So gut wie alle Unternehmen müssen die eigene digitale Transformation vorantreiben. Zudem greift die Digitalisierung auf alle Lebensbereiche über – das sorgt dafür, dass gerade bei den IT- und Digital-Fachkräften ein großer Mangel herrscht. Angehende IT-Absolvent:innen sind daher stark nachgefragt. Spannende Aufgaben und Projekte bieten dabei sowohl IT-Dienstleister als auch deren Kunden.
Lünendonk-Studie untersucht unter anderem den IT-Personalmarkt
Der IT-Fachkräftemangel wird auch in der jährlich erscheinenden Lünendonk-Studie „Der Markt für IT-Dienstleistungen in Deutschland“ thematisiert, welche auf aktuellen Trends und Entwicklungen des IT-Marktes aus Sicht von IT-Dienstleistern und Anwenderunternehmen eingeht und Ende Juli 2022 veröffentlicht wurde.
Um die digitale Transformation voranzutreiben, erhöhen die meisten Anwenderunternehmen ihre Budgets für Digitalisierungs- und IT-Projekte. Unternehmen investieren dabei aktuell vor allem in die Bereiche
- Softwareentwicklung,
- Cloud-Transformation,
- Prozessdigitalisierung und -automatisierung,
- Cyber Security sowie
- Datenmanagement.
Gleichzeitig fehlen aber die Digital- und IT-Experten, um die geplanten Projekte auch abwickeln zu können. Laut der Lünendonk-Studie sehen 93 Prozent der befragten CIOs und IT-Verantwortlichen aus mittelständischen Unternehmen und Konzernen einen Mangel an Digital- und IT-Experten. Aufgrund des demografischen Wandels und der weiter voranschreitenden Digitalisierung könnte sich die Situation sogar noch verschärfen.
Strategien gegen den Fachkräftemangel
Um dem Problem des Fachkräftemangels entgegenzuwirken, greifen Unternehmen auf verschiedene Strategien zurück. Ein Großteil der Unternehmen (80 Prozent) will die bestehenden IT-Mitarbeiter auf neuen Themen – wie etwa DevOps, künstliche Intelligenz oder Cloud-native Softwareentwicklung – umschulen, um dadurch Inhouse-Expertise aufzubauen. Bringen Absolvent:innen diesbezüglich also schon Kenntnisse mit, müssen sie sich keine Sorgen um den idealen Berufseinstieg machen.
Weitere 54 Prozent der CIOs und IT-Verantwortlichen setzen auf Investitionen im Bereich Employer Branding, um die eigene Außenwirkung zu verbessern. Etwa die Hälfte der Unternehmen beauftragt externe Dienstleistungspartner als Preferred Partner, also bevorzugte Lieferanten, welche sie bei der Umsetzung von IT- und Digitalisierungsprojekten unterstützen. Diese Ergebnisse werden in der ebenfalls im Juli 2022 veröffentlichen Lünendonk-Studie „Future of IT“ bestätigt.
Trotz massiver Investitionen in Digitalisierung fehlt es in den Unternehmen an Fachkräften
Ein weiteres wichtiges Instrument sind eigene Ausbildungsplätze. 57 Prozent der Unternehmen möchten daher in Zukunft mehr Ausbildungsplätze im IT- und Digitalbereich anbieten als es heute der Fall ist. Als besonders geeignet schätzen sie dabei das duale Studium ein: 82 Prozent sprechen sich dafür aus. Die Young Professionals sammeln dadurch bereits Erfahrung und werden dadurch noch besser für ihre Karriere vorbereitet. Für Absolvent:innen lohnt es sich somit, bereits während des Studiums Praxiserfahrung zu sammeln und sich dadurch noch stärker entwickeln zu können. 68 Prozent der IT-Verantwortlichen sprechen sich aber auch für den Bachelor-Abschluss aus. Ein Masterabschluss wird nur in gewissen – häufig forschungsnahen – Themen verlangt. Absolventinnen und Absolventen der Fachrichtungen
- IT-Security-Management,
- IT-Projekt-Management,
- IT-Architektur und
- Wirtschaftsinformatik
werden besonders nachgefragt. Aber auch IT-Infrastruktur-Experten, ein eher klassisches Thema, sind im Zuge der stärkeren Nutzung der Cloud und aufkommenden hybriden IT-Landschaften gefragte Talente.
Duale Studenten sind besonders nachgefragt
IT-Dienstleister und Anwenderunternehmen konkurrieren um die Fachkräfte
Der Mangel an Digital- und IT-Experten wird weiter verschärft, weil mittlerweile nicht nur IT-Dienstleister, sondern auch zunehmend deren Kunden die gleichen Skills suchen. Knapp 15 Prozent der Projektanfragen haben die IT-Dienstleister 2021 ablehnen müssen. Der am häufigsten genannte Grund: Es fehlt Personal zur Umsetzung der Projekte. Wären diese vorhanden gewesen, hätten IT-Dienstleister noch stärker wachsen können. Mit einem durchschnittlichen Umsatzplus von 12,6 Prozent blicken die IT-Dienstleister zwar auf ein äußerst erfolgreiches Jahr 2021 zurück. Die Zahl der Mitarbeitenden stieg aber nur um 8,3 Prozent, was zur Folge hat, dass die IT-Dienstleister unter Vollauslastung arbeiten. In der Vorjahresstudie aus 2020 planten diese für 2021 noch mit einer Mitarbeiterveränderung von +14,9 Prozent. Für 2022 setzen sich die IT-Dienstleister im Durchschnitt das Ziel, die Mitarbeitendenzahl um rund 18 Prozent zu steigern. Dies dürfte nur den wenigsten Beratungen und IT-Service-Providern tatsächlich gelingen. Eine gute Neuigkeit für Absolvent:innen: Rund jede dritte Stelle soll dabei durch Berufseinsteiger:innen besetzt werden.
Frauenanteil bei IT-Dienstleistern nach wie vor gering
Lünendonk hat sich in der Studie „Der Markt für IT-Dienstleistungen in Deutschland“ ebenfalls mit dem Thema „Diversity“ beschäftigt. Konkret wurden die IT-Dienstleister nach der Höhe ihres Frauenanteils im Unternehmen befragt. Dabei fällt auf, dass die Anzahl von Mitarbeiterinnen im IT-Bereich nach wie vor gering ist. Im Durchschnitt lag der Frauenanteil bei IT-Dienstleistern im Jahr 2021 bei 28,1 Prozent. In Führungspositionen war der Anteil mit 16,5 Prozent noch geringer. Als Gründe für die wenigen Frauen im IT-Bereich sieht Lünendonk den geringen Anteil an MINT-Absolventinnen, die allgemeine jahrelang verfehlte Bildungspolitik sowie veraltete gesellschaftliche Rollenbilder. Da sich einige Unternehmen das Ziel gesetzt haben, den Frauenanteil insgesamt als auch in der IT zu erhöhen, sind IT-Absolventinnen besonders begehrt.
Potenzial bei Diversity: IT Consulting und Softwareentwicklung ist noch eine Männer-Domäne
IT-Dienstleister stehen somit vor großen Herausforderungen, zählen aber gleichzeitig zu den beliebtesten Arbeitgebern. Schließlich haben junge Absolventinnen und Absolventen die Möglichkeit, mithilfe digitaler Technologien zukunftsweisende und innovative Projekte voranzutreiben, unterschiedliche Kunden kennenzulernen und von einer steilen Lernkurve zu profitieren. Daneben punkten viele IT-Dienstleister mit sehr guten Vergütungsmodellen, vielen Benefits, flachen Hierarchien und einer offenen Kultur.
Über den Autor:
Tobias Ganowski ist IT-Analyst und Junior Consultant beim Marktforschungs- und Analystenhaus Lünendonk & Hossenfelder. Er untersucht die Märkte für IT-Beratung, IT-Services, IT-Sourcing-Beratung, Customer Experience Services und Engineering Services. Thematisch beschäftigt er sich unter anderem mit den Themen Customer Experience Management, Cloud Sourcing, Künstliche Intelligenz, IIoT, Softwareentwicklung, Agilität und digitale Transformation.
Über Lünendonk:
Lünendonk & Hossenfelder mit Sitz in Mindelheim (Bayern) analysiert seit dem Jahr 1983 die europäischen Business-to-Business-Dienstleistungsmärkte (B2B). Im Fokus der Marktforscher stehen die Branchen Management- und IT-Beratung, Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Rechtsberatung, Facility Management und Instandhaltung sowie Personaldienstleistung (Zeitarbeit, Staffing). Zum Portfolio zählen Studien, Publikationen, Benchmarks und Beratung über Trends, Pricing, Positionierung oder Vergabeverfahren. Der große Datenbestand ermöglicht es Lünendonk, Erkenntnisse für Handlungsempfehlungen abzuleiten. Seit Jahrzehnten gibt das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen die als Marktbarometer geltenden „Lünendonk-Listen und ‐Studien“ heraus.