Die Software in Autos wird immer mehr zum Wettbewerbsfaktor. Aber was ist eigentlich mit der Hardware: Sollte man sich als Maschinenbauer noch in der Automobilbranche bewerben? „Unbedingt”, sagen BMW Group Vice-President Recruiting Moritz Kippenberger und seine Kollegin Leoni Putze, BE-Teamleitung in der Subkomponentenentwicklung. Sie erklären, warum alle MINT-Disziplinen wichtig bleiben beim Automobilbau.
Bitte stellen Sie sich doch eingangs beide kurz vor, damit unsere Leserschaft weiß, mit wem sie es zu tun hat.
Leoni Putze: Ich habe an der TU München zunächst einen Bachelor in Mechanical Engineering und danach einen Master in Automotive Engineering gemacht. Während des Studiums bin ich bei BMW als Werkstudentin eingestiegen und habe 2022 auch meine Master Thesis zum Thema „Development of a macroscopic FE-model of all-solid-state batteries“ in Kooperation mit dem Unternehmen verfasst. Seit Ende 2022 arbeite ich Vollzeit bei der BMW Group und bin heute BE-Teamleiterin im Bereich Energy Storage Systems.
Moritz Kippenberger: Ich bin Ingenieur mit Diplom von der RWTH Aachen und bin seit meinem Abschluss bei der BMW Group. Nach einem Einstieg im Bereich Produktion habe ich dann meine Leidenschaft für Personalthemen entwickeln dürfen. Ich habe gemerkt, dass die Begeisterung für Menschen und sie dabei zu begleiten, berufliche und persönliche Ziele zu erreichen, sehr glücklich macht. Heute bin ich Global Head of HR Services, Qualification & Recruiting.
Sehr schön, vielen Dank! Dann möchte ich Ihnen gleich einmal ein paar HR-Fragen stellen, Herr Kippenberger. Meine erste ist: Welche fachlichen Anforderung an Hochschulabsolvent:innen der Informatik hat BMW heute?
Moritz Kippenberger: Bei uns hat die Informationstechnologie bereits seit Jahrzehnten einen festen Platz in unserer Unternehmensgeschichte. Wir sind heute auch eine digitale Company. Das bedeutet, dass in jeder Abteilung Digitalisierung und Informationstechnologie von zentraler Bedeutung sind, egal ob in der Verwaltung, Entwicklung oder Beschaffung. Fast 60% unserer dualen Studiengänge, von insgesamt 25 verschiedenen Studiengängen, fokussieren sich auf digitale Themen. Daher variieren die Kompetenzen, die wir von Hochschulabsolventen erwarten. Neben klassischem Coding sind auch Kenntnisse in Datenbanken, IT-Architektur, Cloudsystemen, Cybersecurity und zunehmend in Künstlicher Intelligenz gefragt. Methodenkompetenz und die Beherrschung moderner Arbeitsmethoden wie Scrum oder Design Thinking sind ebenfalls von großer Bedeutung. Wir legen Wert auf die Fähigkeit zur Integration verschiedener Basiskompetenzen und auf kontinuierliches Lernen.
Und welches persönliche Mindset sollten Kandidat:innen mitbringen, um bei Ihnen erfolgreich zu sein?
Moritz Kippenberger: Leidenschaft ist die Basis für eine erfolgreiche Karriere bei uns, sowohl für die Aufgaben als auch für unsere Produkte. Zusammenarbeit ist ebenfalls entscheidend, da wir eine Werte- und Leistungsgemeinschaft sind. Wir arbeiten abteilungsübergreifend und teilen Werte wie Offenheit, Transparenz, Verantwortung, Wertschätzung und Vertrauen. Identifikation mit unseren gemeinsamen Werten ist entscheidend. Unsere Mitarbeitenden verbringen oft Jahrzehnte bei uns, was mit unserem starken Zugehörigkeitsgefühl und dem Vertrauen in die Teamarbeit zu tun hat. Jeder bringt individuelle Fähigkeiten ein, die für uns unersetzlich sind. Es ist eine Umgebung, in der sich smarte Köpfe entfalten können.
Sorgt das wachsende Gewicht der Software in der Automobilindustrie eigentlich dafür, dass Sie den Maschinenbau als klassische Disziplin für die Hardware zukünftig weniger benötigen?
Moritz Kippenberger: Nein, keineswegs. Der Maschinenbau bleibt bei der BMW Group von zentraler Bedeutung. Unsere Fahrzeuge sind High-Tech-Produkte, und die Software ist nur ein Teil davon. Gerade wenn es um die Gesamtfahrzeugkonzeption, Toleranzen und Wirkzusammenhänge geht, sind unsere Maschinenbauerinnen und Maschinenbauer unersetzlich. Die Integration von Soft- und Hardware ist entscheidend für die Elektrifizierung und Digitalisierung unserer Fahrzeuge. Es handelt sich nicht um ein Entweder-Oder, sondern um eine Integration verschiedener Disziplinen, um unsere Vision von elektrischer, digitaler und zirkulärer Mobilität zu verwirklichen. Der Maschinenbau bleibt das Fundament für Innovation bei der BMW Group.
Wie hat sich BMW im Kontext von New Work entwickelt und welche Ziele verfolgt das Unternehmen dabei, die Arbeitsweisen und -umgebungen zu verbessern?
Moritz Kippenberger: Bei der BMW Group ist New Work mehr als nur Remote-Arbeit. Es geht um Autonomie, die individuelle Bedürfnisse und Arbeitssituationen berücksichtigt und einen Dialog zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden ermöglicht. Das passt zu unserer Unternehmenskultur, die schon immer auf individuelle Lösungswege gesetzt hat. Bereits 2013 haben wir die erste Betriebsvereinbarung zur Mobilarbeit eingeführt. Wir vertrauen darauf, dass jedes Team die beste Arbeitsweise für sich selbst festlegt, ohne Quoten oder Vorgaben. Unter dem Motto „ConnectedWorks“ entwickeln wir unsere Arbeitsweisen und Arbeitsumgebungen kontinuierlich weiter. Dabei gibt es keine Einheitslösung, sondern wir setzen auf neue Arbeitsformen und Rahmenbedingungen sowie Schulungen. Innovation entsteht durch Zusammenarbeit, und das ist der Fokus von ConnectedWorks.
Leoni Putze: Als Mitarbeiterin schätze ich diese Autonomie sehr. Ich kann meine Arbeitszeit und -gestaltung flexibel anpassen und habe selbstverständlich immer die Möglichkeit, Aufgaben vor Ort anzugehen. Gerade der Punkt „Innovation durch Zusammenarbeit“, den Moritz gerade erwähnte, macht die Arbeit bei uns besonders spannend. Fahrzeugbau heute ist eine hochkomplexe Integrationsleistung.
Dies bedeutet, dass ich jeden Tag wieder Inspirationen aus den unterschiedlichsten Fachbereichen bekomme, die in meine Arbeit einfließen. Ich schätze diese Innovationskultur übrigens nicht erst, seit ich bei BMW in Vollzeit eingestiegen bin. Auch als Werkstudentin habe ich diesen Geist gespürt und den Austausch über verschiedene Fachbereiche kennengelernt.
„Dass Innovation durch enge Zusammenarbeit entsteht, gehört zur Unternehmenskultur“
Wie gelingt es Ihrem Arbeitgeber eigentlich, dass auch der Einzelne in einem derart großen Unternehmen sich wichtig für den Gesamterfolg fühl?
Leoni Putze: Dazu kann ich ein wenig aus dem Nähkästchen einer ehemaligen Werkstudentin berichten. (lacht) Natürlich ist es so, dass man am Anfang als Studierende nicht weiß, was einen erwartet. Gerade bei einem global operierenden Großunternehmen hätte es ja sein können, dass ich mich als Werkstudentin eher mit Aushilfstätigkeiten beschäftigen muss. Das Gegenteil war der Fall: Ich hatte vom ersten Tag an das Gefühl, dass man auf meine Arbeit und Meinung hohen Wert legt! Ich konnte die theoretischen Kenntnisse aus meinem Studium direkt in der Praxis anwenden und Ergebnisse sehen – dies hat auch dazu beigetragen, dass ich als Einzelne diese Bedeutung für das große Ganze gespürt habe.
Mein gesamter Werdegang bei BMW zeigt die Wertschätzung, die Mitarbeitende erhalten. Und diese Erfahrung habe ich in verschiedenen Fachbereichen gesammelt: Ich begann in der Batteriemodulentwicklung, schrieb meine Masterarbeit im Bereich „Forschung Fahrzeug“ und wurde schließlich über den Master Thesis Award fest angestellt. Im November 2022 wurde mir bereits eine BE-Teamleiter-Position angeboten. Und trotz aller anspruchsvollen Aufgaben, die gerade für Berufseinsteiger erstmal zu verdauen sind, habe ich mich dabei immer unterstützt gefühlt. Denn bei BMW kann man sich schnell ein Netzwerk aufbauen und stößt immer auf offene Türen, wenn man Gespräche oder Unterstützung sucht.
Ist der Einstieg über eine Werkstudententätigkeit aus Ihrer Sicht der Königsweg, um das Unternehmen besser kennenzulernen?
Leoni Putze: Praktika und Werkstudententätigkeiten sind einfach sehr wertvolle Möglichkeiten, ein Unternehmen und seine Kultur kennenzulernen. Man kann frühzeitig erkennen, ob ein Fachbereich und die Kollegen zu einem passen. Ich kann dazu nach meinen Erfahrungen nur raten, aber natürlich ist es ebenso möglich, über einen Direkteinstieg nach dem Studium bei der BMW Group zu beginnen und glücklich zu werden wie ich.
Moritz Kippenberger: Für uns sind diese Praxiseinsätze, wie auch unsere Nachwuchsprogramme ebenfalls wertvoll, da sie zur Ausbildung von Talenten beitragen. Junge Mitarbeitende können ihre Stärken und Schwerpunkte entwickeln und zeigen. Es ist wichtig, frühzeitig zu erfahren, wie die Realität im Unternehmen aussieht und welche Werte dort gelebt werden. Und selbst wenn es am Ende nicht zu einer vollen Erfolgsgeschichte wie bei Leoni wird, haben die Studierenden dann doch etwas an Erfahrungen für sich mitgenommen, was Ihnen auf dem weiteren Weg hilft.
Hat das Automobil eigentlich über die Notwendigkeit, gegen den Klimawandel anzukämpfen, an Strahlkraft bei jungen Menschen verloren?
Moritz Kippenberger: Absolut nicht. Bei der IAA Mobility in München haben wir gesehen, wie viele junge Menschen sich nach wie vor für Automobile begeistern. Das gilt übrigens auch für mich nach 25 Jahren bei BMW. (lacht)
Menschen wollen und müssen mobil bleiben – also ist es an uns, dies nachhaltiger zu ermöglichen. Der Maschinenbau spielt hier eine entscheidende Rolle bei der Förderung von Nachhaltigkeit in der Automobilindustrie. Nachhaltigkeit ist ein relevanter Faktor über den gesamten Produktlebenszyklus, von der Entwicklung bis zur Produktion – das ist eine wesentliche Stärke des Maschinenbaus. Deshalb ist er ein wichtiges Element im Kampf gegen den Klimawandel. Individualität und Nachhaltigkeit können also Hand in Hand gehen – und wir bei der BMW Group sind fest davon überzeugt, dass junge Menschen weiterhin Teil der Lösung sein wollen.
Leoni Putze: Der Maschinenbau ermöglicht es uns, die Nachhaltigkeit unserer Produkte und Prozesse zu bewerten und stetig zu verbessern. Dies ist tief in unserer Arbeit verankert und nicht durch reine Softwareentwicklung ersetzbar. Also wäre es auch das völlig falsche Signal, wenn es heißen würde, nur die Software Entwicklung sei maßgeblich, um im Wettbewerb zu bestehen. Natürlich, gerade bei der Zunahme autonomer Fähigkeiten von Fahrzeugen spielen die Konnektivität sowie Software Integration eine sehr wichtige Rolle. Das Engineering im Gesamtkonzept und auf Komponentenebene wird dadurch jedoch nicht weniger wichtig.
„Man muss BMW erleben, um zu verstehen, wie einzigartig das Unternehmen ist.“
Welchen Rat geben Sie denjenigen, die im Automotive-Bereich Karriere machen möchten – und warum sollten sie sich zuallererst bei der BMW Group bewerben?
Moritz Kippenberger: Man muss unser Unternehmen erleben, um zu verstehen, wie einzigartig wir sind. Wir bieten zahlreiche Entwicklungsmöglichkeiten, Vertrauen und Verantwortung für unsere Mitarbeitenden. Es ist eine Umgebung, in der man seinen Weg gestalten kann und sich persönlich weiterentwickelt.
Leoni Putze: Für mich ist tatsächlich der Punkt „Vertrauen und Zutrauen“ ein ganz wesentlicher, der das Unternehmen so besonders macht. Denn bei uns wird einem auch als Praktikant oder als Berufseinsteiger sehr viel Vertrauen entgegengebracht. Als Berufseinsteiger kann man hier bereits Verantwortung übernehmen und hat vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten – damit zeigt die BMW Group, dass sie einem auch einiges zutrauen! Zudem finde ich bei uns Unterstützung, Offenheit für Schulungen und persönliche Weiterentwicklung. Ein Blick auf die BMW Group durch Praktika oder Werkstudententätigkeiten lohnt sich definitiv – die Chance sollte sich keiner entgehen lassen!
DIE INTERVIEWPARTNER:INNEN
Leoni Putze ist seit November 2022 Leiterin eines Baukasten Engineering (BE) Teams der BMW Group: „Die Zeit als Werkstudentin war für mich ausschlaggebend”.
Moritz Kippenberger, Vice-President Recruiting bei der BMW Group: „Die letzten 25 Jahre sind verflogen”.
Mehr Beiträge zum Thema Automotive und Nachhaltigkeit findest du in unserem Karrierenetzwerk „New Mobility“ hier verlinkt.