Die Fressnapf-Gruppe ist als Fachhandelskette für Tiernahrung und -zubehör mit 1.400 Märkten in elf Ländern unglaublich erfolgreich. Was sich hinter den Kulissen in der IT abspielt und warum diese ein Motor der weiteren Expansion sein wird, erklärt Fressnapf-CIO Benjamin Beinroth im Interview.
Wie viele Mitarbeiter:innen arbeiten derzeit bei Fressnapf und wie viele davon in der IT?
Wir haben insgesamt mehr als 10.000 Mitarbeiter:innen in allen Ländern – 75 davon sind ITler in der Krefelder Unternehmenszentrale. Das klingt nach einer anspruchsvollen Quote, aber wir haben extrem gute Technologien und Technik im Einsatz, die das möglich machen. Außerdem betreiben wir unsere Rechenzentren, bis auf eines, nicht mehr selbst. Wir sind allerdings gerade dabei, personell sehr deutlich aufzustocken, denn ich möchte künftig wieder mehr aus eigener Hand gestalten. Dazu werden wir in den kommenden zwei Jahren 55 neue IT-Mitarbeiter:innen einstellen und unsere Anzahl in diesem Bereich nahezu verdoppeln.
Es stimmt aber, dass Sie zurzeit keine Stellen für Berufseinsteiger auf Ihrer Seite ausgeschrieben haben?
Das stimmt nicht. Wir bieten auch ein ausgeschriebenes Traineeprogramm für Berufseinsteiger an. Unter den 55 neuen Stellen gibt es einige, die wir durchaus mit Bachelor- oder Masterabsolvent:innen besetzen. Wir verändern im Prinzip nur den Einstieg und starten nicht von Null auf 100 in vier Wochen, sondern nehmen uns dann ein halbes Jahr Zeit, um den neuen Mitarbeiter:innen den Einstieg ins Berufsleben zu erleichtern. Wir beginnen mit kleinen Projekten und Linienaufgaben.
„Wir haben von SAP fast alle entwickelten Module im Einsatz“
Was sollten neue Mitarbeiter:innen denn an Qualifikationen mitbringen?
Seit einigen Jahren haben wir unsere Abläufe auf SAP umgestellt und arbeiten konsequent daran. Wir sind da mit Sicherheit im Handel ein Vorreiter, denn wir haben fast alle angebotenen Module im Einsatz. SAP-Erfahrung ist daher von Vorteil, aber nicht zwingend erforderlich. Insbesondere suchen wir Mitarbeiter:innen, die nicht nur die technischen Anforderungen verstehen, sondern sowohl durchsetzungsstark, hoch-kommunikativ als auch gut im Schnittstellenmanagement sind. Eine unternehmerische, betriebswirtschaftliche und lösungsorientierte Arbeitsweise runden das Anforderungsprofil ab.
An der Uni bekommt man zwar schon ein bisschen SAP beigebracht, aber im Grunde genommen erwirbt man tiefere Kenntnisse erst in der Praxis.
Dem stimme ich hundertprozentig zu. Man kann zwar die verschiedensten Schwerpunktvorlesungen, wie zum Beispiel ERP oder CRM an der Uni besuchen und einen ABAP-Programmierkurs machen, das hilft auch deutlich. Doch es wäre mir neu, dass man SAP an der Uni wirklich komplett verstehen lernt. Die Abhängigkeiten vom System, die Integration und Vereinheitlichung der Schnittstellen, auch über Ländergrenzen hinweg, die mit SAP möglich werden – das lernt man erst in der Praxis und sieht dann auch die wirklichen Vorteile. Darum bieten wir in Kooperation mit der Hochschule Niederrhein ab dem kommenden Wintersemester zehn Stipendien an. Diese ermöglichen den Studenten, sich unbesorgt auf das Studium zu konzentrieren und dabei gleichzeitig ins aktive Berufsleben hineinzuschnuppern.
Man könnte Ihre Aussage also auch umdrehen und sagen: Wenn jemand in SAP fit werden möchte, dann ist er bei Fressnapf an der richtigen Adresse.
Absolut, das unterschreibe ich sofort, denn genau so richten wir im Moment das Traineeprogramm aus. Die Herausforderung liegt oftmals darin, dass ,fertige’ SAP-Leute zu sehr auf ein bestimmtes Modul spezialisiert sind. Sicher können diese sich auch schnell in andere Aufgabengebiete einarbeiten, wir setzen aber bewusst auf Trainees. Durch die Menge an SAP-Modulen bei Fressnapf sind wir relativ flexibel und Mitarbeiter:innen können wählen, ob sie mehr in Richtung Daten-Analysis oder zum Beispiel Technologien wie ERP oder CRM gehen wollen. Unterschiedliche Charaktere interessieren sich für unterschiedliche Themen und wir können das alles abbilden.
Könnten Sie Ihr IT-Traineeprogramm beschreiben?
Das Traineeprogramm geht über 18 Monate. Dabei durchlaufen die Trainees unterschiedliche Bereiche der IT. Dieses gestalten wir kooperativ mit den Trainees – sie können ihre Interessens- und Tätigkeitsschwerpunkte aktiv mit einbringen. Wir haben innerhalb der IT viele spannende Abteilungen und Teams, die eine hohe Flexibilität genießen. Durch einen Mentor innerhalb der IT haben wir außerdem einen Kollegen, der die Trainees fachlich und persönlich begleitet. Darüber hinaus bieten wir unterschiedliche Projekte, die das Netzwerken innerhalb des Unternehmens bis in die Management-Ebene ermöglichen.
„Wir gestalten Traineeprogramme gemeinsam mit den Absolventen.“
Stichwort ,Digitale Transformation’. Was planen Sie für Ihre Kundschaft und Mitarbeiter:innen in diese Richtung?
Fressnapf befindet sich momentan voll in der Digitalisierung und das wird auch im Markt ankommen. Wir haben schon Pilotmärkte, in denen wir iPads einsetzen, um den Kund:innen mit einer digitalen Regalverlängerung zu beraten. Die komplette Verzahnung bis in den Vertrieb ist innerhalb des letzten Jahres schon sehr stark gestiegen – bei uns in der Zentrale lösen wir Papier ab. Als Paradebeispiel haben wir eine App für unsere internen Order Days erstellt. Mit deren Hilfe können unsere Franchisepartner:innen und unsere eigenen Filialen Ware bestellen. Die Daten werden mit der App direkt digital in unsere Warenwirtschaft übertragen. Damit können wir dem Vertrieb eine ganz neue, arbeitserleichternde Möglichkeit aufzeigen.
Konkret ist es in den Filialen so, dass diese in den nächsten 24 Monaten komplett umgebaut werden und eine ganze Menge passieren wird, um die Digitalisierung auch in unseren Märkten voran zu bringen. Dies alles geschieht nicht, um mehr IT in den Markt zu bringen, sondern ausschließlich darum, unseren Mitarbeiter:innen in den Filialen das tägliche Arbeiten mit Hilfe einer gut funktionierenden IT zu erleichtern. Es wird keine PCs mehr geben, sondern alles über ,thin clients’ laufen und Daten werden in unseren Rechenzentren gespeichert und nicht mehr dezentral abgelegt.
Ist Fressnapf eigentlich weiter auf Expansionskurs?
Fressnapf befindet sich auf einem konsequentem Wachstumskurs und wir werden in den nächsten fünf Jahren rund 860 neue Filialen eröffnen.
Stimmt es eigentlich, dass man bei Ihnen seinen Hund ins Unternehmen mitbringen darf?
Das ist korrekt. Die ,Zusammenarbeit’ von Mensch und Tier ist aber in einem ,Hundeknigge’ geregelt. So darf der Hund zum Beispiel gerne ins Büro, nicht aber in die Logistik oder die Kantine. Insgesamt klappt dieses Zusammenleben sehr gut. Auf unserem Campus treffen sich in den Pausen alle Hundebesitzer für Gassi-Runden in einem benachbarten Park oder gehen auf unsere eigene große Hundewiese. Das trägt zu einem sehr lebendigen Miteinander bei.
Welche Mitarbeiter:innen suchen Sie derzeit, wenn wir von Absolvent:innen sprechen, am meisten?
Wir suchen hauptsächlich nach Leuten, die aus der Applikationswelt kommen – das sind insbesondere Wirtschaftsinformatiker:innen, die Business-Prozesse verstehen und diese mit unsere Fachabteilung in entsprechende IT-Anforderungen übersetzen. Ich suche aber genauso auch nach Fachinformatiker:innen, Programmierer:innen, Entwickler:innen und Designer:innen. Dieser neue digitale Weg im Unternehmen bietet vielfältige Möglichkeiten, seine Talente und Qualifikationen bei Fressnapf einzubringen.
Benjamin Beinroth, 39, hat erst eine Ausbildung zum Energieelektroniker gemacht und danach in Kassel Wirtschaftsinformatik studiert. Seit 2016 leitet er als CIO die IT-Abteilung bei Fressnapf und ist Mitglied der Geschäftsleitung.
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