Langeweile während des Studiums kommt beim Formula Racing Team DHBW Engineering Stuttgart nur selten auf, wenn eines ihrer Modelle wie der eSleek23 über den Hockenheimring brettert. Doch wie müssen solche Teams aufgebaut sein, um Erfolge zu verzeichnen und zugleich einen Beitrag für den Technologieaustausch zwischen Hochschule und Automobilwirtschaft zu leisten? Wir haben beim DHBW Engineering-Team Stuttgart nachgefragt.
Wo steht ihr heute und wo wollt ihr hin?
Das Formula Student Team DHBW Engineering Stuttgart befindet sich heute in einer Phase intensiver technischer Entwicklung und akademischer Weiterentwicklung. Unser Fokus liegt auf der Eigenentwicklung von Komponenten, darunter unser erster eigener Inverter, sowie die Entwicklung eigener Motoren. Dies ist ein wichtiger Schritt, um die Leistungsfähigkeit unseres Fahrzeugs zu steigern und unsere technischen Fähigkeiten zu vertiefen.
Gleichzeitig streben wir nach Gewichtsersparnissen und einer Verbesserung der Driverless-Software, ohne dabei die Zuverlässigkeit unseres Fahrzeugs zu gefährden. Unser Ziel ist es, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Leistung und Zuverlässigkeit zu erreichen, um in den Wettbewerben erfolgreich zu sein.
In Bezug auf Wettbewerbe streben wir an, bei den Events auf das Podium in der Gesamtwertung zu gelangen. Besonders wichtig ist es uns, den Endurance-Run immer erfolgreich zu durchfahren, da Ausdauer und Zuverlässigkeit Schlüsselkriterien für den Erfolg sind. Nicht zu vernachlässigen ist der Driverless-Cup. Nach dem erfolgreichen Absolvieren des fahrerlosen Acceleration- und Skidpad-Events ist für die kommende Saison das Absolvieren des Driverless-Cups geplant. Zudem streben wir an, beim Engineering Design Event unter die Top-Teams zu kommen, um unsere technischen Fähigkeiten und Innovationskraft zu demonstrieren. Insgesamt verfolgen wir das Ziel, uns kontinuierlich zu verbessern und unsere Leistungsfähigkeit sowohl in technischer als auch in wettbewerblicher Hinsicht zu steigern.
Verschiedene Disziplinen arbeiten an euren Fahrzeugen. Wie hoch ist der Koordinationsaufwand und in welchen Bereichen seht Ihr euch technologisch sehr stark bei der Entwicklung von Prototypen?
Die Koordination in unserem Formula Student Team DHBW Engineering ist in der Tat eine anspruchsvolle Aufgabe, da verschiedene Fachrichtungen an der Entwicklung unserer Fahrzeuge arbeiten. Hier sind einige wichtige Punkte in Bezug auf den Koordinationsaufwand und unsere technologischen Stärken sowie Herausforderungen im Bereich Forschung und Entwicklung (F&E):
- Hoher Koordinationsaufwand: Die Koordination zwischen den verschiedenen Subteams erfordert viel Aufmerksamkeit und Kommunikation, da jedes Subteam an einem spezifischen Bereich des Fahrzeugs arbeitet.
- Zwei Projektleiter und 10 Subteams mit je einem Teamleiter: Jedes Subteam verfügt über einen Teamleiter, das Gesamtteam über zwei Projektleiter, die sich sowohl mit organisatorischen als auch mit technischen Aufgaben befassen. Insgesamt haben wir etwa 80-90 Teammitglieder, die in ihren jeweiligen Teams arbeiten.
- Vielfalt der Teammitglieder: Unser Team besteht aus Menschen mit unterschiedlichem fachlichem Hintergrund. Mechaniker arbeiten eng mit Elektrotechnikern, Wirtschaftlern und IT-Spezialisten zusammen, um die verschiedenen Aspekte unseres Projekts zu unterstützen.
- Abhängigkeit von Fertigungspartnern: Wir sind auf Fertigungspartner angewiesen, um einige unserer Teile herzustellen. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit und Koordination mit externen Partnern. Diese Abhängigkeit kann bei Lieferengpässen zu gravierenden Problemen führen.
- Zeitdruck und Ressourcenmangel: Wir stehen unter extremem Zeitdruck, da alle Teammitglieder duale Studierende sind und tagsüber bei ihren Partnerunternehmen arbeiten oder sich in Pflicht-Vorlesungen befinden. Somit können viele Arbeiten nur abends oder nachts durchgeführt werden. Einige Mitglieder verlassen den Verein, da der Zeitaufwand auch in das Privatleben schneiden kann, wodurch die Arbeit der Teamleiter zusätzlich belastet wird. Zusätzlich ist die Zeit für Teambuilding-Aktivitäten begrenzt, was bei einem Studentenverein von großer Bedeutung ist.
- Technologischen Stärken: Wir sind besonders stark in der Entwicklung von eigenem Know-how und der Anwendung von innovativen Technologien, wie der Eigenentwicklung von Komponenten wie Invertern und Motoren. Wir sind jedoch auch darauf angewiesen, effektiv mit verschiedenen Fachrichtungen zusammenzuarbeiten, um die technischen Herausforderungen der Formula Student zu bewältigen.
Welchen Input kann der Technologietransfer zwischen Hochschule und Automobilwirtschaft für die Zukunft der Mobilität bringen und wo seht Ihr besondere Potenziale, die noch nicht ausgeschöpft werden?
Der Technologietransfer zwischen Hochschulen und der Automobilwirtschaft spielt eine entscheidende Rolle für die Zukunft der Mobilität. In Bezug auf unser Formula Student Team DHBW Engineering sehen wir folgende Potenziale und Positivbeispiele:
- Innovationsförderung: Der Technologietransfer durch Sponsorings und Partnerschaften ermöglicht es, frische Ideen und Innovationen aus der Hochschulforschung in die Automobilwirtschaft zu bringen. Dies kann dazu beitragen, neue Technologien und Konzepte zu entwickeln, die die Mobilität der Zukunft nachhaltiger und effizienter gestalten.
- Fachkräfteentwicklung: Durch die Zusammenarbeit mit Hochschulen können Unternehmen talentierte Studierende und Absolventen frühzeitig identifizieren und fördern. Dies trägt zur Entwicklung hochqualifizierter Fachkräfte bei, die die Zukunft der Automobilbranche gestalten können.
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Der Technologietransfer ermöglicht es, Experten aus verschiedenen Disziplinen zusammenzubringen, darunter Ingenieure, Informatiker, Wirtschaftswissenschaftler und mehr. Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit kann zu ganzheitlichen Lösungen für Mobilitätsprobleme führen.
- Forschungsprojekte: Hochschulen und Unternehmen können gemeinsame Forschungsprojekte initiieren, um spezifische Herausforderungen der Mobilität anzugehen. Diese Projekte können neue Erkenntnisse generieren und zur Entwicklung von Prototypen und Technologien beitragen.
- Praktische Erfahrung für Studierende: Studierende haben die Möglichkeit, durch Praktika, Abschlussarbeiten und Projektbeteiligungen in der Automobilwirtschaft praktische Erfahrungen zu sammeln. Dies fördert die berufliche Entwicklung und ermöglicht es den Studierenden, einen Einblick in die Branche zu gewinnen.
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