2022 war ein unbeständiges Jahr für Tech-Firmen mit großen Entlassungen bei Microsoft, Tesla, AirTable und weiteren, sowie mit rapide fallenden Aktien. Dennoch zählen Entwickler:innen und Ingenieure immer noch zu den gefragtesten Experten auf dem Arbeitsmarkt. CodinGame und CoderPad haben wieder über 14.000 Berufstätige aus 131 Ländern zum „State of Tech Hiring“ befragt, um herauszufinden, was die Industrie und auch die Entwickler:innen von morgen erwartet. Damit auch du als Nachwuchsdeveloper:in den Einstieg meisterst, haben wir hier die wichtigsten Punkte der Studie zum IT-Arbeitsmarkt 2023 für dich zusammengestellt, die für deine Zukunft in der Entwicklerbranche essentiell sein könnten.
Mainstream-Bildung war gestern
Mehr als die Hälfte der befragten Entwickler:innen haben keinen Universitätsabschluss in Computerwissenschaft und sogar ein Drittel gibt an, die Fähigkeiten autodidaktisch entwickelt zu haben. Das kommt gar nicht schlecht an, denn Arbeitgeber haben bereits reagiert: 80 Prozent der Unternehmen stellen Entwickler:innen ohne akademischen Hintergrund ein, solange sie ihre Skills praktisch beweisen. Die restlichen 20 Prozent beharren jedoch unverändert auf einen Universitätsabschluss. Dass akademisches Prestige immer noch von manchen Firmen über individuelles Talent und praktisches Know-how gestellt wird, ist ein völlig veraltetes Modell, das vermutlich in Zukunft immer weniger praktiziert werden wird. Eine mögliche Erklärung für das Beharren auf einen formalen Abschluss könnten spezielle Dienstleistungsunternehmen sein, die ihren eigenen Kunden wiederrum die Kompetenz der Mitarbeiter vermitteln, oder ‚ausleihen‘. Das geht am einfachsten mit einem offiziellen Abschlusszeugnis, das wiederum Einfluss auf die Vergütung hat. Da hört es sich schon besser an, dass die meisten Unternehmen in New Work investieren, um individuelle Talente verstärkt an die Firma zu binden. Weil fähigen Entwickler:innen der Arbeitsmarkt offen steht, laufen Firmen Gefahr, ihre Talente an besser bezahlte, flexiblere Arbeitsplätze zu verlieren. Deshalb passen Unternehmen sich den Bedürfnissen ihrer Mitarbeiter:innen an und bieten ihnen mehr Freiheit, Flexibilität, Bequemlichkeit und ein Gefühl von Gemeinschaft auch in Arbeitsräumen.
Welche Fähigkeiten erwarten Arbeitgeber aktuell von Entwickler:innen?
Die drei wichtigsten Skills, die den Developer:innen von Morgen die besten Jobchancen zu Füßen legen, sind Web Development, DevOps und Datenbank-Software-Entwicklung. Künstliche Intelligenz, beziehungsweise Maschinenlernen und Game Development sind neben Web Development hoch im Kurs bei den Entwickler:innen selbst. Hier gibt es also eine kleine Diskrepanz zwischen dem, was die Fachkräfte interessant finden und dem, was Unternehmen derzeit zu nutzen scheint.
Back-end, full-stack oder App-Entwickler:innen zählen aktuell zu den gefragtesten Talenten. Es gibt einen Mangel an Entwickler:innen in diesen Bereichen, der nur langsam zu füllen ist, da 70 Prozent der back-end und 64 Prozent der full-stack Spezialist:innen sich ihr Skillset im langjährigen Studium angeeignet haben und so der Markt nicht stetig geflutet ist von neuen Absolvent:innen. In der Nachfrage um zwei Plätze gesunken jedoch sind reine DevOps-Positionen, obwohl dieses Skillset bei Arbeitgebern beliebt ist. Das könnte laut CoderPads Studie daran liegen, dass DevOp-Tätigkeiten nun vermehrt von Unternehmen als gemeinschaftliches Vorgehen innerhalb eines Tech-Teams angesehen werden, anstatt als singuläre Spezialistenrolle.
Die gefragtesten Programmiersprachen sind nach wie vor Python, JavaScript und Java. Der Underdog unter den Programmiersprachen ist offenbar Typescript. Bei ihr ist die Nachfrage von Unternehmen höher als das Angebot durch Experten. Für Frameworks sind Node.js, React, und. NETCore sowohl am gefragtesten als auch am gängigsten.
Das Bewerbungsgespräch – ein zweiseitiges Kennenlernen
Als Entwickler:innen möchte man die eigenen Skills natürlich bestmöglich präsentieren und so den potentiellen Arbeitgeber von sich überzeugen. Das Unternehmen möchte einen möglichst akkuraten Einblick in die Fähigkeiten des Bewerbers, um zu erkennen, ob er seine Rolle erfüllen kann. Personalvermittler:innen bevorzugen aus diesem Grund mittlerweile live-coding mit anschließender Diskussion des Codes, technischen Tests, praxisbezogenen Fragen und Einsicht eines persönlichen Portfolios. Die Entwickler:innen selbst ziehen oft die technischen Tests vor, gefolgt von take-home-Aufgaben. Konsens finden Personaler und Bewerber:in beim live-coding-Interview. Letztlich muss aber auch das Unternehmen die Bewerber:innen von sich überzeugen, denn die Firma bewirbt sich ebenso bei dir. Präsentiert sich das Unternehmen nicht im besten Licht oder kann dem Kandidaten oder der Kandidatin nicht die Konditionen bieten, die sich diese:r wünscht, kann die Firma schließlich einen wertvollen Mitarbeiter an die Konkurrenz verlieren. Darum müssen sich sowohl Developer:innen als auch Recruiter von ihrer besten Seite zeigen. Tatsächlich ist es eine echte Herausforderung für Firmen geworden, gute Entwickler:innen im Bewerbungsgespräch von sich zu überzeugen und sich von anderen Arbeitgebern abzuheben.
Unter den Recruitern landete die eigene fehlende Überzeugungskraft auf Platz drei der größten Hürden bei der Suche nach Nachwuchsentwicklern. Talent zu finden und Talent zu erkennen befinden sich übrigens auf den Plätzen eins und zwei.
Was bleibt?
Trotz einiger Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt bleiben Entwickler:innen äußerst gefragt. Abgesehen von akademischen Graden oder Dienstjahren ist individuelles Talent der Schlüssel zum Erfolg. Was Recruiter und was Developer:innen wollen weicht auch dieses Jahr wieder teilweise voneinander ab. Lass dich aber nicht davon aus dem Konzept bringen, denn Trends, Technologien und gefragte Skillsets können sich in dieser Branche schnell ändern. Mit unseren Infos zu den aktuellsten Entwicklungen bleibst du up-to-date und gehst gut vorbereitet in das nächste Bewerbungsgespräch.
Über die Studie: Die 14.000 Befragten aus 131 verschiedenen Ländern stammen zu fast 48 Prozent aus Frankreich, gefolgt von den USA mit 8,7 Prozent und Deutschland mit 3,33 Prozent. Über 80 Prozent der Befragten waren männlich. Trotz dieser klaffenden Differenz gaben fast 23 Prozent der Recruiter an, dass das Fehlen von Diversität im Bewerbungsprozess kein Problem darstelle. Hier ist noch Raum für Verbesserung. Für gleiche Gehälter und Fähigkeits-basiertes Einstellen setzen sich zumindest jeweils circa 37 Prozent der Arbeitgeber ein. Die Befragten der Studie hatten zu 49 Prozent nur zwischen null und einem Jahr Arbeitserfahrung. Mit 24 Prozent waren die meisten zwischen 20 und 24 Jahre alt.