Quantensimulation und experimentelle Untersuchung von ultrakalten Quantengasen in optischen Gittern – das ist das Steckenpferd von Prof. Monika Aidelsburger von der LMU. Im Sommer 2021 wurde die vielzitierte Wissenschaftlerin erneut ausgezeichnet, dieses Mal mit dem Alfried Krupp-Förderpreis.
Prof. Aidelsburger, Sie gelten als eine der meistzitierten Akademikerinnen und wurden kürzlich mit dem Alfried Krupp-Förderpreis 2021 ausgezeichnet. Glückwunsch dazu! Helfen Auszeichnungen wie diese dabei, die wissenschaftliche Karriere voranzutreiben?
Ja, auf jeden Fall! Meines Erachtens gibt es zwei wichtige Aspekte: Zum einen ist ein Preis eine große Anerkennung für die eigene Forschungsarbeit, die dadurch auch außerhalb des eigenen Forschungsbereichs sichtbar wird – und das auch in der breiteren Öffentlichkeit. Das ist sehr wichtig und bietet uns die Gelegenheit, unsere Arbeit anschaulich und verständlich darzustellen. Darüber hinaus ist die Auszeichnung natürlich auch eine große Motivation, um die eigene Forschung weiter voranzutreiben. Zum anderen ist der Alfried-Krupp-Förderpreis außergewöhnlich, da er jungen Hochschullehrer:innen ermöglicht, Ideen umzusetzen und Forschungsprojekte zu realisieren, ohne dabei an spezielle Fördermittel gebunden zu sein. Die Forschungsgelder können hier sehr flexibel von den Preisträgern eingesetzt werden. Das bietet eine einmalige Chance, Forschungsideen weiterzuentwickeln und umzusetzen.
Dürfen wir fragen: In welche Projekte wird die Dotierung von 1 Million Euro voraussichtlich fließen?
Ich habe natürlich ein paar Ideen, aber es steht noch nicht abschließend fest. Ich habe ja erst vor kurzem von dem Preis erfahren.
Wenn Sie sich völlig frei von Limitierungen ein Forschungsprojekt aussuchen könnten, worum würde es sich drehen?
Ich bin eigentlich sehr zufrieden mit meiner aktuellen Forschungsrichtung. Die Mittel waren zwar bisher an bestimmte Projekte gebunden, allerdings konnte ich die Schwerpunkte durchaus selbst setzen. 2018 habe ich einen ERC Starting Grant von der EU für die Quantensimulation von Gittereichtheorien mit ultrakalten Yb Atomen eingeworben. Das ist eine sehr spannende Richtung, die ich auch weiterhin aktiv verfolgen möchte. Das langfristige Ziel ist hier, Teilchenphysik mit kalten Atomen in einem Optiklabor zu untersuchen.
Welche Herausforderung der Quantenphysik gilt es Ihrer Meinung nach am Dringlichsten zu lösen?
Die experimentelle Quantenphysik hat enorme Fortschritte in der Kontrolle von einzelnen, beziehungsweise wenigen Teilchen gemacht. Wegweisende Arbeiten auf diesem Gebiet wurden mit dem Nobelpreis in Physik für S. Haroche und D. Wineland in 2012 gewürdigt. Eine der zentralen Aufgaben ist es nun, Quantensysteme mit mehreren 10.000 Teilchen zu realisieren, ohne dabei die experimentelle Kontrollierbarkeit individueller Teilchen aufzugeben. Gelingt uns dieser Schritt, können wir mit faszinierenden Anwendungen rechnen.
Erfahren Sie als Frau in der Physik neidische Reaktionen der Kolleg:innen? Wie nehmen Sie das Standing von Frauen in der Physik wahr?
Bisher habe ich aktiv oder direkt keine neidischen Reaktionen erfahren. Frauen sind in der Physik jedoch noch immer in der Unterzahl, daher nehmen wir immer noch eine sehr spezielle Rolle ein. Ich denke das Beste, das wir an dieser Stelle machen können, ist gute Vorbilder für die nachfolgende Generation zu sein und zu versuchen, die Begeisterung für Physik und Forschung an Studierende und Schüler:innen weiterzugeben.
Warum haben Sie sich „damals“ für die Experimentalphysik entschieden?
Ursprünglich hatte ich eher eine Neigung zur theoretischen Physik und in der Schule eher zur Mathematik. Zum ersten Mal bin ich während meiner Bachelorarbeit in der Gruppe von Prof. Krausz und während meiner Masterarbeit in der Gruppe von Prof. Bloch mit der Forschung in der Experimentalphysik in Berührung gekommen und da hat mich auch die Faszination gepackt. Ich fand Quantenphysik schon immer sehr spannend, da es sich um Phänomene handelt, die man im Alltag nicht bemerkt. Jedoch ist das alles im Studium natürlich sehr theoretisch. Diese Phänomene tatsächlich im Labor zu erfahren und direkt durch Messungen „sichtbar“ zu machen, beziehungsweise mit Quantenphänomenen arbeiten zu können, war für mich eine unglaubliche Erfahrung. An diesem Punkt war für mich klar, dass das genau das ist, was ich langfristig machen möchte.
Was würden Sie jungen Frauen empfehlen, die sich für ein NaWi-Studium, aber noch nicht zwischen Wirtschaft und Wissenschaft entschieden haben?
Am wichtigsten ist es, sich für eine Arbeit zu entscheiden, die Spaß macht und die persönlich fasziniert. Unabhängig von Wirtschaft oder Wissenschaft verbringt man sehr viel Zeit mit der Arbeit. Ich persönlich empfinde das aber nicht als Belastung, oder eben als Arbeit, da mir die Forschung und die damit verbundenen Fragestellungen Spaß machen und es für mich immer wieder von Neuem eine große Freude ist, wenn ich ein Problem verstanden habe oder eine Messung nach langer Aufbauphase endlich funktioniert. Wichtig ist außerdem ein gutes Team sowie ein gutes Netzwerk, das einem auch in schwierigen Phasen weiterhilft und unterstützt.
Die 34-jährige Prof. Monika Aidelsburger ist seit 2019 Professorin für künstliche Quantenmaterie an der Fakultät für Physik der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und damit die jüngste Professorin der Universität.