Die fortschreitende Digitalisierung prägt das Geschäftsumfeld von Unternehmen, insbesondere im Umgang mit IT-Systemen. Traditionell betriebene On-Premise-Systeme stehen nun Cloud Computing gegenüber, das flexiblere und kosteneffizientere Lösungen verspricht. Igor Ivkić beleuchtet die Thematik für uns und zeigt die damit verbundenen wachsenden Karriereperspektiven im Cloud Computing auf.
Im digitalen Zeitalter benötigt jedes Unternehmen unterschiedliche IT-Systeme für die Speicherung und Verarbeitung von Daten. Der klassische Weg (auch „On Premise“ genannt), wie man die notwendigen IT-Systeme bereitgestellt hat war, dass man eine eigene IT-Abteilung aufgebaut hat, die sich um die Anschaffung, Inbetriebnahme, Wartung und den Support gekümmert hat.
Gerade bei der Anschaffung ist es oft schwierig abzuschätzen, wie groß der eigene Bedarf an Rechenleistung tatsächlich ist und wurde in den meisten Fällen so gelöst, dass beim Einkauf von IT-Hardware „überdimensioniert“ wurde und größere, leistungsstärkere Server mit mehr Computing-Power angeschafft wurden. Ganz nach dem Motto „für den Ernstfall sind wir gut gerüstet“.
Umgekehrt könnte man aber auch sagen, wenn der Ernstfall nie eintritt, hat man Rechenleistung auf Vorrat gekauft, die nie benutzt wurde. Zusätzlich dazu ist es oft schwer einzuschätzen, wie viel Geld ein Unternehmen für die eigene IT im Betrieb ausgibt. Oder anders ausgedrückt: wie viel Zeit, Ressourcen und Geld wird benötigt für den laufenden Betrieb der eigenen IT-Systeme.
Seit 2006 hat sich ein neuer Trend (Cloud Computing), wie man Computing-Power zur Verfügung stellt, entwickelt. Cloud Computing bietet einen alternativen Ansatz, um Unternehmen die notwendige Computing-Power bereitzustellen. Anstatt die Hardware im Serverraum selbst zu besitzen und warten zu müssen, werden nun Rechenleistungen über das Internet bezogen und in einem „Pay as you go“-Stil abgerechnet. Man könnte fast sagen, dass hier ähnlich wie beim Strom, die Computing-Power aus der Steckdose kommt und man für den tatsächlichen Verbrauch von Rechenleistung bezahlt.
Unternehmen wie Amazon (AWS), Google (GCP) und Microsoft (Azure) fungieren als Cloud Provider und bieten die Rechenleistung ihrer eigens dafür gebauten Rechenzentren über das Internet an. Anstatt den Server zu besitzen, kann man die Rechenleistung, die man benötigt, in der Cloud für die Dauer der Verarbeitung mieten.
Die Cloud Provider bieten ihren Kunden folgende drei Servicemodelle an:
• „Infrastructure as a Service“ (IaaS): bei diesem Servicemodell möchte der Kunde die Hardware (also die Server) nicht mehr im eigenen Unternehmen haben, sondern über das Internet „mieten“. Der Cloud Provider kümmert sich um die Hardware und der Kunde kann die eigene Software darauf installieren und nutzen.
• „Platform as a Service“ (PaaS): bei diesem Modell bekommt der Kunde eine vollwertige Cloud-Plattform bestehend aus Hardware, Software und Infrastruktur. In der Regel wird dieses Servicemodell für Software-entwickelnde Unternehmen ger- ne genutzt.
• „Software as a Service“ (SaaS): hier kauft der Kunde eine fertige Software „von der Stange“ und benutzt sie nur noch. Ein gutes Beispiel wären Cloud-Dienste wie Spotify, Dropbox, Netflix etc., also Applikationen, die einen Dienst bzw. eine Anwendung erfüllen und dabei die Rechenleistung in der Cloud verwenden.
„Die Cloud Computing Engineers brauchen den nötigen Rundumblick, um das Thema Cloud als Ganzes und aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten zu können”
Die abgebildete Grafik vergleicht den klassischen „On Premise“-Ansatz mit den drei Cloudservicemodellen (Iaas, PaaS und SaaS).
Beim direkten Vergleich zwischen „On Premise vs. Cloud“ kommen die Vorteile und mehr Möglichkeiten der Cloud schnell ans Tageslicht. Ein Unternehmen, das zum Beispiel: einen neuen Server benötigt, muss den ganzen langwierigen Prozess von der Bestellung bis zur Inbetriebnahme und der laufenden Wartung im Betrieb durchlaufen. In der Cloud ist man jedoch nur einen Mausklick weit entfernt, um gerade benötigte zusätzliche Serverkapazitäten zu kaufen und auch gleich zu nutzen – eben „Pay as you go“.
Der Unterschied lässt sich noch deutlicher aufzeigen, wenn man den Kauf von IT-Systemen On Premise mit dem Kauf eines Autos vergleicht. Ähnlich wie beim Schätzen wie viele Computing-Power ein Unternehmen benötigt, kauft man im Normalfall ein „überdimensioniertes“ Auto mit mehreren Sitzplätzen und einem gewissen Kofferraum-Volumen. Im Vergleich dazu würde man als Fahrer:in in der Cloud ein Auto kaufen, das genau einen Sitzplatz hat, wenn man allein unterwegs ist. Wenn dann der Fall eintritt, dass man einen Freund/eine Freundin abholen und mitnehmen muss, würde dieses „Cloud-Auto“ um einen zusätzlichen Sitz erweitert werden können.
Sollte es vorkommen, dass man beim Einkaufen mehr Platz im Kofferraum benötigt, kann auch dieser wachsen bzw. nach dem Ausladen des Einkaufs auch wieder schrumpfen. Je nachdem, was gerade benötigt wird, wächst und schrumpft die Cloud mit den tatsächlichen Anforderungen mit und man bezahlt nur für das, was man verbraucht hat.
Viele Unternehmen stehen vor der Herausforderung, eine Migration von On Premise hin zur Cloud durchzuführen. Dabei fehlt oft das nötige Wissen über die „Technologie: Cloud“, um einschätzen zu können, welche Möglichkeiten es gibt beziehungsweise wie man so ein Migrationsprojekt erfolgreich durchführt. Ein Migrationsprojekt ist jedoch kein rein technisches Unterfangen, sondern erfordert auch das notwendige Gespür, um die Mitarbeiter:innen auf die Cloud-Transformation vorzubereiten.
Das Unternehmen muss sich vom klassischen Denkmuster (wie im Autokauf-Beispiel) wegbewegen, hin zu einem Service-orientiert (nach Bedarf) denkenden Gedankengang. Die Fragen, die man sich dabei stellen sollte, sind nicht, OB man zur Cloud migriert, sondern WANN und WAS man als Unternehmen tatsächlich von der Cloud benötigt, für das Daily Business. Damit Unternehmen diese Entscheidungen leichter treffen können, benötigt es Cloud Engineers oder „Techniker mit dem nötigen Rundum-Blick“, die eine gebildete Entscheidung zur Cloud treffen können.
Diese Cloud Engineers können im Unternehmen die On Premise Situation einschätzen und wissen, welche alternativen Möglichkeiten die Cloud bietet. Anstatt eine „aus dem Bauch heraus“-Entscheidung zu treffen, wird so der Weg in die Cloud bewusst gewählt. Es besteht auch ein großer Markt für Cloud Engineers in der IT-Beratung, wo sie Unternehmen als externe Consultants dabei helfen, Migrationsprojekte zu planen und umzusetzen.
Darüber hinaus gibt es auch jede Menge Karrieremöglichkeiten in der Softwareentwicklung, wo man als Software Developer sowohl als interner als auch als externer Cloud Engineer Unternehmen bei der Entwicklung von „Cloud-Native Applikationen“ zu unterstützen. Man könnte fast sagen, die Cloud ist gekommen, um zu bleiben, da der Bedarf an mehr Rechenleistung in naher Zukunft eher zunehmen wird. Dadurch wird es mehr Cloud Engineers brauchen, die den Unternehmen bei ihrer Digitalisierung unterstützen.
Studium an der FH Burgenland
Masterstudium Cloud Computing Engineering
Das Masterstudium Cloud Computing Engineering der FH Burgenland mit den Schwerpunkten IoT, Security und Management vermittelt Entscheidungsfindungsprozesse aus technischer, organisatorischer und rechtlicher Sicht, um umfassende Lösungen für Organisationen entwickeln zu können. Der für den deutschsprachigen Raum einzigartige Studiengang verbindet die technischen Aspekte mit der wirtschaftlich-organisatorischen Umsetzung und schafft damit die idealen Bedingungen das erlernte Wissen im Berufsfeld praktisch anzuwenden.
Der Studiengang ist äußerst flexibel, da er einen hohen Anteil an aktuellen Themen beinhaltet wie zum Beispiel Industrie 4.0 & Digitalisierung, Internet of Things und Security.
Durch einzigartige didaktische Ansätze werden Methoden und Technologien erläutert und gelehrt, wie man sie anwendet und darüber reflektiert. Es besteht außerdem die optionale Möglichkeit an internationalen Projekten mitzuwirken oder ein weiterführendes Doktoratsstudium an einer der Partnerhochschulen anzustreben.
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Über den Interviewpartner
Igor Ivkić ist Studiengangsleiter an der FH-Burgenland (Österreich) und PhD-Student an der Lancaster University (UK). Er leitet den Master Cloud Computing Engineering (MCCE) und forscht im Bereich der Cyber-Physischen Systeme, IoT, Security und Industrie 4.0.