Wie steht es um die digitale Transformation in Kliniken? Sascha Simon, Mitglied der Geschäftsleitung bei der Sana IT Services GmbH, beleuchtet den Status Quo, beantwortet die Fragen nach den Ansprüchen an die Mitarbeitenden und wird konkret: Woran wird gearbeitet? Wie gelingt es, Medizin und IT miteinander zu vereinen? Und wird die Digitalisierung wirklich alles vereinfachen?
„Das gesamte Gesundheitswesen nimmt aktuell Anlauf, um in der digitalen Transformation große Schritte zu gehen. Das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) stellt eine gute Basis für den Digitalausbau der Krankenhäuser dar, denn in den sich daraus ergebenden Projekten steht eindeutig der Patientennutzen im Fokus. Damit diese Projekte die richtigen Ergebnisse liefern und Projekterfolge gesichert werden können, müssen in den Krankenhäusern, wie zum Beispiel auch den Sana Kliniken, die erforderlichen Kompetenzen hergestellt werden. Dies betrifft konkret IT- und Digitalisierungs-Know-how, aber auch einige Disziplinen aus nicht-technischen Berufen.
Nach dem heutigen Stand ist der Digitalisierungsgrad eher gering, der Umgang mit IT-Tools auf einer Station nicht allgegenwärtig. Was die Situation noch einmal besonders macht, ist die Vielfalt unserer Mitarbeitenden, die allesamt das profunde Wissen in ihren Kernberufen Medizin, Pflege und Patientenbetreuung haben. Der Umgang mit digitalen Werkzeugen ist allerdings weder zwingend vertraut, noch ausgebildet oder tiefgreifend geübt. Unterschiedliche Vorerfahrungen, Muttersprachen, Generationenunterschiede – all diese Aspekte müssen in den Digitalisierungsprojekten dringend berücksichtigt werden.
Wie gelingt die Zusammenarbeit mit der Pflege
Um die Zusammenarbeit erfolgreich zu gestalten, geht es auch darum, die medizinischen Fachbereiche bei der Gestaltung ihrer zukünftigen Digitalprozesse aktiv und verantwortlich einzubringen. Wir bei der Sana IT Services haben uns diesbezüglich ganz bewusst Gedanken dazu gemacht, welche Rollen für die Vorhaben zielführend sind. So haben wir, neben anderen, die Rolle des Product Owners etabliert. Product Owner entstammen der ärztlichen oder pflegerischen Seite, weil sie das Fachwissen der Praxisanwendung haben und so ein Bindeglied zwischen Entwicklung und Anwendung bilden. Die sich daraus ergebende Identifikation in Medizin und Pflege wollen wir bewusst im Prozess verankern. Die Fachbereiche nehmen die Verantwortung für die Gestaltung Ihrer Arbeitsumgebung mit diesen Rollen an und werden in den Fragen zum Prozessdesign, Applikationsübergreifender Prozesse, Standards der Medizinformatik und mehr durch die IT beraten und unterstützt.
Wenn Prozesse mit digitalen Möglichkeiten neu gestaltet werden, gibt es nicht an jeder Stelle direkt einen Benefit – nicht jede:r Mitarbeitende einer Klinik wird durch die interne, mobile, digitale Akte plötzlich massiv entlastet. Gerade in der Pflege muss man an diesem Punkt ehrlich sein und darauf achten, wie ergonomisch alles organisiert wird. Mitunter erhöht sich der Arbeits- und Dokumentationsaufwand an einzelnen Stellen, an anderen sinkt er in der Folge deutlich ab. Die Effekte verteilen sich nicht gleichmäßig über alle Handgriffe auf der pflegerischen oder ärztlichen Ebene. Ein Fallbeispiel ist die Verschreibung von Medikamenten. Gemäß den rechtlichen Bestimmungen darf nur ein Arzt oder eine Ärztin Medikamente verschreiben. Was papiergebunden mit einer raschen Notiz auf dem Rezept erfolgt, erfordert nun die strukturierte Erfassung der Medikation durch die Arztrolle direkt im IT-System. Vielleicht für die Ärzte am Anfang etwas aufwändiger – es profitieren aber viele im Prozess nachgelagerte Stellen, da die Information über alle benötigten Stellen, etwa der Krankenhausapotheke, bis zur Stellung der Medikamente am Patientenbett direkt ankommt.
„Selbst war ich oft schon Pate für neue Mitarbeitende. Das bin ich auch immer wieder gerne, da diese Menschen umgekehrt ja auch ein Pate für mich sind. Ich lerne darüber viel über das Denken und Handeln der aktuellen Generation und das auf Augenhöhe.“ – Sascha Simon
Für die Berufe aus dem Spektrum IT und Digitalisierung erwarten wir eine deutliche Weiterentwicklung und einen neuen Fokus. In vielen Krankenhäusern gibt es heute IT-Systemadministratoren und Applikationsbetreuer:innen, ebenso viele Berufe im Service und Support. Die Verfahren zur Bereitstellung der Systeme unterliegen einer enormen Weiterentwicklung, die künftig eine deutliche stärkere Automatisierung der Betriebstechnik ermöglicht. Dafür rücken neue Aspekte in den Vordergrund: IT-Architektur, Datenmanagement, Prozessmanagement und Systemintegration. Die Berufsbilder der Zukunft unterstützen die Kliniken und ihre Prozesse in agilen Projekten und ergonomischen Lösungen.
Weiterbildung als essenzieller Faktor für alle – auch Einsteiger
Für uns liegt daher der Weg als eine lernende Organisation auf der Hand. Unser Potenzial ist zu vielen Teilen bereits im Haus, unser Weg liegt in klaren Pfaden zur Qualifizierung, Up- und Reskilling. Dabei spielt neben der fachlichen Bildung auch das Methoden Know-how und moderne, selbstbestimmte Arbeitsgestaltung eine große Rolle.
Die Lernpfade und Programme werden auch mit Portalen und eLearning unterstützt, wie mit dem Sana e.Campus und unserem Healthcare IT Programm in Zusammenarbeit mit der Digital Avantgarde Akademie. Dort gibt es beispielsweise eine Zertifikats-Weiterbildung im Wert von rund 10.000 Euro, die circa 9 Monate dauert und durch inhaltlich passende Praxiserfahrungen begleitet wird. Die Zugangsmodalitäten der Akademie sind so gestaltet, dass auch junge Berufseinsteiger:innen teilnehmen können, indem sie sich – passend zum aktuellen Projekt – auch einzelne Kurse herauspicken können. Das ist alles Teil unseres Selbstverständnisses als lernende Organisation.
Konkrete Projekte aus der Gesundheits-IT
Als Branche an sich ist die Healthcare IT absolut zukunftsträchtig und der Purpose einer Arbeit bei uns liegt sofort auf der Hand. Die Branche ist im Aufbruch, die streng hierarchischen Organisationsformen werden verändert und moderne Arbeitswelten selbstverständlich. Projektbezogen lässt sich berichten, dass wir uns fachlich an den großen Themen des KHZG orientieren. Auf der einen Seite realisieren wir Projekte im Bereich der Binnendigitalisierung: „Wie wird im Krankenhaus die medizinische pflegerische Dokumentation digital mit strukturierten Daten geführt?“ ist die zentrale Frage. Hier sind viele Projekte angesiedelt, die auch von unseren jüngeren Berufseinsteiger:innen übernommen werden. Auf der anderen Seite gibt es Projekte wie das Patientenportal. Dieses bezieht sich auf alle Interaktionspunkte mit Patienten vor, während und nach dem Aufenthalt. Was man woanders unter der Customer Centricity kennt, läuft bei uns auf Patient Centricity hinaus: Was nutzt Patienten wirklich? Auch hier finden sich ideale Einstiegsprojekte, denn man lernt hier sehr schnell viele Themen kennen und beispielsweise auch den gesetzlichen Rahmen, in dem wir uns bewegen müssen.
Nicht nur die formalen Modalitäten einer Jobbeschreibung sind entscheidend, auch die Frage nach der Selbstbestimmtheit bei der Arbeit muss unbedingt gefördert werden. Bei uns in der Sana IT haben wir den Startvorteil, dass wir das als eigene Einheit bereits vorleben, sodass die Sana als Klinikverbund nicht erst einzeln damit anfangen muss. Zu den wichtigsten Maßnahmen, welche die Sana dafür realisiert hat, gehört beispielsweise das Patenprogramm und das sehr strukturierte Onboarding. Dabei beeindrucken mich gerade junge Menschen damit, wie sehr sie agile Methoden schon längst verinnerlicht haben. Ihr Umgang auch mit älteren Kolleg:innen ist von vornherein nicht von Hierarchie geprägt, sondern von einem respektvollen Selbstverständnis auf Augenhöhe. So können beide Seiten viel voneinander lernen.“
Für wen das interessant klingt:
Für einen guten Start bei der Sana IT Services braucht es eine Grundlagenqualifikation in Wirtschaft oder IT und unbedingt Gestaltungswillen. Du musst nicht zwangsläufig ein reiner Coder sein, denn viele Stellen beschäftigen sich mit Prozessen: Wie wird Anforderungsmanagement betrieben? Wie werden Veränderungen umgesetzt? Zentral dafür sind methodische Kompetenz, klare Kommunikation. Starke Skills, die häufig auch aus der Wirtschaftsinformatik oder Healthcare-Studiengängen kommen.
Weitere Infos und persönliche Einblicke in die Sana IT Services findest du auf ihrem Profil!