
Technologie ist Zukunft – und Frauen sollten ganz vorne mitspielen
In den Arbeitsmarktstatistiken wird von über drei Millionen Frauen in der „stillen Reserve“ gesprochen, die überdurchschnittlich qualifiziert den demographisch bedingten Fachkräftemangel beheben könnten. Doch in der Diskussion um Tech-Karrieren für Frauen kommt ein Punkt oft zu kurz: Neue Arbeitsplätze entstehen vor allem in Hochtechnologie-Sektoren – unabhängig vom Studienfach. Bereiche mit klassisch hohem Frauenanteil wie Marketing, Kommunikation oder HR sind dagegen besonders stark von der KI-Disruption betroffen. Zeit, über neue Tech-Jobs für Frauen aller Fachrichtungen zu sprechen.
Frauen in einer Industrie, in der Maschinenbauer, Elektroingenieure oder Software Entwickler den Ton angeben – das ist noch immer selten. Dabei braucht es dringend mehr Frauen in der Tech-Industrie, denn dort entstehen die Arbeitsplätze von morgen. Mit dem nötigen Innovationsschub einher geht ein Paradigmenwechsel durch KI, der klassische, sogenannte „White Collar Jobs“ – Bürojobs in verwaltenden Bereichen – gerät unter Druck.
Ganz anders die Hochtechnologie: Cloud Technology, Robotik, Biotech, Halbleiter, Quantencomputer – genau hier entscheidet sich die Frage, ob unsere Gesellschaft auch in Zukunft erfolgreich sein wird. Doch in genau diesen Bereichen sind Frauen dramatisch unterrepräsentiert. Dabei geht es bei Frauen in Tech-Jobs nicht nur um gerechtere Chancenverteilung, sondern auch um knallharte Standortpolitik. Wenn die Hälfte der Bevölkerung sich selbst aus jenen Feldern ausschließt, in denen die größten Wachstums- und Gestaltungschancen liegen, dann verlieren nicht nur Frauen, sondern alle. Noch wählen viele Absolventinnen nach dem Studium lieber die für Frauen „traditionellen“ Pfade wie HR, Kommunikation oder Marketing – und lassen damit nicht nur lukrative Positionen links liegen, sondern auch die Möglichkeit, Veränderungen mitzugestalten. Dabei braucht Technologie heute genau das, was viele Frauen mitbringen: Empathie, Kooperationsfähigkeit, Systemdenken und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Wer sagt, dass Tech männlich sein muss?
Natürlich ist ein neuer Karriereweg nicht einfach mit einem „Mach doch mal Tech!“ getan. Der Weg dahin braucht mehr als ein bisschen Mut – er braucht einen konkreten Plan.
Die gute Nachricht: Auch für Absolvent:innen, die zunächst andere Disziplinen studiert haben, steht der Weg in den Tech-Bereich offen. Dies liegt daran, dass die KI wie ein „Reset“ wirkt, was Vorkenntnisse betrifft. Zum Beispiel zeigt ein Blick auf Vibe Coding Tools wie Cursor, Lovable oder Bolt, dass Software Engineering zur Commodity wird. Was früher galt – nur ein jahrelange Technik-Studium qualifiziert für einen Job – gilt heute in der Form nicht mehr. Viel wichtiger ist Technologieoffenheit und das Interesse daran, die Entwicklung neuer Tools in Hinblick auf das Innovationspotential für das Geschäftsmodells des eigenen Arbeitgebers abzuklopfen.
Wenn weibliche Studenten neue Tech-Branchen für sich erschließen wollen, mit denen sie bis dato „gefremdelt“ haben, sollten sie Schritt für Schritt vorgehen:
- Fachliches Neuland betreten – ohne Scheuklappen: Es ist nie zu spät, sich Tech-Know-how anzueignen. Online-Kurse, Bootcamps, Summer Schools: Noch nie war es so einfach, sich weiterzubilden. Der Clou: Gerade interdisziplinäre Ansätze (z. B. KI und Psychologie, Biotech und Ethik) eröffnen neue Spielräume.
- Mindset first – aber ehrlich: Perfektionismus, übertriebene Rücksichtnahme und der Wunsch, bloß nicht aufzufallen, sind Karriere-Killer, vor allem in disruptiven Branchen. Erlaube dir, ehrgeizig zu sein. Technologie braucht Visionärinnen und keine falsche Bescheidenheit.
- Einstieg über ein Praktikum – und dabei Allianzen schmieden: Mache dein Praktikum in einer Branche, an die du bis dato vielleicht noch überhaupt nicht gedacht hast. Auf unseren Seiten bieten dir BASF, DEKRA und STRABAG einen Einblick in ihre Aufgabenfelder – vielleicht ist etwas dabei für dich. Generell gilt: Erfolgreiche Karrieren entstehen nicht im stillen Kämmerlein. Also gilt es, ein Praktikum auch dazu zu nutzen, ein erstes Netzwerk im Unternehmen aufzubauen, das einem auch dazu verhelfen kann, Kontakte zu weiteren Kunden oder Auftraggebern zu knüpfen.
- Sichtbar werden: Wer in technischen Bereichen ernst genommen werden will, muss nicht leiser, sondern lauter werden – ohne sich zu verbiegen. Sprich über deine Ideen, such dir Bühnen, bring dich in Diskussionen ein. Sichtbarkeit ist keine Eitelkeit, sondern ein Hebel für Wirkung.
- Eigene Spielregeln definieren: Wer Tech mitgestaltet, bestimmt mit, wie die Zukunft aussieht. Dazu gehört auch, emotionale Intelligenz und neue Führungsstile als Stärke einzubringen – statt alte männliche Muster zu kopieren.
Und ja, der Weg raus aus der Komfortzone ist kein Spaziergang. Aber er ist machbar – und vor allem lohnenswert. Denn Tech ist nicht nur ein Männerclub, sondern ein offenes Spielfeld für alle, die gestalten wollen. Wer sich traut, unbekanntes Terrain zu betreten, lässt nicht nur sein Fachwissen wachsen, sondern gewinnt auch Selbstvertrauen, was wiederum ganz neue berufliche Perspektiven eröffnet. Also: Warum nicht du? Warum nicht jetzt? Vielleicht ist dir Künstliche Intelligenz noch fremd, Halbleiter ein Rätsel und Biotechnologie zu weit weg. Aber all das lässt sich ändern. Was es dafür braucht, ist kein Genie-Gen, sondern der Mut, sich nicht klein zu machen – und der Wille, die Zukunft nicht den anderen zu überlassen.