mitarbeitende eine Idee, erarbeiten sie selbst einen Vorschlag, diskutieren diesen im Team und entwickeln ihn gemeinsam weiter. Dadurch hat man auch viele Freiheiten in der Gestaltung des Jobs und gleichzeitig auch immer Kolleg:innen an der Seite, auf deren Expertise man zurückgreifen kann. An der Stelle kommt das Netzwerk wieder ins Spiel, was für unsere Arbeit sehr wichtig ist.
Gibt es festgeschriebene Positionen, in denen IT-Absolvent:innen einsteigen?
Die Positionen sind nicht festgeschrieben, aber es gibt natürlich typische Einsteigerpositionen wie Software Engineer, IT Business Analyst, IT Consultant und SAP Berater:in. Je nach Projekt hat man hier auch schon erste Berührungspunkte mit Cloud-Komponenten und kann sich weiterbilden oder sogar spezialisieren. Darüber hinaus rekrutieren wir viele Cloud Engineers sowie Cloud Architekt:innen und bieten in diesem Bereich zweimal im Jahr eine spezielle Ausbildung in Form eines Traineeships in den ersten Monaten der Festanstellung an. Aus meiner Sicht sind wir in der spannendsten Branche unserer Zeit unterwegs.
WIR ÜBER UNS
Capgemini ist ein weltweit führendes Beratungsunternehmen in den Bereichen IT, digitale Transformation, Technologie und Engineering. Im Fokus des Unternehmens stehen die Themen Cloud, Data, KI, Konnektivität, Software, Digital Engineering und Plattformen. Willst du dein technisches Verständnis, logisches Denken und Problemlösungsskills in einem teamorientierten IT-Umfeld einbringen? Bewirb dich jetzt bei Capgemini unter www.capgemini.de/karriere/
Zurück zum Karrierenetzwerk Consulting geht es hier entlang!